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Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Gute Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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Jacks Kleidung. Nicht einmal der Staub hatte sich bewegt.
    Hardwick kratzte sich an der Nase. »Du musst in großen Schwierigkeiten stecken, wenn du nach so langer Zeit den Trost der Mutter Kirche suchst. Sprich offen über all deine Sünden: Gotteslästerung, Lüge, Diebstahl und Ehebruch. Die Einzelheiten beim Ehebruch würden mich am meisten interessieren.« Er produzierte ein lächerlich anzügliches Zwinkern.
    Gurney lehnte sich in dem breiten, weichen Sessel zurück und nahm noch einen Schluck Bier. »Der Fall des Guten Hirten wird allmählich kompliziert.«
    »War er schon immer.«
    »Das Problem ist, dass ich nicht weiß, mit wie vielen Fällen ich es zu tun habe.«
    »Zu viel Scheiße für eine Latrine?«
    »Wie gesagt, ich bin mir nicht sicher.« Dann zählte er so detailliert wie möglich die lange Litanei von Fakten, Ereignissen, Merkwürdigkeiten, Vermutungen und Fragen auf, die ihn beschäftigten.
    Hardwick zog ein zerknülltes Papiertaschentuch aus der Hosentasche und schnäuzte sich. »Und was willst du jetzt von mir?«
    »Sag mir einfach aus dem Bauch heraus, was davon in ein großes Ganzes passt und was davon eher ganz woandershin gehört.«
    Hardwick schnalzte mit der Zunge. »Bei dem Pfeil weiß ich nicht. Vielleicht wenn dir jemand einen Pfeil in den Arsch geschossen hätte …, aber einfach so im Boden zwischen den Rüben? Das hat für mich nicht viel zu bedeuten.«
    »Und das andere?«
    »Da würde ich schon eher hellhörig werden. Wanzen in Kims Wohnung, Brand in eurer Scheune, angesägte Treppe, die Deckenluke im Apartment der jungen Dame – für diese Scheiße muss man Zeit und Energie investieren und Risiken eingehen. Also ist es ernst. Das heißt, es steht was auf dem Spiel. Aber das ist nichts Neues für dich, oder?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Du willst wissen, ob ich meine, dass das alles zu einer großen Verschwörung gehört?« Er verzog das Gesicht zu einer übertrieben unschlüssigen Miene. »Die beste Antwort ist ein Spruch, den du bei unserer Arbeit am Fall Mellery vom Stapel gelassen hast: ›Es ist sicherer, einen Zusammenhang zu unterstellen, der sich als falsch erweist, als einen zu ignorieren, der sich als richtig erweist.‹ Doch es gibt noch eine größere Frage, Sherlock Holmes.« Er machte eine Pause, um zu rülpsen. »Wenn es dem Guten Hirten nicht darum ging, die bösen Reichen abzuschlachten, worum dann, verdammt? Die Antwort darauf ist der Schlüssel zu allen anderen Fragen. Noch ein Bier?«
    Gurney schüttelte den Kopf.
    »Ach, übrigens. Falls du wirklich versuchst, die bestehende Fallhypothese abzuschießen, musst du dich auf eine Flut von Scheiße gefasst machen, wie du sie noch nie erlebt hast. Galileo im Vatikan. Das ist dir doch hoffentlich klar.«
    »Spätestens seit heute.« Gurney dachte an Agent Trout mit dem monströsen Dobermann auf seiner düsteren Veranda in den Adirondacks. Die Drohung mit »Verwicklungen«. Die Anspielung auf die Brandstiftung. Und Daker, den mörderischen Handlanger aus tausend Filmen.
    »Gut, alter Knabe, Hauptsache, du bist im Bilde. Weil …« Jack wurde vom Klingeln seines Handys unterbrochen. Er zog es aus der Tasche. »Hardwick.« Stumm hörte er zu, seine Miene spiegelte wachsendes Interesse, dann Verblüffung.. »Verstehe … Verstehe … Was? … Heilige Scheiße! … Ja … Das war die Einzige? … Hast du das Anmeldedatum? … Okay … Genau … Danke … Bis dann.« Nach dem Ende des Gesprächs starrte er auf das Telefon, als erwartete er sich weitere Erklärungen von dem Gerät.
    »Was ist denn los?«, fragte Gurney.
    »Die Antwort auf deine Frage.«
    »Welche?«
    »Du wolltest wissen, ob Paul Mellani eine eingetragene Waffe hat.«
    »Und?«
    »Er hat eine. Eine Desert Eagle.«
    Auf der halbstündigen Fahrt von Dillwood nach Walnut Crossing konnte Gurney an fast nichts anderes denken. Doch so aufregend die Entdeckung auch war, viel anzufangen war damit letztlich nicht. Ihr Stellenwert war etwa so bedeutsam wie die Information, dass ein Axtmörder und sein Opfer, zwischen denen zunächst keine Verbindung zu bestehen schien, zusammen den Kindergarten besucht hatten. Bemerkenswert, nur was konnte man daraus schließen?
    Wichtig zu wissen wäre gewesen, seit wann Mellani die Waffe besaß. Aber auf der Erlaubnis zum verdeckten Tragen einer Schusswaffe, die Hardwicks Kollege eingesehen hatte, stand kein Anmeldedatum. Anrufe in Mellanis Büro und auf seinem Handy waren jeweils auf die Mailbox weitergeleitet worden. Selbst wenn

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