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Guten Abend, Gute Nacht

Guten Abend, Gute Nacht

Titel: Guten Abend, Gute Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeremiah Healy
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»habe ich ihn oft genug dahinter hocken gesehen. Aber nein, die Anwälte sagen, wir müssen >angeblich< schreiben. Wie auch immer, ich schreibe über diesen Schreibtisch, den Curley angeblich gehabt hat, den nach ihm angeblich Bürgermeister White bekommen hat und hinter dem Bürgermeister Flynn jetzt gern sitzen möchte — aber nicht angeblich. Flynn will diesen Schreibtisch. Und jetzt rate mal.«
    »Kein Mensch kann das Ding finden?«
    »Volltreffer, John«, sagte er, atmete tief ein, während er vergeblich versuchte, seinen billigen Stumpen mit einem Wegwerffeuerzeug anzustecken. »Kein Mensch kann die verdammte Kiste auftreiben.«
    »Mo, ich...«
    »Gottverdammtes Mistding«, sagte Mo, warf das Feuerzeug in Richtung Papierkorb, verfehlte ihn aber. »Man soll mit ihren Kulis schreiben und sich mit ihren Rasierapparaten rasieren, und aus ihren gottverdammten Feuerzeugen kriegt man nicht genug Flamme, um eine Motte zu grillen.«
    »Mo...«
    »Um wieder auf den Schreibtisch zurückzukommen. Im Rathaus müssen an die fünfhundert rumstehen — nein, sagen wir, eher fünftausend. Die reinste Vetternwirtschaft. Jeder Beamtenarsch wird irgendwann auf irgendeinen neu geschaffenen Posten befördert, damit sein Posten für den nächsten frei wird. Und wenn man den Burschen befördert, dann muß man ihm auch einen eigenen Schreibtisch geben, richtig?«
    »Richtig.«
    »Natürlich richtig. Ich meine, das höhere Gehalt, der neue Titel, das alles reicht nicht. Die Ausdehnung der Pflichten und Verantwortungen bringen’s auch nicht. Was ist zwei mal null? Null, habe ich recht?«
    »Mathematik war schon immer deine starke...«
    »Aber angesichts dieser fünftausend Schreibtische und der fünftausend Beamtenärsche sind die Meisterdetektive der Stadt nicht in der Lage, den Schreibtisch Seiner Durchlaucht zu finden. Wußtest du, daß sie das ganze Rathaus auf den Kopf stellen? Sich jeden einzelnen Schreibtisch ansehen? In die Dinger reinsehen, du meine Güte. Als wäre Curleys Schreibtisch ein gestohlenes Rennpferd, und jemand hätte Schuhwichse aufgetragen, um die Blesse auf seiner Stirn zu verstecken. Ich sage dir, John, mir wird kotzübel.«
    »Richtig, kotzübel, Mo. Ich...«
    »Und man sollte doch meinen, oder etwa nicht, man sollte doch meinen, daß die neue Stadtverwaltung das alles streng geheim durchziehen würde? Ich meine, in Anbetracht von diesem neuen Antrag, der den Haushalt ruiniert, und der Schulbusse, die die Schulen ruinieren, und der Schlaglöcher, die alles, was Räder hat, ruinieren, sollte man doch eigentlich meinen, die Stadtverwaltung würde es nicht an die große Glocke hängen, daß sie mehr Typen auf diese Schreibtisch-Sache angesetzt hat, als damals auf den Würger von Boston. Aber nein, sie müssen unbedingt die Medien einschalten, was bedeutet, daß es gestern abend im Fernsehen gebracht worden ist, was wiederum bedeutet, ich muß das hier fertig haben bis... Ach, ich sag dir, John, jedesmal, wenn ich drüber nachdenke, wird mir übel.«
    »Mo, bevor ich einen Krankenwagen rufe...«
    » Krankenwagen ?«
    »Bevor ich...«
    »Wer hat was von einem Krankenwagen gesagt?«
    »Keiner, Mo. Es...«
    »Du siehst dich besser vor, John.« Er richtete die Zigarre auf mich. »Ich glaube, du bist nicht mehr ganz richtig im Kopf.« Ich fragte Mo, ob ich das Archivmaterial der Zeitung über den Fall Creasy einsehen könnte. Der Herald hat die beste Verbrechensberichterstattung der Stadt, aber nachdem ich eine Stunde gelesen hatte, hatte ich als einzige neue Information gefunden, daß die Federal Communications Commission wahrscheinlich die Sendelizenz der vom Vater des toten Mädchens geleiteten Fernsehstation nicht erneuern würde. An manchen Tagen erwischt man die Erdnüsse, an anderen nur die Schalen.
     

SIEBEN
     
     
     
    An einem Münztelefon blieb ich stehen und wählte meine Privatnummer. Ich wartete, bis das Klingeln aufhörte und sich der Anrufbeantworter einschaltete. Dann tippte ich meine Code-Nummer ein und hörte, wie zwei Nachrichten in Mickey Maus-Stimmen zurückgespult wurden. Die erste Nachricht war von Mrs. Daniels, die mich bat, sie an diesem Abend zu Hause anzurufen. Die zweite stammte von Murphy, der mich bat, ihn an diesem Abend zu Hause anzurufen.
    Ich drückte ein paar weitere Knöpfe, um das Band zurücklaufen zu lassen, rief dann kurz bei meinem Auftragsdienst an. Die gleichen beiden Nachrichten.
    Ich legte auf und versuchte mein Glück bei Dr. Clifford Marek. Seiner Empfangsdame sagte

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