Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Gute Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
Vom Netzwerk:
darüber gedreht. Aber Sie denken nicht, dass es auch beim Guten Hirten um so was geht, oder?«
    »Ich denke gar nichts. Ich stelle nur Fragen. Viele Fragen. War das Manifest bloß die Verpackung für eine andere Art von Bombe – ein Weihnachtsgeschenk in einer Osterschachtel? Hatte unser Clyde eine Bonnie mit im Auto? Sind der Schlüssel zu allem die sechs kleinen Tierfiguren aus Noahs Welt ? Existieren geheime Verbindungen zwischen den Opfern, die bislang niemandem aufgefallen sind? War es der Reichtum an sich, der sie zu Zielscheiben machte, oder eher die Art, wie sie zu ihrem Reichtum gelangt sind? Das ist doch mal eine interessante Frage, finden Sie nicht?« Er zwinkerte Gurney zu. Es war offensichtlich, dass er nicht auf eine Antwort aus war. Er begeisterte sich einfach an seiner Rhetorik. »So viele Fragen. Könnte der Hirte vielleicht eine Hirtin sein – eine einsame Bonnie? Eine durchgedrehte Schlampe mit einem Hass auf Reiche?«
    Er verstummte. Das einzige Geräusch in der unheimlichen Stille war das wiederholte Quietschen der Federn in den Handtrainern.
    »Auf diese Weise werden Ihre Hände sicher ziemlich kräftig«, bemerkte Gurney.
    Über Clinters Lippen huschte ein grimmiges Grinsen. »Bei meiner letzten Begegnung mit dem Guten Hirten war ich unvorbereitet. Schrecklich, schmählich, schaurig unvorbereitet. Das wird mir garantiert nicht mehr passieren.«
    Gurney fühlte sich an den Höhepunkt aus Moby Dick erinnert: Ahab, der die Harpune gepackt hielt und sie dem Wal in den Rücken bohrte. Ahab und der Wal, das an-
einandergefesselte Paar, das für immer in den Tiefen des Ozeans versank.

13
    Serienmassaker
    Nachdem Gurney Clinters seltsames Gelände – mit den echten oder eingebildeten Giftschlangen, dem sumpfigen Graben und der Skelettwache – verlassen und einige Kilometer zurückgelegt hatte, stoppte er am Straßenrand. Die Stelle lag fast ganz oben auf einer sanften Anhöhe, von der aus er einen Blick über die Nordspitze des Lake Cayuga hatte, der genauso blau leuchtete wie der Himmel darüber.
    Er nahm sein Telefon heraus und tippte Jack Hardwicks Nummer ein. Die Mailbox.
    »Hallo Jack. Ich hätte ein paar Fragen. Hatte gerade eine Unterhaltung mit Mr. Clinter. Brauche deine Einschätzung zu ein paar Sachen. Melde dich. Je früher, desto besser. Danke.«
    Dann rief er Kim an.
    »Dave?«
    »Hi. Ich bin gerade in der Nähe, um ein bisschen was zu erledigen. Ich dachte, es wäre vielleicht sinnvoll, mit Robby Meese zu reden. Hast du seine Adresse und Telefonnummer?«
    »Was … Warum willst du denn mit ihm reden?«
    »Gibt es für dich einen Grund, der dagegenspricht?«
    »Nein, es ist bloß … ich weiß auch nicht … Klar, okay. Sekunde.« Kurz darauf war sie wieder in der Leitung. »Er hat ein Apartment in 3003 South Lowell, im Stadtteil Tipperary Hill.« Sie las eine Handynummer vor, die Gurney notierte. »Vergiss nicht, er benutzt den Namen Montague, nicht Meese. Aber was hast du eigentlich vor?«
    »Ich möchte ihm nur Fragen stellen. Vielleicht finde ich was Nützliches raus.«
    »Was Nützliches?«
    »Je mehr ich über dein Projekt erfahre – oder den Fall, auf dem es beruht –, desto verschwommener wird alles. Ich hätte Lust auf ein bisschen Klarheit.«
    »Klarheit? Das versprichst du dir ausgerechnet von ihm?«
    »Vielleicht nicht direkt von ihm, doch anscheinend ist er ein Akteur in unserem kleinen Drama, und ich habe eigentlich keinen blassen Schimmer, wer er ist. Das verursacht mir irgendwie ein ungutes Gefühl.«
    »Ich hab dir alles erzählt, was ich über ihn weiß.« Sie klang verletzt, defensiv.
    »Natürlich.«
    »Aber warum …«
    »Wenn du meine Hilfe willst, musst du mir ein bisschen Spielraum lassen.«
    Sie zögerte. »Okay … Pass bloß auf. Er ist … schräg.«
    »Das ist öfter so bei Typen mit mehr als einem Nachnamen.« Er beendete das Gespräch.
    Als er das Telefon gerade einstecken wollte, läutete es.
    Auf dem Display stand J. HARDWICK .
    »Hallo Jack, danke für den schnellen Rückruf.«
    »Ich bin schließlich nur ein bescheidener Staatsdiener, Sherlock. Wie kann ich dem berühmten Detective heute behilflich sein?«
    »Bin mir nicht sicher. Was für Material aus der Akte Guter Hirte kannst du besorgen?«
    »Ah, verstehe.« Seine Stimme hatte den spöttischen Ton, den Gurney hasste.
    »Was verstehst du?«
    »Mir schwant, dass einige von Sherlocks pensionierten Gehirnzellen wieder zum Leben erwachen.«
    Gurney ignorierte die Bemerkung. »Also, worauf hast du

Weitere Kostenlose Bücher