Guten Abend, Gute Nacht
senkte dann den Blick auf sein Mikrofon. »Wirklich, Mr. Cuddy. Ich verstehe nicht, worauf Sie hinauswollen, und es wartet noch ein ganzer Berg Arbeit darauf, daß ich ihn heute noch bewege, daher...«
»Donnerstags muß es doch jetzt ziemlich einsam für Sie sein.«
»Wie bitte?«
»Ohne Ihre experimentelle Gruppe, meine ich.«
»Mr. Cuddy, ich sehe wirklich nicht...«
»Natürlich haben Sie dadurch mehr Zeit für andere Dinge.«
»Worauf wollen Sie damit anspielen?«
»Zum Beispiel für Hausbesuche.«
»Ich glaube, Sie gehen jetzt wohl besser, Sir.«
Ich warf einen schnellen Blick auf meine Uhr. »Vielen herzlichen Dank. Ich habe ja noch eine andere Verabredung. Ich werde mich mit jemandem über Hypnose unterhalten. Soweit ich weiß, kann es ein sehr hilfreiches Mittel sein.« Ich erhob mich und ging zur Tür. »Übrigens, Doktor, hat Jennifer Ihnen eigentlich je gesagt, wie sehr sie in Sie verknallt gewesen ist?«
Als ich zu Marek zurückschaute, schenkte er mir wieder dieses nachsichtige Lächeln. »Schließen Sie bitte die Tür und belästigen Sie mich nicht mehr. Verstanden?«
Wenn ich bezüglich Marek recht hatte, konnte ich seine Selbstbeherrschung wirklich nur bewundern. Falls ich mich irrte, wußte ich nicht, wo ich sonst noch suchen sollte.
Die Fahrt in die Stadt war angenehm, der Nachmittag warm und sonnig. Es traf sich günstig, daß mir die ersten Vorboten des Rush-hour-Verkehrs entgegenkamen, statt in meine Richtung zu fahren. Ich schlängelte mich zur medizinischen Fakultät der Boston University im South End, ein gutes Stück entfernt vom eigentlichen Campus an der Commonwealth Avenue. Ich parkte im Halteverbot und ging zu einem dreistöckigen Gebäude.
Professor — Doktor — Douglas Kirby war eine angenehme Überraschung. Er war intelligent, besaß ein umfangreiches Wissen und ignorierte taktvoll, daß anderthalb Stunden verstrichen. Wir diskutierten über Flurazepam und Placebos, Verdrängungszustände und Alpträume. Unter besonderer Berücksichtigung ihrer Beziehung zu Hypnose und posthypnotischen Suggestionen. Mit fünf Büchern unter dem Arm verließ ich sein Büro.
Den Rest des Freitagabends und den größten Teil des Samstages verbrachte ich zu Hause mit der Lektüre des Materials, das Kirby mir ausgeliehen hatte. Ich gewann ziemliche Klarheit, was das Wer und Wie von Jennifers Tod betraf. Was ich immer noch nicht wußte, war das Warum. Und jetzt, wo Lainie tot war, würde ich darauf wahrscheinlich auch keine Antwort erhalten, ohne wenigstens einmal ins Flugzeug zu steigen. Ich rief Murphy und Mrs. Daniels an, unterrichtete sie über meine Pläne. Sie bestanden darauf, die Rechnungen zu übernehmen, und ich lehnte ab, indem ich bei beiden einfach auflegte. Dann erreichte ich meine Vermieterin in Chicago. Sie versprach, auch wenn sie in einem anderen Krankenhaus arbeitete, Dr. Jerome Gemelman anzurufen und ihn zu bitten, sich am Montag mit mir zu treffen. Sie würde wegen eines Kongresses selbst nicht in der Stadt sein, daher gab sie mir den Namen und die Telefonnummer des Dekans einer juristischen Fakultät in Chicago, mit dem sie befreundet war und der mir möglicherweise weiterhelfen könnte, sollte ich auf Schwierigkeiten stoßen. »Jim ist ein bißchen seltsam, John, aber er ist ein guter Typ.« Ich bedankte mich und fragte mich flüchtig, wie seltsam der Dekan einer juristischen Fakultät wohl sein konnte, bevor ich meine Flug- und Hotelreservierungen machte.
VIERUNDZWANZIG
An diesem bewölkten Sonntagmorgen stand ich um acht Uhr auf und überlegte, meine Sportklamotten mitzunehmen. Statt dessen zog ich sie an und lief eine gemächliche, aber befriedigende Sechs-Meilen-Runde von der Eigentumswohnung Richtung Westen, über die Harvard Square-Brücke und dann in östlicher Richtung das Cambridge-Ufer des Flusses entlang, bevor ich über die Mass Ave-Brücke wieder auf die andere Seite zurückkehrte. Ich kaufte die Sonntagsausgabe der Times , ein paar Croissants und Milch, ging nach Hause und duschte. Während meine Haare trockneten, frühstückte ich, überflog die Times und packte einen Pilotenkoffer. Ich warf mich in Freizeitkleidung, bestellte mir ein Taxi und brach zum Flughafen auf. Mit einem Zwischenstopp.
»Dauert es länger, Mac?«
Ich schüttelte den Kopf. »Zehn Minuten vielleicht. Lassen Sie die Uhr laufen.«
»Keine Angst, das werde ich. Die verdammten Friedhöfe sind mir nicht geheuer, wissen Sie?«
»Ja, mir geht’s
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