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Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Gute Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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Drohungen nicht in direktem Zusammenhang mit dem Fall stehen – allerdings sprechen die Fakten für mich eine andere Sprache. Ich möchte Ihnen eine letzte Frage stellen: Falls sich der Gute Hirte noch irgendwo da draußen herumtreibt, würde er Ihrer Meinung nach verhindern wollen, dass sein Fall im Fernsehen diskutiert wird?«
    Sie schüttelte entschieden den Kopf. »Genau das Gegenteil. Er wäre begeistert. Wir reden hier von jemandem, der ein zwanzigseitiges Manifest geschrieben und es an jedes größere Presseorgan im Land geschickt hat. Diese Psychopathen mit gesellschaftlichem Groll suchen ein Publikum. Sie sind ganz wild darauf. Sie wollen, dass ihr Anliegen Anerkennung findet. Bei allen.«
    »Fällt Ihnen jemand anders ein, der eine Untersuchung verhindern will?«
    »Nein.«
    »Dann habe ich es hier mit einem merkwürdigen Rätsel zu tun. Ich nehme nicht an, dass Special Agent Trout bereit wäre, mit mir zu reden?«
    »Matt Trout? Das soll wohl ein Witz sein.«
    »Ja, typisch für mich. Der alte Dave, immer einen Scherz auf den Lippen. Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben, Rebecca.«
    Der verblüffte Ausdruck lag noch immer auf ihrem Gesicht, als sie sich abwandte und ins Foyer trat.

19
    Wellen schlagen
    Auf dem perfekt gepflegten Rasen am Rand des Sees kickten drei kleine Jungs einen Fußball hin und her. Es schien ihnen nichts auszumachen, dass die Sonne hinter einer breiten Wolkenbank verschwunden war und der Frühling wieder dem Spätwinter Platz gemacht hatte.
    Gurney stand fröstelnd auf und rieb sich die Kälte aus den Armen. Inzwischen tat ihm von dem Sturz am Vorabend so ziemlich jede Stelle des Körpers weh. Der Tinnitus, den er in den letzten Tagen nur sporadisch wahrgenommen hatte, meldete sich aufdringlich zurück. Als er sich ein wenig unsicher dem Foyer näherte, öffnete ihm ein formell gekleideter junger Mann mit mechanischem Lächeln die Tür und nuschelte irgendetwas.
    »Pardon?«, fragte Gurney.
    Der junge Mann redete lauter wie ein Betreuer in einem Pflegeheim. »Wollte mich nur erkundigen, ob alles in Ordnung ist, Sir.«
    »Ja, alles bestens, danke.«
    Gurney machte sich auf den Weg zum Parkplatz. Gerade stiegen vier Golfer in Karohosen und V-Ausschnitt-Pullovern aus einem überdimensionierten weißen Geländewagen, der an ein ausgefallen designtes Küchengerät erinnerte. Normalerweise hätte ihn die Vorstellung, dass jemand fünfundsiebzigtausend Dollar bezahlte, um in einem Riesentoaster herumzukurven, zum Lächeln gebracht. Doch jetzt erkannte er darin nur ein weiteres Symptom einer degenerierten Welt, in der habgierige Schwachköpfe gemeinsame Sache machten, um möglichst große Haufen von Schrott zusammenzutragen.
    Vielleicht hatte der Gute Hirte gar nicht so unrecht.
    Er setzte sich in sein Auto und lehnte sich mit geschlossenen Augen zurück.
    Erst jetzt merkte er, dass er Durst hatte. Er wandte sich nach hinten zur Rückbank, wo er zwei Flaschen Wasser deponiert hatte, doch sie waren nirgends zu sehen. Das hieß, sie waren heruntergefallen und unter die vorderen Sitze gerollt. Er kletterte wieder hinaus, öffnete die hintere Tür und angelte nach einer Flasche und trank sie zur Hälfte leer, ehe er wieder einstieg.
    Erneut schloss er die Augen, um durch ein kleines Nickerchen vielleicht wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Eine bestimmte Äußerung von Rebecca Holdenfield wollte ihm einfach nicht aus dem Sinn.
    Das soll wohl ein Witz sein.
    Er sagte sich, dass es nur eine hingeworfene Bemerkung war, die auf Trouts arroganten Anspruch auf Unnahbarkeit gemünzt war und nicht etwa auf Gurneys Bedeutungslosigkeit für die Welt der Strafverfolgung, oder dass es einfach Rebeccas brüske Art war, sich gegen eine Frage zu verwahren, die sie vielleicht als Bitte um eine Empfehlung verstanden hatte. So oder so schien es kindische Zeitverschwendung, lange darüber zu brüten.
    Aber das waren alles rationale Argumente, und der Zorn, den er spürte, war alles andere als rational. Zorn auf den eingebildeten Kontrollfreak, der sich angeblich nicht einmal auf ein Gespräch mit ihm einlassen würde, Zorn auf Holdenfield, die so mit ihren eigenen Interessen beschäftigt war, dass sie sich nicht für ihn einsetzte, und Zorn auf den gesamten aufgeblasenen FBI -Apparat.
    Er versuchte Bruchstücke von Holdenfields Vortrag zu ordnen und eine Verbindung zu ziehen zwischen ihrem Konzept der Musterresonanz zur Erklärung von Serienmorden und dem Profil des Guten Hirten, der angesägten

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