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Guten Abend, Gute Nacht

Guten Abend, Gute Nacht

Titel: Guten Abend, Gute Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeremiah Healy
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berühmten Persönlichkeiten gesucht werden. Ich hab den dritten Platz gemacht, und das ohne... man nennt so was >kos-metischen Vorteile«
    »Sie meinen kosmetische Chirurgie?«
    »Nein. Das heißt, so was kommt bei mir nicht in Frage. Ich habe gehört, daß manche Elvis-Imitatoren so was haben machen lassen, aber meine Knochenstruktur und alles ist auch so schon in Ordnung. Ich mußte mir nur noch ein paar Zähne überkronen lassen und was mit meinem Haaransatz unternehmen, das war’s dann auch schon.«
    »Und was machen Sie so? Arbeiten Sie als Fotomodell?«
    »Ja, ja. Das auch. Viele von uns haben diesen Agenten hier in der Stadt, der solche Sachen arrangiert. Manchmal mache ich auch Parties. Sie wissen schon, der Gastgeber setzt sich mit meinem Agenten in Verbindung und engagiert, na, sagen wir, drei oder vier verschiedene Doubles. Dann gehen wir auf die Party und mischen uns einfach unter die Gäste, und der Gastgeber fährt drauf ab, wie die Leute auf uns reagieren. ‘Türlich mache ich nicht so viele Parties.«
    »Wie kommt’s?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Manche Leute finden’s schon seltsam, wenn eine tote Berühmtheit mit einem Drink in der Hand auf sie zukommt, verstehen Sie?«
    »Vermutlich, ja.«
    »Ja, deshalb kriegen auch die Doubles von Lebenden die meisten Party-Gigs ab. Wie zum Beispiel die Queen Elizabeths und die Michael Jacksons und so weiter.«
    Ich zögerte, ihn nach seiner Stimme zu fragen, aber das war auch nicht nötig.
    »Das ist auch der Grund, warum mein Agent mich Gesangsunterricht nehmen läßt. Das echte Geld in dieser Branche kann man mit Auftritten in Nachtclubs machen, sagen wir, drei von uns treten zusammen auf, Sie wissen schon, zum Beispiel, ein Bing Crosby und ich und ein Jack Benny in der Mitte. Natürlich, ich würde nie...« Er schaute in den Spiegel, musterte mich, fuhr dann fort: »Sind Sie alt genug, um sich an seine Fernsehshow zu erinnern?«
    »Die von Cole?«
    »Ja.«
    »Und ob.« Der King war Mitte der Fünfziger der erste Schwarze, an den ich mich erinnern konnte, der eine eigene Sendung hatte, die Nullachtfünfzehn-Situationskomödien wie Beulah und Amos and Andy nicht mitgezählt. Auf einer grauen, unscheinbaren Bühne stellte Cole seine Gäste vor, spielte Klavier und sang seine Songs; das alles mit großer Nonchalance, wobei er wahrscheinlich unter einem unglaublichen Druck gestanden haben muß, sowohl der erste als auch der einzige zu sein.
    »Ich wünschte, ich hätte es auch sehen können. Aber ich habe ein paar seiner späteren Fernsehspots auf Video, und ich gebe mir wirklich Mühe, seine Eigenheiten hinzukriegen. Meine Stimme wird nie auch nur annähernd an seine rankommen, aber wenn ich es schaffe, den Kopf richtig zu halten und meine Hände richtig zu bewegen...« Der Taxifahrer wedelte kurz mit der rechten Hand, so wie Cole sich wahrscheinlich in seinen Sendungen immer verabschiedet hatte. »Tja, es heißt, wenn man die Eigenheiten hinkriegt, die die Leute, Sie wissen schon, das Publikum mögen, dann hören sie, was sie hören wollen, und sie gehen glücklich wieder nach Hause, weil ich es geschafft habe.«
    »Hört sich an, als hätten Sie erheblich bessere Gründe für Ihren Job als die meisten Typen, die ich kenne.«
    »Danke.«
    Wir hielten vor dem Raphael. Ich gab ihm fünf Dollar Trinkgeld bei einer Fahrt für zwanzig Dollar, und wir wünschten uns gegenseitig viel Glück.
    Beim Einchecken bot mir der Mann an der Rezeption Informationsmaterial über die anderen Raphaels an, das ich aber bereits hatte. Diese Kette hat nur drei Hotels, und ich war erst in diesem und in dem in San Francisco abgestiegen. Falls das Haus in Kansas City ebenso gut geführt und gelegen ist wie die beiden anderen, dürfte die Familie Raphael ein wohlverdientes Vermögen machen.
    Ich wurde auf mein Zimmer gebracht, mixte mir einen Screwdriver aus der gut bestückten Mini-Bar und warf mich auf das extra große Bett. Ich beschloß, Jim anzurufen, den Dekan der juristischen Fakultät, nur um ihn wissen zu lassen, daß ich in der Stadt war. Ich tippte Jims Privatnummer ein.
    Nach dreimaligem Klingeln meldete sich eine Stimme: »Städtisches Leichenschauhaus.«
    »Entschuldigen Sie, ich muß mich verwählt haben...«
    »Warten Sie, warten Sie. Sind Sie Karens Freund aus Boston?«
    »Ja, sind Sie…?«
    »Yup, ich bin’s. Dachte mir doch, daß ich den Akzent erkannt habe. Bei uns studieren ein paar Leute aus der Gegend von Boston. Wo sind Sie abgestiegen?«
    »Im Raphael.

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