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Guten Abend, Gute Nacht

Guten Abend, Gute Nacht

Titel: Guten Abend, Gute Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeremiah Healy
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haben Sie nicht genügend Geld, auch nicht annähernd genug, da die Pflege teurer ist, als wir berechnen können, und wir bekommen noch nicht einmal das rein, was wir in Rechnung stellen, weil Leute ihre Rechnungen nicht bezahlen oder Versicherungsgesellschaften ihre Kostenerstattungen an uns kürzen.
    Jede Abteilung meint, sie hätte zuwenig Personal, zuwenig Geld und zuwenig Anerkennung. Und jede Abteilung hat recht. Also, Sie sind der Chef von dem Laden, und dann ergibt sich ein Problem mit diesem Marek, und sie setzen sich mit ihm und wahrscheinlich seinem Anwalt zusammen, und die Situation stellt sich etwa folgendermaßen dar: Marek ist bereit, stillschweigend zu kündigen, wodurch das Krankenhaus einen schlechten Arzt los wird. Ihre Alternative sieht so aus, daß Sie Marek wegen dem, was er sowohl mit dem toten Patienten als auch mit anderen gemacht hat, feuern und Marek jeder Zulassungsbehörde melden. So, Sie tun das, und das ist dann das Ende für Mareks weitere Karriere als Arzt in diesem Land. Also wird er dagegen angehen, und die Sache bestimmt, mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln, bis zum Ende durchfechten. Und vielleicht kennt er auch die eine oder andere etwas undurchsichtige Geschichte, die andere im Krankenhaus gemacht haben, Dinge vielleicht, die getan wurden, um Patienten zu helfen, vielleicht aber auch die eine oder andere frisierte Leistungsabrechnung oder der eine oder andere manipulierte Beleg oder nicht ganz korrekt geführte Listen über Arzneibestände oder sonst irgend etwas, auf das sich die Medien mit Begeisterung stürzen würden. So, da sitzen Sie also. Sie haben die Verantwortung. Wie sehen Ihre Möglichkeiten aus?«
    »Ihn in aller Stille kündigen lassen oder ihn feuern und die sowieso schon knappen Geldmittel für Anwaltskosten und Gerichtsgebühren ausgeben, wenn er um sein berufliches Überleben kämpft?«
    »Sie haben’s kapiert. Also, wie entscheiden Sie sich?«
    »Ich weiß nicht. Man schützt zwar seine Einrichtung, aber auf Kosten der Gesundheitsversorgung allgemein? Ich weiß nicht.«
    »Fügen Sie noch etwas dazu. Fügen Sie dazu, daß Sie verlieren könnten.«
    »Verlieren?«
    »Ja. Verlieren wie in einen Kampf. Vielleicht klagt Marek und gewinnt.«
    »Aber Sie haben doch gesagt...«
    »Daß ein Haufen verrückter Patienten behauptet, er würde alle möglichen Sachen mit ihnen machen, die ein guter Doktor nicht tun sollte. Sind Sie Marek schon einmal begegnet?«
    »Ja.«
    »Beeindruckend wie nur was, ist er doch, oder?«
    »Ja.«
    »So. Sie sind einer der Geschworenen. Ein Postangestellter vielleicht oder eine Hausfrau. Sie hören sich die drei oder vier schwarzen Spinner an, die einigermaßen vorzeigbar sind, um in den Zeugenstand gesetzt werden zu können. Sie hören, wie sie ihre Seite der Geschichte darstellen, und dann sehen Sie, wie ein erstklassiger Anwalt, den Marek natürlich engagiert hat, die Substanz aus ihren Geschichten rausfetzt. Und dann sehen Sie Marek selbst. Ruhig, gebildet, überzeugend. Peinlich berührt, aber nichtsdestoweniger offen und ehrlich, was diese lächerlichen Behauptungen betrifft. Er erzählt den Geschworenen, seine Ankläger nicht zu streng zu beurteilen. Wem werden Sie glauben? Moses leibhaftig oder ein paar Bekloppten, die nur eine Spur weicher in der Birne sind als Suley?«
    Ich dachte darüber nach. Ich glaubte nicht, daß das Krankenhaus moralisch im Recht gewesen war, aber es war schwer, im nachhinein die Entscheidung als rein geschäftlich zu verurteilen.
    Ich sagte: »Was Suley betrifft...«
    Sie wurde zurückhaltend. »Ja?«
    »Als er mir Ihren Namen gegeben hat, da wußte er nur, daß ich mich für Marek interessierte, nichts davon, daß ein Schwarzer in die Sache verwickelt war.«
    »Und?«
    »Wieso hat er mir trotzdem helfen wollen?«
    »Er war vielleicht sechs Monate in seinem Job, als Marek kam. Manche von uns glaubten, es wäre Suley gewesen, der nachgeholfen hatte, daß die Patienten zu mir kamen und mit mir sprachen. Marek... ich denke, Suley hat Marek einfach für einen unehrenhaften Mann gehalten.«
    Als wir fertig waren, gingen wir hinaus auf den Boulevard. Sie deutete auf eine von drei Seiten mit Glas eingefaßte Haltestelle mit einer weißen Kuppel und dem Zeichen der New Jersey Transit. »Von da können Sie mit dem 165er zurück zur Port Authority fahren. Ist schon komisch, früher hat man die Gesellschaft >Public Service< genannt. Heute ist es die >New Jersey Transite Ein Zeichen unserer Zeit, vermute

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