Guten Abend, Gute Nacht
wie Linden. Mir fiel eine Frage ein, die ich vergessen hatte, Homer zu stellen. »Könnte es einen Grund für Jennifer gegeben haben, sich außerhalb der Gruppe mit Marek zu treffen?«
Ihre Miene verfinsterte sich. »Was meinen Sie damit?«
»Gibt es irgendeinen Grund, warum sie Marek allein getroffen haben könnte?« sagte ich so neutral wie möglich.
Lainie schüttelte den Kopf, vielleicht eine Idee zu heftig. »Nein. Cliff... Dr. Marek macht so einen Blödsinn nicht.« Liebend gern hätte ich dieses Thema noch ein bißchen weiterverfolgt, doch sie schien in diesem Punkt empfindlich zu sein, und ich wollte noch andere Informationen von ihr.
»Hatten Sie Grund zu der Annahme, daß William Jennifer etwas antun könnte?«
»Nein. Oh, er war schon ziemlich angespannt, Druck vom College, von Jennifer und alles. Aber ich hätte nie vermutet, daß er ihr was tun könnte.« Sie betonte das »er«.
»Wer hätte ihr denn etwas antun können, Ihrer Meinung nach?«
Sie sah mich mit verträumten Augen an und rutschte ein Stück näher, legte diesmal die Hand auf meinen Schenkel. »Ich habe nachgedacht. Wenn ich all deine Fragen jetzt beantworte, hast du keinen Grund mehr, dich noch mal mit mir zu treffen.«
»Oh«, sagte ich, gefolgt von dem naheliegenden nächsten Satz: »Das würde ich so nicht sagen.«
Sie zog ihre Nägel fest über meinen Schenkel und beugte sich zu einem Kuß vor.
»Ich ziehe es vor, Geschäft und Vergnügen getrennt zu halten«, sagte ich.
»Ich nicht«, sagte sie, küßte mich auf den Mund, bewegte dabei ihren Kopf verführerisch von links nach rechts. Ich reagierte nicht.
Sie zog sich überrascht zurück. »Was ist denn, bin ich nicht attraktiv genug?«
»Doch, schon. Was aber nicht bedeutet, daß Sie mein Typ sind.«
Sie senkte ihre Stimme. »Du bist doch nicht schwul, oder?«
»Nein, ich arbeite nur.«
»Himmel«, sagte sie. »Was ist nur aus Mike Hammer geworden?« Sie trank einen Schluck und schaute gleichzeitig auf ihre Uhr. »Paß auf, Schätzchen, es war super mit dir, aber ich glaube, ich muß jetzt wieder.«
»Ich würde Ihnen gern noch ein paar Fragen stellen«, sagte ich, während sie aufstand und ich ihr folgte.
Ich durfte wieder das Kopfrollen und Lockenwippen bewundern. »Klar. Irgendwann mal, wenn du gerade mal nicht arbeitest, hmh?« Sie drehte sich um.
»Bitte, nur eine Frage noch?« sagte ich.
Sie seufzte. »Okay, eine.«
»Wer hätte Ihrer Meinung nach Jennifer was tun können?«
»Ach, wie heißt er noch schnell, der Bursche, dem sie wegen William den Laufpaß gegeben hat. Richard Soundso. Auf dem Goreham. Wenn man sie so hörte, muß er ein ausgemachter Drecksack gewesen sein.«
»Danke.«
»Ciao«, sagte sie, wackelte wieder zu Terry hinüber.
Ich hasse es, einen Drink umkommen zu lassen, also stürzte ich die Hälfte meines frischen Screwdrivers in einem Zug runter. Was zur Folge hatte, daß ich mich nach der Toilette umschauen mußte. Als ich rauskam, saß Lainie neben Terry, umklammerte mit ihren Händen seine und sprach sehr ernst und eindringlich auf ihn ein. Ein Bild schoß mir in den Kopf, ein Bild, wie sie einen bekümmerten, aber jüngeren Burschen wie William tröstete.
Ich stieg die Treppe hinunter und machte einem Pärchen Platz, das auf dem Weg nach oben war. Hinter mir an der Theke hörte ich die Stimme von Schnauzer. »Baby, ich kann dir nur soviel sagen: Dieser hombre meint, du wärst muy wunderschön.«
Ich drehte meinen Kopf gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie Schnauzer sich vor einer pummeligen Frau mit dem müden Gesicht einer Krankenschwester, die Doppelschichten arbeitete, auf die Brust klopfte. Von Surfer weit und breit nichts zu sehen.
»Genaugenommen«, sagte Schnauzer, während er sich näher zu ihr beugte, »hoffe ich, daß du im Falle eines Atomkrieges das letzte Mäuschen auf der Welt bist.«
»Freund«, sagte sie, ohne einen Millimeter zurückzuweichen, »wenn ich die letzte Frau auf der Welt wäre, dann würdest du so ziemlich am Ende einer verdammt langen Schlange stehen.«
Ich marschierte zum Ausgang. Simon und Garfunkel trällerten weiter. Die Babyboom-Generation kam in die Wechseljahre. Irre.
ZEHN
Ich drehte den Zündschlüssel. Es war noch nicht mal dunkel. Ich kramte meine Liste raus und sah, daß Gruppenmitglied Donald Ramelli in Wellesley wohnte, auf meinem Nachhauseweg. Ich fuhr ins Zentrum von Wellesley, ließ mir von einem Tankwart den Weg beschreiben und fand Ramellis Haus.
Es war eine
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