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Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Gute Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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muss ich einen blinden Fleck haben.« Ein weiterer, noch größerer Schluck. »Aber was soll’s? Wir haben doch alle unsere blinden Flecken, nicht wahr, Davey?«
    Gurney hatte schon längst herausgefunden, dass das, was ihn an Hardwick bis aufs Blut reizte, eine gewisse charakterliche Ähnlichkeit mit seinem Vater war. Dabei ging Hardwick erst auf die vierzig zu, wirkte allerdings mit seinem grauen Haar und dem zerknitterten Gesicht älter als Gurney.
    Immer wieder gelang es Hardwick jedenfalls, mit seinem zynischen Ton einen Widerhall in Gurney wachzurufen, der ihn zurück in die Wohnung katapultierte, aus deren Schlafzimmerfenster er diesen unerklärlichen Pfeil geschossen hatte – die Wohnung, aus der er mit seiner ersten Eheschließung geflohen war.
    Wie aus dem Nichts stieg ein Bild in ihm auf: Er stand in dem engen Wohnzimmer, und sein Vater warf mit betrunkenen Weisheiten über seine Mutter um sich. Sie sei verrückt wie alle Frauen, denen man samt und sonders nicht über den Weg trauen könne. Am besten, man erzählte ihnen gar nichts. »Du und ich, wir sind Männer, Davey, wir verstehen uns. Deine Mutter ist … nicht ganz dicht , weißt du, was ich meine? Sie braucht nicht zu erfahren, dass ich heute was getrunken habe, nicht wahr? Das gibt nur Ärger. Wir sind Männer. Wir können miteinander reden.« Damals war Gurney acht Jahre alt.
    Der achtundvierzigjährige Gurney hatte Mühe, in die Gegenwart von Hardwicks Wohnzimmer zurückzukeh-
ren.
    »Sie hat die Hälfte von dem Krempel im Haus mitgenommen«, erklärte Hardwick. Nach einem weiteren Schluck ließ er sich auf einen Sessel sinken und winkte Gurney zu dem anderen. »Was kann ich für dich tun?«
    Vorsichtig nahm Gurney Platz. »Kims Mutter ist eine Journalistin, die ich von früher aus New York kenne. Sie hat mich um einen Gefallen gebeten – ich soll Kim über die Schulter schauen, so hat sie es ausgedrückt. Jetzt möchte ich rausfinden, worauf ich mich da eingelassen habe, und dachte, du kannst mir vielleicht weiterhelfen. Sie hat dich als Quelle aufgeführt, das hab ich dir ja schon am Telefon erklärt.«
    Hardwick starrte auf seinen Kaffeebecher wie auf einen rätselhaften Gegenstand aus dem All. »Wen hat sie sonst noch auf ihrer Liste?«
    »Einen FBI -Typen namens Trout. Und Max Clinter, den Cop, der die Verfolgung des Killers versiebt hat.«
    Hardwick stieß ein raues Wiehern aus, das in einem Hustenanfall endete. »Wow! Der verklemmteste Wichser des Jahrhunderts und ein durchgeknallter Säufer. Da bin ich ja in bester Gesellschaft.«
    Gurney gönnte sich einen großen Schluck Kaffee. »Wann kommen wir zu den farbenprächtigen, bedeutsamen Leckerbissen?«
    Hardwick streckte die vernarbten, muskulösen Beine aus und lehnte sich weit zurück. »Zeug, von dem die Presse nie erfahren hat?«
    »Genau.«
    »Eine Sache wären wohl die kleinen Tierchen. Von denen hast du noch nicht gewusst, oder?«
    »Kleine Tierchen?«
    »Plastikfiguren. Gehören zu einem Set. Ein Elefant. Ein Löwe. Eine Giraffe. Ein Zebra. Ein Affe. Das sechste fällt mir nicht mehr ein.«
    »Und wie …?«
    »Nach jedem Mord wurde eins am Tatort gefunden.«
    »Wo genau?«
    »In der Umgebung des Opferautos.«
    »Umgebung?«
    »Ja, als hätte der Mörder sie aus seinem Wagen geworfen.«
    »Irgendwelche Laborbefunde zu diesen kleinen Tierchen?«
    »Keine Fingerabdrücke, nichts in der Richtung.«
    »Aber?«
    »Sie gehören zu einem Spielzeugset für Kinder. Noahs Welt heißt das Ding. So ähnlich wie diese Dioramaszenen. Das Kind baut ein Modell von der Arche Noah und setzt dann die Tiere rein.«
    »Irgendwelche Spuren zu Vertriebswegen, Läden oder Herstellern?«
    »Sackgasse. Ziemlich beliebtes Spielzeug. Gängige Ware von Wal-Mart. Haben ungefähr achtundsiebzigtausend Stück davon verkauft. Alles gleich, alles gebaut in einer Fabrik in Kingkong.«
    »Wo?«
    »Hongkong oder sonstwo in China. Spielt keine Rolle. Die Sets sind alle gleich.«
    »Mögliche Theorien zur Bedeutung der einzelnen Figuren?«
    »Haufenweise. Alles Quatsch.«
    Gurney nahm sich vor, später noch einmal auf die Frage zurückzukommen.
    Moment, wann später? Was sollte das? Der Plan war, Kim über die Schulter zu schauen. Um mehr hatte ihn niemand gebeten.
    »Interessant«, meinte Gurney. »Sonst noch irgendwelche Merkwürdigkeiten, die der Öffentlichkeit vorenthalten wurden?«
    »Die Waffe könnte man wohl als Merkwürdigkeit bezeichnen.«
    »Nach meiner Erinnerung war in den Nachrichten bloß von einer

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