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Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Gute Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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Kücheninsel. Gurney saß ihr gegenüber auf einem Barhocker. Er hatte ihr von den Tiefschlägen und Auseinandersetzungen des Tages berichtet – was ihm alles andere als leichtfiel. Und noch nie leichtgefallen war. Er machte seine Gene dafür verantwortlich. Schon sein Vater hatte nie zugegeben, dass ihn etwas beunruhigte, sich nie zu Furcht, Zorn oder Verwirrung bekannt. »Reden ist Silber, Schweigen ist Gold«, war sein Lieblingssprichwort gewesen. Und auch Gurney selbst hatte bis zur Highschool fest an diese eiserne Regel geglaubt.
    Sein erster Impuls war nach wie vor, nichts über seine Gefühle zu sagen. Doch in letzter Zeit bemühte er sich, mit kleinen Schritten gegen diese lebenslange Gewohnheit anzugehen. Die Verletzungen im Herbst hatten seine Stresstoleranz vermindert, und er hatte festgestellt, dass es ihm half und den Druck von ihm nahm, wenn er Madeleine etwas von dem mitteilte, was in ihm vorging.
    Also erzählte er auf dem Hocker bei der Spüle sitzend von seinen Schwierigkeiten und beantwortete ihre Fragen, so gut er konnte.
    »Eine seiner Kundinnen hat ihn entdeckt. Stone verdiente seinen Lebensunterhalt als Spezialitätenbäcker und belieferte Feinkostläden und Pensionen in der Gegend. Eine Ladenbesitzerin ist bei ihm vorbeigekommen, um eine Bestellung abzuholen. Ingwerkekse. Ihr fiel sofort auf, dass die Haustür nicht ganz geschlossen war. Als Stone auf ihr Klopfen nicht reagierte, hat sie nicht gezögert und ist reingegangen. Und da lag er. Genau wie Ruth Blum. Auf dem Rücken im Flur. Direkt unter dem Brustbein ragte der Griff eines Eispickels heraus.«
    »Gott, wie schrecklich! Was hat sie getan?«
    »Anscheinend die Polizei gerufen.«
    Langsam schüttelte Madeleine den Kopf, dann bemerkte sie mit sichtlicher Überraschung, dass sie noch immer das Sieb in den Händen hielt. Schnell schüttete sie die dam-
pfenden Nudeln in eine Servierschüssel. »Das war das Ende deines Ausflugs nach Sasparilla?«
    »So ziemlich.«
    Sie trat hinüber zum Herd und griff nach einer Pfanne, in der sie Spargel und Pilze sautiert hatte, verteilte die Mischung auf den Nudeln und stellte die leere Pfanne in die Spüle. »Die Auseinandersetzung mit diesem Trout, von der du gesprochen hast – musst du dir da Sorgen machen?«
    »Bin mir nicht sicher.«
    »Klingt nach einem wichtigtuerischen Trottel.«
    »Ach, das ist er ganz bestimmt.«
    »Aber du befürchtest, er könnte ein gefährlicher Trottel sein?«
    »So kann man es ausdrücken.«
    Sie trug die Platte mit dem Nudelgericht zum Tisch, holte Besteck und Teller. »Mehr hab ich heute nicht gekocht. Wenn du Fleisch haben willst, im Kühlschrank sind Frikadellen.«
    »Das reicht schon.«
    »Es sind eine Menge Frikadellen und …«
    »Wirklich, es ist wunderbar so. Übrigens, was ich noch gar nicht erwähnt habe: Ich hab Kyle vorgeschlagen, dass er und Kim für zwei Tage hierherkommen.«
    »Wann?«
    »Jetzt. Heute Abend.«
    »Ich meine, wann hast du ihm das vorgeschlagen?«
    »Während der Heimfahrt von Sasparilla. Die beiden haben die Nachricht des Hirten mit der Post bekommen, und das bedeutet, der Absender weiß, wo Kyle wohnt. Da dachte ich, es ist vielleicht sicherer …«
    Madeleine runzelte die Stirn. »Der Absender weiß auch, wo wir wohnen.«
    »Trotzdem habe ich einfach ein besseres Gefühl, wenn wir alle hier sind. Zahlenmäßige Überlegenheit vielleicht?«
    Mehrere Minuten lang aßen sie schweigend.
    Dann legte Madeleine die Gabel hin und schob den noch halb vollen Teller von sich.
    Gurney blickte auf. »Stimmt was nicht?«
    »Ob was nicht stimmt?« Ungläubig starrte sie ihn an. »Wie kannst du so eine Frage stellen?«
    »Nein, ich meine … Verdammt, ich weiß auch nicht, was ich meine.«
    »Ich hab das Gefühl, die ganze Hölle bricht über uns herein«, sagte sie. »Buchstäblich.«
    »Da möchte ich dir nicht widersprechen.«
    »Und was hast du jetzt vor?«
    Diese Frage hatte sie ihm ebenfalls gestellt, nachdem die Scheune niedergebrannt war. Doch jetzt war sie verstörender, denn die Situation hatte sich dramatisch verschärft. Menschen starben, weil ihnen Eispickel ins Herz gerammt wurden. Das FBI schien mehr darauf aus, ihn zu diffamieren und sich zu schützen, als die Wahrheit herauszufinden. Holdenfield hatte Trout Munition geliefert mit ihren hinterhältigen Hinweisen auf eine »traumatische Gehirnverletzung« und »psychologische Beeinträchtigung«. Bullard war im Moment vielleicht eine Art Verbündete, doch Gurney war klar, wie schnell sich

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