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Guten Abend, Gute Nacht

Guten Abend, Gute Nacht

Titel: Guten Abend, Gute Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeremiah Healy
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genauso.«
    Die Sonne brach gerade durch die Wolken, als ich vor ihrem Grabstein stehenblieb. Die Sonnenstrahlen bewirkten, daß mir ihr Name zuzuzwinkern schien. »Ziemlich guter Trick, Kleines.«
    Alles nur Übung, sagte sie. Wo willst du hin?
    »Chicago, dann vielleicht weiter nach Philadelphia und New York.«
    Zuerst mal Amerika sehen?
    »Nicht direkt. Ich habe deinen Rat beherzigt. Ich bin davon ausgegangen, daß William Jennifer nicht umgebracht hat, und dann habe ich versucht herauszufinden, wer ihm das angehängt haben könnte. Jeder andere Killer hat reichlich Schützenhilfe durch die Tatsache bekommen, daß William bei der Hypnose mit seinem Geständnis herausgeplatzt ist. Wahrscheinlich der einzige, der sowohl die Gelegenheit als auch die Fähigkeit hatte, das alles zu arrangieren, war Dr. Marek persönlich, da er derjenige war, der die Hypnose kontrollieren konnte.«
    Aber ich dachte, er hätte kein Motiv.
    »Bisher war das auch so. Und ist es eigentlich immer noch. Aber es gibt gewisse Hinweise, daß Jennifer romantische Gefühle für ihn gehegt hat. Bedauerlicherweise habe ich dafür aber keine echten Beweise, und Marek hat seine wahren Gefühle ausgezeichnet versteckt, falls da irgendwas gelaufen ist. Die einzige Person weit und breit, der Jennifer sich anvertraut zu haben scheint, ist am Donnerstag ermordet worden.«
    Wie?
    »Es hat nach einem Einbrecher ausgesehen, der gestört wurde, aber ich vermute, Lainie hat wohl Rückschlüsse aus dem gezogen, was auch immer Jennifer ihr erzählt hat, und dann hat sie Marek, oder jemand anderen, zur Rede gestellt.«
    Was der Grund für deine Reise nach Chicago ist ?
    »Ja. Das ist die letzte Stadt, in der Marek vor Boston gearbeitet hat. Außerdem hat er noch in Philly und New York praktiziert. Ich arbeite mich rückwärts durch seine Karriere, wobei ich darauf setze, daß auch früher schon ähnliche Geschichten gelaufen sind, falls er hier etwas mit einer Patientin hatte.« Wodurch er ein Motiv für den Mord an Jennifer hätte?
    »Ich gebe zu, das ist heute sicher kein besonders großartiges Motiv mehr. Aber im Augenblick habe ich nichts anderes. Und William hat überhaupt nichts.«
    Er hat dich.
    Der Taxifahrer hupte zweimal. Ich schaute zu ihm hinüber und nickte.
    Unverschämter Kerl, sagte sie.
    »Er mag keine Friedhöfe.«
    Dann leg ihn beim Trinkgeld aufs Kreuz.
    »Ist das wörtlich gemeint?«
    Wir lachten und verabschiedeten uns.
     
    Der O’Hare Airport konnte mühelos größer sein als manche Kleinstadt, in der man aufwächst. Ich erinnerte mich, während meiner Zeit bei der Empire Insurance vielleicht sechsmal dort abgeflogen und angekommen zu sein. Die Terminals sind so angelegt, daß der Flugsteig beim Abflug von den Schaltern der jeweiligen Fluggesellschaft und bei der Ankunft vom Gepäckband immer mindestens drei Meilen entfernt liegt. Ich verließ mit meinem Koffer das Flughafengebäude und wartete fast eine Stunde in einer Schlange auf ein Taxi, während so was wie ein Ordner immer nur ein Taxi nach dem anderen besetzte. Die meisten Reisenden schienen sich mit diesem System abgefunden zu haben, daher sah ich keinen Sinn darin, mich zu beschweren. Als ich endlich an der Reihe war, stieg ich einfach auf den Rücksitz und sagte zum Hinterkopf des Fahrers: »Ins Raphael Hotel, bitte. East Delaware Ecke Michigan.«
    Er erwiderte trocken: »Was Sie nicht sagen.«
    Ich machte es mir bequem, schaute unter das Wagendach und sah ein signiertes, fünfundzwanzig mal dreißig großes Hochglanzfoto von Nat King Cole. Nur daß es nicht Cole war. »Das bin ich«, sagte der Fahrer und stellte den Rückspiegel so, daß ich sein Gesicht sehen konnte.
    Es war unheimlich. Die Gesichtszüge, die Haare, ja sogar das lässige, entspannte Lächeln.
    »Ich bin professioneller Imitator. Das Taxi fahre ich nur zwischen meinen Auftritten.« Er griff ins Handschuhfach und reichte mir eine neuere Ausgabe der Newsweek. »Das da bin ich, oben an dem Tisch.« Unter den vier anderen, die an einem Tisch auf einer Bühne saßen und auf ein Auditorium mit mehreren hundert stämmigen weißen Männern in weißen T-Shirts und Glatzen herabschauten, konnte ich ihn kaum erkennen. »Man hat mich gebeten, als Preisrichter beim Meister Proper-Wettbewerb mitzumachen.«
    »Wie sind Sie zu diesem Beruf gekommen?«
    »Tja, ich war noch ein Kind, da ist meiner Familie irgendwann die Ähnlichkeit aufgefallen. Dann habe ich bei einem dieser Wettbewerbe mitgemacht, bei denen Doubles von

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