Gute Nacht, Peggy Sue
aus dem Mantel half. Es war offensichtlich, daß die beiden eine lange Zeit zusammen verbracht hatten. Und M. J. konnte sich gut vorstellen, wie es vor dreißig Jahren gewesen sein mußte, als der junge Mann dem kleinen Jungen aus seinem Wintermantel geholfen hatte.
Thomas hängte ihre Jacken in den Schrank. »Wir hatten zwei Anrufe während Ihrer Abwesenheit, Mr. Quantrell«, verkündete er.
»Was Wichtiges dabei?«
»Miss Calderwood hat angerufen, um zu fragen, ob Sie noch die Nachmittagseinladung bei den Wyatts wahrzunehmen gedenken. Und wenn ja, warum Sie dann nicht kämen?«
Adam stöhnte. »Gütiger Himmel, Isabel habe ich völlig vergessen.« Er griff nach dem Telefon in der Halle. »Sie ist bestimmt wütend.«
»Sie klang ziemlich indigniert.«
Adam wählte Isabels Nummer und horchte wartend auf das Rufzeichen. »Wer hat noch angerufen?«
»Ein Dr. Esterhaus. Ungefähr vor zwei Stunden.«
»Esterhaus?« Adam sah abrupt auf. »Warum?«
»Wollte er nicht sagen. Es geht um das Labor, nehme ich an. Er klang, als sei es dringend.«
»Wo ist er?«
»Seine Nummer steht dort auf dem Notizblock.«
Adam legte auf und wählte die Nummer, die Thomas aufgeschrieben hatte. Das Rufzeichen ertönte endlos.
»Er hat gesagt, er sei den ganzen Tag zu Hause«, bemerkte Thomas. »Vielleicht ist er nur kurz rausgegangen.«
Adam sah M. J. an. Es war ein Blick, nicht mehr, aber sie erkannte die Sorge darin.
Da ist etwas passiert. Er fühlt es auch!
Adam legte auf. »Fahren wir zu ihm.«
»Aber Sie sind doch gerade erst gekommen«, sagte Thomas.
»Da stimmt was nicht. Herb würde mich nie zu Hause anrufen, wenn’s nicht wichtig wäre.«
Thomas griff erneut nach ihren Jacken. »Also wirklich, Mr. Q.! Dieses ständige Hin und Her.«
Adam lächelte und klopfte ihm auf die Schulter. »Seien Sie doch froh, daß wir Ihnen nicht im Weg rumstehen.«
Thomas seufzte nur und begleitete sie zur Tür.
Gerade als sie in Adams Wagen stiegen, bog ein Mercedes so schwungvoll in die Auffahrt ein, daß der Kies spritzte. Isabel streckte den Kopf aus dem Fenster. »Adam!« rief sie.
»Hast du die Wyatts vergessen?«
»Entschuldige mich bei Ihnen!«
»Ich dachte, wir seien für den Nachmittag verabredet …«
»Ist was dazwischengekommen. Ich schaffe es nicht. Ich rufe dich später an. Okay, Isabel?«
»Aber Adam, du …«
Ihre Worte wurden durch das Aufheulen des Volvo-Motors verschluckt, als Adam und M. J. davonfuhren. Sie blieb allein und ungläubig zurück.
Adam warf einen Blick in den Rückspiegel und auf den schnell kleiner werdenden Mercedes. »Mist! Wie soll ich ihr das nur erklären?«
»Sag ihr einfach, was passiert ist«, antwortete M. J. »Sie weiß doch sowieso schon, was los ist, oder?«
»Isabel?« Er schnaubte verächtlich. »Erstens ist Isabel nicht dafür geboren, sich mit Unannehmlichkeiten irgendwelcher Art auseinanderzusetzen. So was gibt es bei ihr nicht. Zweitens ist sie nicht besonders verschwiegen. Wenn der Tratsch schließlich die Runde gemacht hat, bin ich ein einflußreicher Drogenhändler, und Maeve hat inzwischen drei Köpfe und ist Voodoopriesterin.«
»Du meinst … sie hat keine Ahnung von Maeve?«
»Sie weiß, daß ich eine Stieftochter habe. Aber sie hat mich nie nach ihr gefragt. Und von mir kriegt sie die blutrünstigen Details auch nicht zu hören.«
»Ist ein Problemkind nicht eine Sache, über die man mit seiner Freundin sprechen möchte?«
»Freundin?« Er lachte.
»Als was würdest du sie denn bezeichnen?«
»Als eine offizielle Begleiterin. Passend für alle Gelegenheiten.«
»Oh!« Sie sah aus dem Fenster. »Ich schätze, das deckt alles ab.«
Zu ihrer Überraschung legte er die Hand leicht auf ihren Arm. »Nicht
alles.
«
Sie blickte stirnrunzelnd in seine lachenden Augen. »Was bleibt denn außen vor?«
»Oh, Prügeleien auf der Straße, explodierende Häuser, all die Sachen, die sie nicht gut finden würde.«
»Ich bin nicht sicher, ob ich sie gut finde.«
Er wandte den Blick wieder auf die Straße. »Ich habe nie mit ihr geschlafen, wenn’s dich interessiert«, sagte er.
Die Feststellung kam so unerwartet, daß es M. J. einen Moment die Sprache verschlug. Sie starrte auf sein unbewegtes Profil. »Warum sagst du mir das?«
»Ich dachte, du solltest es wissen.«
»Vielen Dank, daß du meine brennende Neugier befriedigt hast.«
»Keine Ursache.«
»Und was, bitte schön, soll ich mit diesem Wissen anfangen?«
Er stöhnte. »Verstau es irgendwo in deinem
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