Guten Tag, ich bin das Hausgespenst
Richtungen.
„Schon möglich. Aber ich will kein Risiko eingehen. Es wäre eine schöne Bescherung, wenn ihr absacktet.“
„Ach was, der Teich ist doch bestimmt nicht tief!“
„Woher weißt du das?“
Darauf fand Peter keine Antwort.
„Versteh mich richtig“, sagte der Vater, „ich bin nicht dafür, daß man jeder Gefahr so weit wie möglich ausweicht. Gefahren gehören zum Leben, ganz ohne sie würde es verdammt langweilig werden. Aber unberechenbaren Gefahren setzen sich nur Kindsköpfe oder Schwachsinnige aus.“
„Unberechenbar? Quatsch!“ rief Peter. „Wir können doch schwimmen!“
„Und wenn der Teich voll Schlingpflanzen ist?“
„Und wenn Piranhas darin leben?“ fragte Monika. „Dann bist du in Sekunden nur noch ein Skelett!“
„Quatsch!“ sagte Peter wieder. „Die gibt es doch nur in Südamerika.“
„Bist du sicher?“ fragte Monika und blickte ihn aus ihren grünen, hell bewimperten Augen ernsthaft an. „Und wenn ein Forscher sie da ausgesetzt hätte?“
„Das ist aber kaum anzunehmen.“ Der Vater schmunzelte. „Aber ergründen müssen wir den Teich unbedingt, bevor wir irgend etwas unternehmen. Wir müssen das Wasser zur Untersuchung in ein biologisches Institut geben...“
„Warum?“ wollte Monika wissen.
„Um zu erfahren, wie das Plankton beschaffen ist...“
Monika fiel ihm ins Wort. „Plankton... was ist das?“
„Plankton ist ein griechisches Wort und heißt das Schwebende!“
Laß mich das erklären!“ bat Liane. „Plankton ist eine Sammelbezeichnung für die Tiere und Pflanzen, die frei im Wasser leben, aber so winzig sind, daß sie von der Strömung abhängig sind.“
„Im Teich ist gar keine Strömung!“
„Sicher enthält er dennoch Leben“, behauptete der Vater, „wenn nicht, wäre es vielleicht ratsam, ihn auszupumpen. Wer weiß, wieviel Gerümpel da im Laufe der Jahre schon hineingeworfen worden ist.“
„Und nachher füllen wir ihn wieder auf? Aber dann mit klarem Wasser!“ schlug Liane vor. „Dann kriegen wir einen richtigen Swimming-pool! Himmlisch!“
„Es würde schnell wieder grün werden, und ich glaube, das ist auch gut so“, meinte die Mutter, „nur so paßt er in die Gegend! Aber wir könnten Forellen drin aussetzen, dann kriegen wir von Zeit zu Zeit Fisch frisch auf den Tisch.“
Eifrig beratschlagten sie die beste Lösung.
Als Frau Schmidt vom Tisch aufstand, strich sie ihrem Mann über das Haar. „Ich weiß schon, warum du die Jungen nicht den alten Kahn allein flicken lassen willst! Mag sein, daß du ein bißchen besorgt bist, aber in erster Linie willst du mitspielen.“
„Du hast, wie immer, recht!“ gestand der Vater. „Laßt mich mitspielen, ja?“
Die jungen Leute freuten sich.
„Von mir aus“, sagte Peter gnädig, „Tag für Tag ins Büro gehen muß ziemlich langweilig sein, noch langweiliger als die Schule. Ich finde, du hast eine kleine Abwechslung verdient.“ Die anderen lachten.
Natürlich erzählten auch Monika und Liane überall von dem bevorstehenden Umzug. Nur die wenigsten von Lianes Freunden und Freundinnen fanden es beneidenswert, aus München weg und aufs Land zu ziehen. Sie wollten nicht auf die abwechslungsreichen Freuden der Großstadt verzichten.
„Aber die bleiben mir doch“, versicherte Liane, „ich komme ja jeden Tag herein, und wenn ich mal was vorhabe, bleibe ich einfach über Mittag oder fahre noch einmal hin und zurück. Mit der S-Bahn ist das gar keine Angelegenheit!“
„Und wenn es auf einer Party spät wird?“ fragte Esther, Lianes beste Freundin. „Wie kommst du dann im Stock-dustern zu deinem Haus am Teich?“
„Gar nicht!“ Liane lachte. „Dann übernachte ich bei dir. So einfach ist das! Apropos Party... ihr könnt euch nicht vorstellen, was man da draußen für herrliche Partys veranstalten kann! Kinder, ihr könnt euch jetzt schon freuen!“ Sie schwärmte von dem schönen neuen Zimmer, das sie bekommen sollte, von dem Teich, dem Obstgarten, dem Stall und dem erträumten Pferd, und so gelang es ihr, die anderen doch ein bißchen neidisch zu machen.
Auch Gaby, Monikas Freundin, war zuerst etwas kritisch. „Du, in ein Gespensterhaus möchte ich aber nicht ziehen“, meinte sie.
Monika stieß sie in die Seite. „Du glaubst doch nicht etwa an so was?“
„Nö, das nicht, aber man kann doch nie wissen.“
„Mensch, Gaby, ich habe ja gar nicht gewußt, daß du so eine Zimperliese bist! Soll ich dir mal was sagen: ich fände es einfach fabelhaft, wenn
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