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Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Gute Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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schalt das ab, bis wir alles vorbereitet haben.« Die Kamera lief jedoch weiter und zoomte langsam auf den schmächtigen rothaarigen Mann zu, der fahrig von einem Fuß auf den anderen wippte. Es war schwer zu erkennen, ob er grinste oder eine Grimasse zog.
    »Robby. Die Kamera aus. Bitte. « Trotz Kims entschiedener Aufforderung lief der Film noch mindestens zehn Sekunden weiter, bis er abbrach.
    Als Bild und Ton zurückkehrten, saßen Kim und Jimi Brewster einander gegenüber am Tisch. Die Einstellung ließ darauf schließen, dass Meese wahrscheinlich von der Couch aus gedreht hatte.
    »Also gut.« Kims Enthusiasmus erinnerte Gurney an die erste Begegnung mit ihr. »Fangen wir einfach an. Ich möchte noch einmal betonen, wie sehr es mich freut, dass Sie sich bereit erklärt haben, an dieser Dokumentation mitzuwirken. Ach so, soll ich Sie lieber mit Jimi oder mit Mr. Brewster anreden?«
    Er schüttelte den Kopf – eine kleine, ruckartige Bewegung. »Spielt keine Rolle. Egal.« Seine Fingernägel fingen an, ein leises Stakkato auf der Tischplatte zu trom-
meln.
    »Okay, wenn es Ihnen nichts ausmacht, nenne ich Sie Jimi. Wie ich Ihnen vorhin bereits erklärt habe, als die Kamera nicht lief, ist unser Gespräch nur ein Probelauf mit einigen Fragen, die ich Ihnen später in einem offizielleren Rahmen noch einmal …«
    Das Getrommel brach jäh ab. »Glauben Sie, dass ich ihn umgebracht habe?«
    »Wie bitte?«
    »Das fragt sich doch jeder insgeheim.«
    »Tut mir leid, Jimi – ich kann Ihnen nicht ganz …«
    Wieder unterbrach er sie. »Wenn ich ihn umgebracht hätte, müsste ich sie alle umgebracht haben. Deswegen konnten sie mich nicht verhaften, weil ich für die ersten vier Morde ein Alibi habe.«
    »Jetzt bin ich ein wenig verwirrt, Jimi. Ich hab nie angenommen, dass Sie Ihren Vater …«
    »Aber ich hätte es gern getan.«
    Kim zögerte betroffen. »Sie … Sie hätten gern Ihren Vater getötet?«
    »Und die anderen. Finden Sie, ich sehe aus wie der Gute Hirte?«
    »Was?«
    »Ich meine so, wie Sie sich den Guten Hirten vorstellen?«
    »Ich … Nun, ich hab mir nie ein Bild von ihm gemacht.«
    Brewster hatte das Trommeln wieder aufgenommen. »Weil er seine Taten im Dunkeln begangen hat?«
    »Im Dunkeln? Nein, ich … hab ihn mir einfach nie vorgestellt. Weiß auch nicht, warum.«
    »Finden Sie, er ist ein Monster?«
    »Äußerlich?«
    »Äußerlich, innerlich, geistig – in jeder Hinsicht. Finden Sie, er ist ein Monster?«
    »Er hat sechs Menschen getötet.«
    »Sechs Monster. Und das macht ihn zum Helden.«
    »Warum meinen Sie, dass alle sechs Opfer Monster waren?«
    Während des Dialogs war die Kamera ganz langsam herangezoomt wie ein Eindringling auf Zehenspitzen, als wolle sie die leisesten Ticks auf den Gesichtern erforschen.
    Jimi Brewsters Augenlider zitterten, ohne richtig zu blinzeln. »Ganz einfach. Wer hunderttausend Dollar für ein Auto rauswirft – ein beschissenes Auto –, der ist de facto nichts anderes als ein mieses Stück Scheiße.« Seine drängende, anklagende Stimme wirkte wie alles andere an ihm unreif für sein Alter. Insgesamt machte er eher den Eindruck eines verklemmten Oberschülers als den eines Erwachsenen Ende dreißig.
    »Ein mieses Stück Scheiße? War das Ihr Gefühl für Ihren Vater?«
    »Den großen Chirurgen? Diesen Wichskopf von einem geldgierigen Scheißchirurgen?«
    »Ihr Vater. Hassen Sie ihn noch immer so sehr wie damals?«
    »Ist meine Mutter immer noch so tot wie damals?«
    »Pardon?«
    »Meine Mutter hat sich mit Schlaftabletten umgebracht, die er ihr verschrieben hat. Der große, geniale Chirurg. Dem sie den genialen Schädel weggeblasen haben. Soll ich Ihnen ein Geheimnis verraten? Als sie gekommen sind, um es mir zu sagen, mussten sie es dreimal für mich wiederholen. Sie dachten, dass ich einen Schock hatte. Doch das stimmt nicht. Es war die reinste Freude für mich, da wollte ich ganz sicher sein, dass ich nicht träume. Immer wieder wollte ich die Nachricht hören. Das war der glücklichste Tag in meinem ganzen Leben.« Mit vor Erregung glühendem Gesicht fixierte Brewster sein Gegenüber. »Aha«, rief er. »Da ist es! Ich sehe es in Ihren Augen!«
    »Was sehen Sie?«
    »Die große Frage.«
    »Was für eine große Frage?«
    »Die große Frage, die sich alle stellen: Könnte Jimi Brewster der Gute Hirte sein?«
    »Wie schon gesagt, auf diese Idee wäre ich nie gekommen.«
    »Aber jetzt zerbrechen Sie sich den Kopf darüber. Streiten Sie es nicht ab. Sie denken:

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