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Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Gute Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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strategische Denker, der das Ziel auswählt und den Plan entwickelt, der Anwerber, der Ausbilder, der unmittelbare Aufseher, der Märtyrer, der sich in die Luft sprengt – diese Leute funktionieren als Team, doch jeder Einzelne bleibt er selbst. Unterm Strich kommt etwas Verrücktes und Kontraproduktives heraus, obwohl jedes Element in sich schlüssig und nachvollziehbar ist.«
    Trout schüttelte den Kopf. »Ich verstehe den Zusammenhang nicht.«
    In der Tür gähnte Daker.
    »Der Zusammenhang liegt auf der Hand«, erwiderte Gurney. »Die Osama bin Ladens dieser Welt setzen sich nicht in Flugzeuge, um sie in Wolkenkratzer zu lenken. Sie sind psychologisch ganz anders gestrickt als ihre Handlanger. Entweder ist der sogenannte Gute Hirte mehr als eine Person, oder die vereinheitlichenden Schlüsse zu seinen Motiven und seiner Persönlichkeitsstruktur, die Sie gezogen haben, sind falsch.«
    Trout gab ein langes Seufzen von sich. »Äußerst interessant. Aber wissen Sie, was ich am interessantesten finde? Ihre Bemerkung über die Waffe – oder die Waffen. Das verrät Zugang zu geheimen Informationen.« Er lehnte sich zurück und stützte die Finger keilförmig unters Kinn. »Das ist ein Problem. Ein Problem für Sie, weil Sie sie besitzen, und ein Problem – womöglich sogar das Karriereende – für Ihren Informanten. Ich möchte Ihnen eine offene Frage stellen: Haben Sie noch weitere Informationen aus geheimen Akten der Bundespolizei, die sich auf diesen oder irgendeinen anderen Fall beziehen?«
    »Mein Gott, Trout, machen Sie sich bitte nicht lächerlich.«
    Die Halssehnen des Mannes spannten sich an, doch er blieb stumm.
    Gurney sprach weiter. »Ich bin hergekommen, um über ein mögliches Missverständnis in einem großen Mordfall zu reden. Wollen Sie die Sache wirklich auf einen Pisswettbewerb über einen hypothetischen Verstoß gegen Verwaltungsvorschriften reduzieren?«
    Nach traditioneller Verkehrspolizistenmanier hob Holdenfield die Hand. »Darf ich einen Vorschlag machen? Könnten wir vielleicht einen Gang zurückschalten? Wir wollen hier über Fakten, Beweise und vernünftige Deutungen diskutieren. Emotionen stören da nur. Wenn wir also …«
    »Sie haben völlig recht.« Trout rang sich ein angespanntes Lächeln ab. »Lassen wir Mr. Gurney – Dave – ausreden. Er soll alles auf den Tisch legen. Wenn es ein Problem mit unserer Deutung der Beweise gibt, müssen wir dem auf den Grund gehen. Dave? Sie haben sicher noch mehr zu sagen. Bitte fahren Sie fort.«
    Natürlich wollte ihn Trout nur dazu bewegen, sich weiter zu belasten. Seine Absicht war so durchschaubar, dass Gurney ihm fast ins Gesicht gelacht hätte.
    »Vielleicht war ich in den letzten zehn Jahren einfach zu nah an der Sache dran«, fügte der Agent hinzu. »Sie kommen mit einer frischen Perspektive. Also, was ist mir entgangen?«
    »Wie wär’s zum Beispiel damit, dass Ihre komplizierte Hypothese auf ziemlich dünnen Fakten beruht?«
    »Das ist eben das Besondere an der Kunst, eine Ermittlungsprämisse zu entwickeln.«
    »Oder das Besondere an schizophrenen Wahnvorstellungen.«
    »Dave …« Warnend hob Holdenfield ihre Hand.
    »Entschuldigung. Meine Sorge ist die, dass die Fallstudie, die in die Annalen der zeitgenössischen Kriminalpsychologie eingegangen ist, nichts anderes ist als eine große Blase. Das Manifest, die Einzelheiten der Anschläge, das Täterprofil, die Mythenbildung in den Medien, die angeheizte Fantasie der Öffentlichkeit und die akademischen Theorien haben alle ihren Beitrag zur Geschichte geleistet – sie geformt, an ihr gefeilt und sie zur unanfechtbaren Wahrheit gemacht. Das Dumme ist nur, dass es für diese angeblich unanfechtbare Wahrheit keine handfesten Beweise gibt.«
    »Außer natürlich den ersten beiden Punkten, die Sie angeführt haben«, warf Holdenfield scharf ein, »die durchaus handfest sind: das Manifest und die Einzelheiten der Anschläge.«
    »Aber angenommen, diese Einzelheiten und das Manifest wurden sehr bewusst kalkuliert, damit sie sich gegenseitig stützen und auf ein einheitliches Motiv verweisen? Angenommen, der Täter war doppelt so schlau, wie alle denken? Angenommen, er lacht sich seit zehn Jahren kaputt über Agent Trouts Ermittlungsstab?«
    Trouts Blick wurde hart. »Sie haben erwähnt, dass Sie das Profil gelesen haben?«
    Gurney grinste. »Und das klingt für Sie wieder nach Zugang zu den kostbaren Geheimakten. Ich habe nur auf das Täterprofil verwiesen , ohne zu sagen, dass ich es

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