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Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Gute Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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viel aus diesem Dreck rausgeschlagen, dass sie den Hirten eigentlich hätten bezahlen müssen.«
    »Jetzt fällt’s mir auch wieder ein«, meinte Gurney. »Das gehört eben zum RAM -Zirkus.«
    »Stichwort Zirkus, hast du mal die Serie Cops gesehen? Die war doch damals ebenfalls ganz bekannt.«
    »Ich hab nur mal einen Teil einer Episode gesehen.«
    »Das hab ich dir, glaub ich, nie erzählt, aber im ersten Jahr an der Highschool war so ein Blödmann, der wusste, dass du beim NYPD warst, und der hat mich ständig gelöchert: ›Dein Vater verdient also sein Geld damit, dass er auf Wohnwagenplätzen Türen eintritt?‹ Komplettes Arschloch. Ich hab ihm immer geantwortet: ›Nein, du Blödmann, damit verdient er nicht sein Geld. Und übrigens, du Blödmann, er ist nicht bloß ein Cop, sondern Mordermittler.‹ Detective First Class, nicht wahr, Dad?«
    »Genau.« Gurney schnürte es die Brust zusammen, weil Kyle auf einmal wie ein kleiner Junge klang. Er wandte den Blick nach draußen zur Scheune.
    »Schade, dass der Artikel über dich in der Zeitschrift New York da noch nicht rausgekommen war. Dann hätte der Typ vielleicht mal das Maul gehalten. Das war ein fantastischer Bericht!«
    »Kim hat dir bestimmt erzählt, dass ihre Mutter ihn geschrieben hat?«
    »Ja, hat sie – als ich sie gefragt habe, woher sie dich kennt. Sie mag dich wirklich.«
    »Wer?«
    »Kim. Kim auf jeden Fall, ihre Mutter vielleicht auch.« Kyle grinste und sah wieder aus wie sechzehn. »Die goldene Detective-Marke kommt gut an bei den Frauen, was?«
    Gurney rang sich ein verlegenes Lachen ab.
    Langsam schob sich eine Wolke vor die Sonne, und der goldene Braunton der Wiese verblich zu beigem Grau. Einen kurzen Augenblick lang fühlte sich Gurney an die Haut einer Leiche erinnert. Einer bestimmten Leiche. Die eines dominikanischen Killers, dem auf einem Gehsteig in Harlem mit seinem Blut auch die gesunde Gesichtsfarbe abhanden gekommen war. Gurney räusperte sich, um das Bild zu verscheuchen.
    Dann wurde er auf ein Brummen in der Luft aufmerksam. Es wurde lauter, bis es als Hubschrauber erkennbar war. Eine halbe Minute später flog er vorbei, nur kurz hinter den Baumwipfeln am Bergkamm erkennbar. Das unverkennbare, schwere Wummern der Rotoren verhallte, dann war es wieder still.
    »Habt ihr hier oben einen Militärstützpunkt?«, fragte Kyle.
    »Nein, nur Stauseen für die Stadt.«
    »Stauseen?« Er schien nachzudenken. »Du meinst, der Hubschrauber hat was mit dem Heimatschutz zu tun?«
    »Höchstwahrscheinlich.«

21
    Die nächsten Überraschungen
    Sie saßen an dem Shaker-Tisch, der die Küche vom Wohnbereich beim Kamin trennte. Nachdem sie zu essen begonnen hatten, machten Kim und Kyle Madeleine begeisterte Komplimente zu ihrem pikanten Reisgericht mit Garnelen. Zerstreut schloss sich Gurney ihren Äußerungen an, dann aßen sie eine Weile stumm.
    Schließlich brach Kyle das Schweigen. »Die Leute, die du da interviewst – haben die eigentlich viel gemeinsam?«
    Kim kaute nachdenklich und schluckte, ehe sie antwortete. »Die Wut.«
    »Alle? Nach so vielen Jahren?«
    »Bei einigen ist es offensichtlicher, weil sie es direkter ausdrücken. Aber ich glaube, in der einen oder anderen Form ist die Wut bei allen zu finden. Und das ist ja auch verständlich.«
    Kyle runzelte die Stirn. »Ich dachte, Wut ist eine Phase der Trauer, dir irgendwann vorübergeht.«
    »Nicht, wenn der emotionale Abschluss fehlt.«
    »Du meinst, weil der Gute Hirte nie gefasst wurde?«
    »Nie gefasst, nie identifiziert. Und nach der verrückten Verfolgungsjagd von Max Clinter ist er einfach spurlos verschwunden. Eine Geschichte ohne Ende.«
    Gurney verzog das Gesicht. »Ich glaube, bei dieser Geschichte fehlt mehr als nur das Ende.«
    Alle am Tisch musterten ihn erwartungsvoll.
    Nach kurzem Zögern hakte Kyle nach. »Du meinst, das FBI hat teilweise Fehler gemacht?«
    »Genau das will ich rausfinden.«
    Kim wirkte verblüfft. »Was für Fehler?«
    »Ich kann nicht mit Sicherheit behaupten, dass sie überhaupt Fehler begangen haben. Ich sage nur, dass es möglich ist.«
    Kyles Augen blitzten aufgeregt. »Was für Fehler könnten das sein?«
    »Im äußersten Fall wäre es bei meinem jetzigen Kenntnisstand sogar denkbar, dass die FBI -Theorie völlig falsch ist.« Er schielte kurz zu Madeleine, über deren Gesicht ein merkwürdiger Ausdruck huschte: widerstreitende Gefühle, die er nicht identifizieren konnte.
    Kim wirkte beunruhigt. »Das versteh ich nicht. Was willst du

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