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Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Gute Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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lohnte sich ein Anruf bei ihr, allein schon um zu erkennen, aus welcher Richtung der Wind derzeit blies. Andererseits kam es vermutlich besser an, wenn er darauf wartete, dass sie sich meldete.
    Er wurde aus seiner Unschlüssigkeit erlöst, als er durch das Küchenfenster Kims roten Miata entdeckte, der gerade an den Resten der Scheunen vorbeirollte – dicht gefolgt von Kyle auf seiner BSA .
    Als sie sich dem Haus näherten, rumpelte der Miata mit lautem Poltern über einen eingestürzten Murmeltierbau auf dem unebenen Feldweg. Doch Kim hatte davon anscheinend gar nichts mitbekommen. Jedenfalls ließ die versteinerte Miene, mit der sie ausstieg, nachdem sie ihren Wagen neben Gurneys Outback geparkt hatte, auf größere Probleme schließen als einen Schlag gegen die Hinterachse. Ähnliche Anspannung spürte Gurney bei Kyle, als er mit übertriebener Sorgfalt und wachsamen Blicken das Motorrad auf dem Ständer abstellte.
    Als Kim vor Gurney trat, biss sie sich auf die Unterlippe, als wäre sie den Tränen nah. »Entschuldige bitte, dass ich so aufgelöst bin.«
    »Schon in Ordnung.«
    »Ich blick einfach nicht mehr durch.« Sie wirkte wie ein verängstigtes Kind, das für eine Verfehlung, deren Tragweite ihm nicht klar ist, um Vergebung bittet.
    Hinter ihr stand Kyle, dessen Bestürzung in seinen zusammengebissenen Zähnen zum Ausdruck kam.
    Gurney bemühte sich um ein herzliches Lächeln. »Rein mit euch.«
    Als sie in die Küche traten, kam gerade Madeleine aus dem Flur herein. Sie trug eine dunkelbraune Hose und ein beiges Jackett, ihr »Klinikkostüm« – so Gurneys Ausdruck dafür –, das weitaus dezenter und »professioneller« wirkte als das von ihr sonst bevorzugte Durcheinander tropischer Farben.
    Sie begrüßte Kim und Kyle mit einem schmalen Lächeln. »Wenn ihr Hunger habt, es ist genug im Kühlschrank und in der Speisekammer.« Sie nahm einen Beutel von der Anrichte, der ihr als Tragetasche für alles Mögliche diente. Das Logo darauf zeigte eine freundliche Ziege, um die kreisförmig die Worte UNTERSTÜTZT REGIONALE LANDWIRTSCHAFT liefen. »In zwei Stunden bin ich wahrscheinlich wieder da.« Sie verschwand durch die Tür.
    »Pass auf dich auf«, rief ihr Gurney nach.
    Dann wandte er sich Kim und Kyle zu. Es war unverkennbar, wie erschöpft und aufgewühlt sie waren.
    »Woher hat er es gewusst?« Kim war anscheinend so mit dieser Frage beschäftigt, dass sie sie ohne weitere Erläuterungen einfach vorbrachte.
    »Du meinst, woher der Hirte gewusst hat, dass er dir unter Kyles Adresse einen Brief schicken kann?«
    Sie nickte fahrig. »Mir wird ganz anders bei der Vorstellung, dass er uns verfolgt und beobachtet hat. Das ist wirklich unheimlich.« Sie rieb sich die Arme, als wäre ihr kalt.
    »Auch nicht unheimlicher als der Audiochip, die Blutstropfen in deiner Küche oder das Messer in deinem Keller.«
    »Das war doch alles Robby, dieses Arschloch. Aber das hier – das hier ist der Mörder, der Ruthie umgebracht hat und Eric … Mit Eispickeln! O mein Gott … Will er jetzt jeden töten, den ich interviewt habe?«
    »Hoffentlich nicht. Aber im Moment wäre es vielleicht eine gute Idee, den Kamin anzuheizen. Hier drinnen wird es ziemlich kühl, wenn die Sonne untergegangen ist.«
    »Ich kümmere mich drum.« Kyle schien erfreut über die Gelegenheit, sich nützlich machen zu können.
    »Danke. Kim, vielleicht entspannst du dich ein bisschen in dem Sessel beim Kamin. Du kannst dich auch in die Decke dort wickeln. Ich setze inzwischen Kaffee für uns auf.«
    Zehn Minuten später saß Gurney mit Kim und Kyle in einem Halbkreis um das Feuer. Der angenehme Kirschholzduft, die rötlich gelben Flammen im Bauch des eisernen Kamins und die dampfenden Kaffeetassen in ihren Händen wirkten besänftigend und boten zumindest für kurze Zeit die Gewissheit, dass das Chaos Grenzen hatte.
    »Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass uns jemand in die Stadt gefolgt ist«, erklärte Kyle. »Und ich bin mir völlig sicher, dass uns niemand hierher verfolgt hat.«
    »Woher willst du das wissen?« Kims Frage brachte weniger konkrete Zweifel zum Ausdruck als den Wunsch, beruhigt zu werden.
    »Weil ich die ganze Zeit hinter dir war, manchmal ganz nah, manchmal ein gutes Stück zurück. Ich hab genau aufgepasst. Wenn uns jemand beschattet hätte, hätte ich ihn bemerkt. Und nachdem wir in Roscoe von der Route 17 abgefahren sind, war überhaupt kein Verkehr mehr.«
    Kims Angstpegel schien nach Kyles Ausführungen leicht zu

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