Gute Nacht: Thriller (German Edition)
saßen noch immer am Tisch und fixierten ihn. Sie wirkten alle besorgt, Kim stärker als die anderen.
»Eine forensische Psychologin, die viel über den Fall des Guten Hirten geschrieben hat und das FBI zu Fragen im Zusammenhang mit Serienmorden berät.«
»Was … Worum ging es in dem Gespräch?« Ihre gesenkte Stimme klang gepresst, als wäre sie wütend und wollte es nicht zeigen.
»Ich möchte alles über den Fall in Erfahrung bringen.«
»Und was war das für eine Bemerkung, dass alle ihn ganz falsch verstanden haben?«
»Nicht unbedingt falsch, aber ohne echte Faktengrundlage.«
»Ich weiß nicht, was du meinst. Ich hab dir erzählt, dass Rudy Getz die Dokumentarreihe mit den Interviews starten will, die ich schon geführt habe. Rudy will das rohe Filmmaterial verwenden, das ich mit meiner eigenen Kamera gedreht habe. Weil es realistischer wirkt. Er will mit der Sendung loslegen, auf RAM News, das heißt landesweit. Und jetzt sagst du mir, dass alles nicht stimmt oder vielleicht nicht stimmt? Ich verstehe nicht, was das soll. Darum hab ich dich nicht gebeten. Du stellst alles auf den Kopf. Warum machst du das?«
»Nichts wurde auf den Kopf gestellt. Ich möchte nur rausfinden, was da eigentlich gespielt wird. Uns beiden sind beunruhigende Dinge zugestoßen, und ich will nicht …«
»Das ist kein Grund, sich kopfüber in mein Projekt zu stürzen und es kaputt zu machen!«
»Wenn ich kopfüber irgendwohin gestürzt bin, dann auf deinen Kellerboden. Ich möchte nicht, dass wir noch mal so überrumpelt werden.«
»Dann behalt einfach meinen idiotischen Freund im Auge!« Sie verbesserte sich: »Meinen idiotischen Exfreund.«
»Angenommen, er war es nicht. Angenommen …«
»Das ist doch Blödsinn! Wer sollte es denn sonst sein?«
»Jemand, der über das Projekt Bescheid weiß und nicht will, dass du es realisierst.«
»Wer? Warum?«
»Zwei ausgezeichnete Fragen. Fangen wir bei der ersten an. Wie viele Leute wissen, woran du arbeitest?«
»An der Dokumentarreihe? Eine Million vielleicht?«
»Was?«
»Eine Million, mindestens. Vielleicht noch viel mehr. Die Website von RAM , Internetnachrichten, Massen-E-Mails an alle lokalen Sender und Zeitungen, Facebook-Seiten von RAM , meine eigene Facebook-Seite, Connies Facebook-Seite, mein Twitter-Konto – mein Gott, das sind so viele Möglichkeiten. Alle potenziellen Teilnehmer und ihr Umfeld …«
»Also hat praktisch jeder Zugang zu diesen Informationen.«
»Natürlich. Maximale Streuung. Das ist das Ziel.«
»Okay. Dann müssen wir das anders anpacken.«
Kim starrte ihn mit gequältem Gesicht an. »Wir müssen es überhaupt nicht anpacken – nicht so, wie du dir das vorstellst. Verdammt, Dave …« Tränen schossen ihr in die Augen. »Das ist ein entscheidender Moment für mich. Verstehst du das denn nicht? Ich fass es nicht, ehrlich. In zwei Tagen soll die erste Episode ausgestrahlt werden, und du erzählst den Leuten am Telefon, dass die ganze Sache mit dem Guten Hirten … Ja, was eigentlich? Ich kapier nicht mal, auf was du hinauswillst.« Sie schüttelte den Kopf und wischte sich mit den Fingerspitzen die Tränen aus den Augen. »Tut mir leid. Ich wollte nicht … ich … Scheiße. Entschuldigt mich bitte.« Sie stürmte aus dem Zimmer, und einige Sekunden darauf knallte die Badtür zu.
Gurney bemerkte, dass Kyle seinen Stuhl einen halben Meter zurückgeschoben hatte und auf einen Fleck am Boden starrte. Auch Madeleines sorgenvolle Miene verwirrte ihn.
Mit fragender Geste hob er die Handflächen. »Was hab ich denn getan?«
»Denk drüber nach«, erwiderte sie. »Dann fällt es dir bestimmt ein.«
»Kyle?«
Mit einem angedeuteten Achselzucken blickte sein Sohn auf. »Ich glaube, du hast ihr eine Scheißangst eingejagt.«
Gurney runzelte die Stirn. »Weil ich am Telefon angedeutet habe, dass die FBI -Theorie zu dem Fall fehlerhaft sein könnte?«
Als Kyle stumm blieb, sagte Madeleine leise: »Du hast mehr getan als das.«
»Zum Beispiel?«
Ohne ihn weiter zu beachten, fing sie an, das Geschirr abzuräumen.
Gurney ließ nicht locker und richtete seine Frage an einen Punkt in der Mitte zwischen ihr und Kyle. »Was war denn so schrecklich?«
Diesmal antwortete Kyle. »Du hast nichts Schreckliches gemacht, zumindest nicht absichtlich, aber … Ich glaube, Kim hatte den Eindruck, dass du ihr Projekt abwürgen willst.«
»Du hast nicht bloß gesagt, dass da irgendwo ein kleiner Fehler sein könnte«, fügte Madeleine hinzu. »Du hast
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