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Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Gute Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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es zu beiden Seiten von identischen Häusern. Ein Flecken grober Erde vorn – nicht viel größer als ein Doppelgrab – rief förmlich nach Blumen oder wenigstens Gras. Gurney parkte hinter Kim und beobachtete, wie sie den Wagen abschloss und sorgfältig beide Türen prüfte. Sie blickte hinauf zum Haus und in die Einfahrt – vorsichtig, wie ihm schien. Als er sich näherte, bedachte sie ihn mit einem nervösen Lächeln.
    »Stimmt was nicht?«, fragte er.
    »Nein, alles in Ordnung …, glaube ich.« Sie stieg die drei Stufen zur Eingangstür hinauf, die nicht abgesperrt war. Allerdings bot sie nur Zugang zu einem winzigen Vorraum mit zwei weiteren Türen. Die rechte war mit zwei solide wirkenden Schlössern versehen, die sie mit zwei verschiedenen Schlüsseln öffnete. Ehe sie am Knauf drehte, zog sie zweimal fest daran.
    Durch die Tür gelangte man in einen Flur. Sie führte ihn in den ersten Raum rechts – ein spärlich eingerichtetes Wohnzimmer. Futonsofa, Couchtisch, zwei niedrige Holzsessel samt losen Polstern, zwei minimalistische Stehlampen, ein Bücherregal, ein Karteischrank aus Metall mit zwei Schubladen und ein Esstisch, der als Schreibtisch diente, davor ein schlichter Stuhl. Auf dem Boden lag ein abgetretener erdfarbener Teppich.
    Er lächelte neugierig. »Was war das mit dem Türknauf?«
    »Hat sich schon zweimal gelöst, und ich hatte ihn in der Hand.«
    »Du meinst, er wurde absichtlich gelockert?«
    »Und ob ich das meine. Zweimal, wie gesagt. Beim ersten Mal hat die Polizei einen Blick darauf geworfen und die Sache als kleinen Jux abgetan. Beim zweiten Mal haben sie sich gar nicht mehr die Mühe gemacht, jemanden herzuschicken. Der Cop am Telefon fand das Ganze anscheinend ziemlich witzig.«
    »Ich finde es überhaupt nicht witzig.«
    »Danke.«
    »Ich weiß, ich hab vorhin schon danach gefragt, aber …«
    »Die Antwort ist Ja – ich bin mir sicher, dass es Robby war. Und nein, ich habe keine Beweise. Aber wer soll es denn sonst gewesen sein?«
    Die Türklingel meldete sich mit einer komplizierten Melodie.
    »O Gott. Die Idee stammt von meiner Mutter. Hat sie mir geschenkt, als ich eingezogen bin. Vorher gab es einen Summer, den hat sie gehasst. Bin gleich wieder da.« Sie verschwand Richtung Wohnungstür.
    Eine Minute später kam sie mit einer großen Pizza und einer Cola Light zurück.
    »Gutes Timing. Hab die Sachen von unterwegs mit dem Handy bestellt. Ich dachte, wir brauchen ein Mittagessen. Ist Pizza okay für dich?«
    »Klar.«
    Sie legte die Schachtel auf den Couchtisch und öffnete sie. Dann zog sie einen der leichten Sessel heran. Gurney ließ sich auf dem Sofa nieder.
    Nachdem sie beide ein Stück gegessen und mit Cola hinuntergespült hatten, fragte sie: »Also, wo willst du anfangen?«
    »Du hattest die Idee, mit den Familien von Mordopfern zu sprechen. Dann hast du dir vermutlich als Erstes überlegen müssen, welche Morde du nimmst.«
    »Genau.« Gespannt schaute sie ihn an.
    »An Mordfällen herrscht kein Mangel. Selbst wenn man sich auf ein einziges Jahr im Staat New York beschränkt, hätte man die Wahl zwischen Hunderten.«
    »Stimmt.«
    Er beugte sich vor. »Mich würde interessieren, nach welchen Kriterien du vorgegangen bist.«
    »Die Kriterien haben sich mit der Zeit geändert. Zuerst wollte ich eine breite Vielfalt, was die Opfer, die Morde, die Familien, die ethnische Herkunft und die verstrichene Zeit zwischen dem Verbrechen und jetzt angeht. So unterschiedlich wie nur möglich! Aber Dr. Wilson hat mir immer wieder eingeschärft, ich soll es einfacher machen. Die Variablen reduzieren, nach einem guten Aufhänger suchen, damit die Zuschauer es leicht verstehen können. Je stärker die Bündelung, desto klarer wird die Argumentation. Nachdem er mir das ungefähr zehnmal gesagt hat, ist mir endlich ein Licht aufgegangen. Die Sache wurde konkreter, und alles hat auf einmal gepasst. Ab da war mir klar: Ja, das ist es! Jetzt weiß ich genau, was ich will!«
    Gurney fühlte sich sonderbar berührt von ihrer Begeisterung. »Und wie sahen die endgültigen Kriterien dann aus?«
    »Ziemlich genau so, wie Dr. Wilson es vorgeschlagen hat. Die Variablen reduzieren. Bündeln. Einen Aufhänger suchen. Sobald ich mich auf diesen Ansatz verlegt habe, hat sich die Antwort praktisch von selbst herausgeschält. Mir wurde klar, dass ich mich bei dem Projekt auf die Opfer des Guten Hirten beschränken will.«
    »Der Typ, der vor acht oder neun Jahren mehrere Mercedes-Fahrer erschossen

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