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Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Gute Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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sich hier mit mir treffen?«
    Sie blinzelte und senkte die Augen. Dann holte sie tief Luft. »Erinnern Sie sich an unser Telefongespräch neulich? Das hat mich sehr bestürzt. Wenn Sie es genau wissen wollen: Ich mache mir Sorgen um Sie.« Sie griff nach ihrer Bloody Mary und trank mehr als die Hälfte davon.
    Als sich ihre Blicke schließlich wieder trafen, fuhr sie mit leiserer Stimme fort. »Eine Schussverletzung ist ein Schock. Unser Bewusstsein spielt den Moment immer wieder durch – die Bedrohung, den Einschlag. Unsere natürlichen Reaktionen auf so was sind Angst und Zorn. Die meisten Männer sind lieber zornig als ängstlich. Zorn auszudrücken fällt ihnen leichter. Ich glaube, die Entdeckung Ihrer Verletzlichkeit – die Tatsache eben, dass Sie nicht vollkommen sind, kein Übermensch – das hat Sie einfach wahnsinnig wütend gemacht. Und die lange Genesungszeit stachelt diese Wut weiter an.«
    War diese ernste Psychologin wirklich so aufrichtig, wie sie in diesem Moment klang? Brachte sie ihre ehrliche und mitfühlende Meinung zum Ausdruck? Interessierte sie sich tatsächlich für ihn? Oder war das nur ein weiterer Schritt einer zunehmend hässlichen Strategie, die ihn dazu bewegen sollte, sich selbst infrage zu stellen und nicht die Fallhypothese?
    Auf der Suche nach einer Antwort schaute er ihr in die Augen.
    Ihr intelligenter Blick ruhte unverwandt auf ihm.
    Auf einmal spürte er die Wut, die sie erwähnt hatte. Es war höchste Zeit, dass er hier verschwand, ehe ihm etwas herausrutschte, das er später bedauern würde.

Teil III Um jeden Preis

Prolog
    Er hatte eine Weile gebraucht, um es richtig zu formulieren, länger als erwartet. So viel war passiert, so viel musste geregelt werden. Doch nun war er endlich zufrieden. Die Botschaft brachte alles Notwendige auf den Punkt.
    Er machte zwei Ausdrucke, um sie mit Expresspost zu verschicken. Einen an Corazon, einen an Gurney. Dann trug er den Drucker hinters Haus und zertrümmerte ihn mit einem Ziegel. Er sammelte sämtliche Plastikscherben auf, selbst wenn sie nicht größer waren als abgeschnittene Stücke von einem Fingernagel, und stopfte alles zusammen mit dem restlichen Druckerpapier in eine Mülltüte, um sie im Wald zu vergraben.
    Vorsicht zahlte sich immer aus.

29
    Ein Berg von Puzzleteilchen
    Als er aus Branville in die sanften Hügel und struppigen Felder des nordöstlichen Delaware County fuhr, überschlugen sich in Gurneys Kopf die Gedanken. Seine natürliche Gabe, Daten in sinnvolle Muster zu ordnen, wurde von der schieren Flut von Informationen lahmgelegt.
    Es war, als müsste er einen Berg von Puzzleteilchen sortieren, ohne zu wissen, ob alle da waren und zu wie vielen Puzzles sie eigentlich gehörten. In einer Minute war er sicher, dass alles von einem einzigen Sturm durcheinandergewirbelt worden war; und in der nächsten war jede Gewissheit verflogen. Vielleicht war er einfach zu sehr darauf aus, eine einzige umfassende Erklärung zu finden, das Ganze mit einer einzigen eleganten Gleichung aufzulösen.
    Das Ortsschild von Dillweed regte ihn zu einem ersten
bescheidenen Schritt an, um sich Gewissheit zu verschaffen. Er stoppte am Straßenrand und rief Jack Hardwick an, der hier lebte. Bei überspannten Fantasien war ein schonungsloses Vier-Augen-Gespräch mit ihm immer ein gutes Gegengift.
    Nach zehn Minuten und sechs Kilometern auf kurvenreichen Schotterstraßen gelangte er zu dem leicht heruntergekommenen, gemieteten Farmhaus, in dem Hardwick wohnte.
    Wie üblich erschien der Polizist in T-Shirt und abgeschnittener Trainingshose an der Tür. »Willst du auch eins?« Er hielt eine leere Flasche Grolsch-Bier hoch.
    Zuerst lehnte Gurney ab, dann überlegte er es sich anders. Zwar würde er später nach Alkohol riechen, das wusste er, doch dann schob er es einfach auf ein Bier mit Jack und verschwieg die Bloody Mary mit Rebecca.
    Nachdem er eine Flasche für Gurney und noch eine für sich geholt hatte, sank Hardwick auf einen der beiden dick gepolsterten Ledersessel und winkte seinen Besucher zu dem zweiten. »Also, mein Sohn.« Sein Genuschel ließ ihn betrunken erscheinen, aber sein scharfer Blick sprach eine andere Sprache. »Wie lang liegt deine letzte Beichte zurück?«
    »Ungefähr fünfunddreißig Jahre.« Gurney ging auf das Spiel ein, weil er Hardwicks Hilfe brauchte. Er probierte das Bier, das gar nicht schlecht schmeckte, und sah sich im Wohnzimmer um. Seit Gurneys letztem Besuch hatte es sich hier genauso wenig verändert wie

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