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Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Gute Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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zum Ausdruck gebracht habe. Ich glaube, wie Kim sagt, dass das Fernsehen manchmal am Wesentlichen vorbeigeht. Sie achten einfach zu stark auf die sensationellen Sachen und zu wenig auf die echten Sachen, die zählen. Ich hoffte, dass die Mordwaisen anders sind, weil auch Kim einen anderen Eindruck machte. Doch jetzt weiß ich nicht mehr. Ich war ein wenig enttäuscht. Ich glaube, sie haben viel aus dem Interview herausgeschnitten, um Platz zu machen für die »Experten«, die Werbung und das ganze andere Zeug. Morgen früh werde ich Kim anrufen und sie danach fragen.
    Entschuldigt, ich muss jetzt aufhören. Gerade hat jemand in meiner Einfahrt angehalten. Nicht zu glauben, es ist doch schon fast elf. Wer kann das sein? So ein großer Geländewagen wie vom Militär. Mehr später.
    Gurney las es ein zweites Mal, ehe er wieder nach dem Telefon griff. »Bist du noch dran, Jack?«
    »Ja. Ihre Freundin in Ithaca schaut wie gesagt gegen Mitternacht in ihre E-Mails und findet den Hinweis auf eine Facebook-Nachricht, die sie anklickt. Es ist der Text, den Ruth um 22.58 Uhr abgeschickt hat – anscheinend bevor sie nach unten gegangen ist, um rauszufinden, wer sie in diesem großen Militärfahrzeug besuchen will. Könnte ein Hummer sein, was meinst du?«
    »Könnte sein.« Gurney dachte an Max Clinters einsatzbereiten Humvee mit Tarnanstrich.
    »Na ja, wenn es kein Hummer war, was denn sonst?
Jedenfalls, die Freundin versucht alles, um Ruth zu erreichen, und am Ende kommt schließlich ein Trooper, peilt die Lage, findet, dass alles in Ordnung ist, und will gerade wieder wegfahren, da taucht plötzlich die Freundin auf, die vor lauter Sorge die vierzig Kilometer von Ithaca herübergefahren ist, und besteht darauf, dass sie die Tür aufbrechen. Sie hat Angst, dass was Schlimmes passiert ist. Wenn er nicht öffnet, sagt sie, dann macht sie es. Großer Streit, der junge Trooper verhaftet sie fast, dann kommt ein anderer, älterer und erfahrener und beruhigt alle. Sie gehen um das Haus herum. Schließlich finden sie ein offenes Fenster, wieder Diskussionen und so weiter. Fazit: Die Streifenbeamten gehen rein und entdecken die tote Ruth Blum.«
    »Wo?«
    »Im Flur, gleich hinter der Eingangstür. Als hätte sie aufgemacht und bamm! «
    »Der Rechtsmediziner ist sicher, dass es ein Eispickel war?«
    »Da gab’s nicht viel zu zweifeln. Nach Aussage von Andy Clegg steckte das Ding noch in ihr drin.«
    »Meinst du, er könnte mich in das Haus reinlassen?«
    »Keine Chance. Inzwischen ist das Gelände mit einem Kilometer Absperrband abgeriegelt. Da wärst du nur ein Problem. Für die BCI -Leute vor Ort kommt es jetzt darauf an, dass niemand was anfasst, bis die Spurensuche abgeschlossen ist und das Ganze vom FBI übernommen wird. Die riskieren bestimmt nicht ihren Arsch, damit ein pensionierter Macker aus der Stadt sich ein bisschen umschauen kann.«
    Gurney wäre nur zu gern selbst vor Ort gewesen. Der eigene Augenschein war zehnmal so viel wert wie die Beschreibung eines Tatorts durch einen Dritten. Doch er fürchtete, dass Hardwick recht hatte. Für jemanden vom BCI oder FBI brachte es nichts, ihn einzuschalten. Wieder einmal fragte er sich, was es Hardwick brachte. Jedes Mal, wenn er Informationen aus einer vertraulichen Akte oder einer internen Quelle weitergab, ging er ein Risiko ein. Und er machte das nicht gerade selten.
    War Hardwick so ein ausgemachter Wahrheitsfanatiker, dass ihm dieses Anliegen wichtiger war als jede Rücksichtnahme auf Vorschriften und Karriere? Trieb ihn ein besessenes Verlangen, die Mächtigen zu blamieren? Oder war es die Gefahr selbst, der schwindelerregende Tanz am Abgrund, was ihn mit der gleichen Heftigkeit anzog, die jeden einigermaßen vernünftigen Menschen abstieß? Gurney stellte sich diese Fragen nicht zum ersten Mal. Und wieder kam er zu dem Schluss, dass wahrscheinlich alle drei mit Ja beantwortet werden konnten.
    »Also, Davey …« Hardwicks knarzende Stimme riss ihn aus seiner Versunkenheit. »Die Lage wird unübersichtlicher. Oder hast du jetzt auf einmal den Durchblick?«
    »Keine Ahnung, Jack. Ein wenig von beidem. Hängt davon ab, was als Nächstes passiert. Noch mal zu Clegg. Ist das alles, was er dir erzählt hat?«
    »Fast.« Hardwick zögerte. Seine Lust an dramatischen Pausen irritierte Gurney gewaltig, aber das war ein erträglicher Preis für das, was er bekam. »Erinnerst du dich noch an diese kleinen Tierfiguren, die der Gute Hirte nach seinen Morden auf der Straße

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