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Guten Tag, ich bin das Hausgespenst

Guten Tag, ich bin das Hausgespenst

Titel: Guten Tag, ich bin das Hausgespenst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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nicht. Reg dich nicht auf, Moni, natürlich glauben wir dir. Warum sollten wir dir weniger glauben als den anderen. Aber von einem laß ich mich nicht abbringen: Einer von euch ist es gewesen.“
    „Und warum nicht du?“ fragte Peter herausfordernd. „Und warum nicht Mutti?“
    „Ich könnte jetzt sagen: weil wir erwachsene Menschen sind. Aber du hast ganz recht, auch erwachsene Menschen machen mal Quatsch. Nein, Mutti und ich können uns gegenseitig ein fugendichtes Alibi geben. Wir waren nämlich beide noch wach, als es passierte.“
    „Ihr könntet es ja gemeinsam getan haben“, beharrte Peter. „Also erlaube mal, für wie albern hältst du uns?“ fragte die Mutter. „Nein, ich stimme Vati zu. Einen von euch hat Herrn Graunkes Gerede auf die Idee gebracht zu gespenstern. Ich kann euch aber nur sagen, daß das eine ganz dumme Idee war und daß man einen Spaß auch übertreiben kann.“
    Herr Schmidt hatte das Gemälde aufgehoben. „So, und nun werde ich es an einem Platz verstauen, den nur ich kenne, und damit wird, so hoffe ich, der Spuk ein Ende haben.“
    „Na, das hoffe ich aber auch“, stimmte Monika zu, „ich finde es abscheulich, erst aus dem schönsten Schlaf geschreckt und dann noch beschuldigt zu werden, was angestellt zu haben. Wenn ich rauskriege, wer das war, dann kann der von mir was erleben.“
    Es folgte ein schöner, fröhlicher Familiensonntag bei sonnigem Frühlingswetter und bester Laune. Schmidts hörten auf dem Radiosender Bayern 3, daß alle Ausfahrtsstraßen von München völlig verstopft von Ausflüglern waren und freuten sich erst recht über ihr Haus auf dem Land.
    In der Nacht zum Montag ereignete sich nichts, kein Pochen, kein Krachen, kein Lärm. Mit Genugtuung stellten sie es fest, als der Wecker klingelte. Heute mußten der Vater, Liane und Peter zum erstenmal in die Stadt fahren und Monika in ihre neue Schule nach Geretsried laufen.
    Aber als die Mutter mit dem Frühstückstablett die Wohndiele betrat, glaubte sie ihren Augen nicht zu trauen: Da hing das Bild des weißgelockten Knaben an seinem alten Platz im Erker!
    Vor Schreck hätte sie fast die Kanne fallen gelassen. „Max!“ schrie sie, daß es durch das Haus gellte. „Max!“
    Der Vater, der das Haus als letzter verlassen mußte, kam unrasiert, ungekämmt und im Schlafanzug heruntergesaust. „Hilde! Was ist?“ rief er und fügte, als er die Wohndiele betrat, hinzu: „Na, wenigstens lebst du noch! Nach deinem Schrei zu schließen...“
    „Max! Das Bild!“
    Herr Schmidt trat an den Erker. „Ah, darauf läuft die Geschichte also hinaus!“ sagte er ruhig.
    „Ich verstehe nicht...“
    „Einem von unseren Rangen hat das Bild eben doch gefallen, wollte es aber nicht zugeben, weil du es so abfällig kritisiert hast.“
    „Meinst du?“
    „Bestimmt.“
    In diesem Augenblick kamen sie auch schon angerannt; Liane war schon für die Schule angezogen, aber noch ungekämmt, Peter hielt die Zahnbürste in der Hand, und Monika war noch im Schlafanzug.
    „Ist was?“ riefen sie. „Hast du dir weh getan, Mutti?“ — „Was ist denn nun wieder los?“
    Der Vater wies mit ausholender Geste auf das Bild an der Wand. Liane, Monika und Peter starrten es mit offenem Mund an.
    „Mein Schwein pfeift!“ rief Monika, als sie die Sprache wiedergefunden hatte.
    „Wo kommt denn das her?“ fragte Liane.
    „Hast du es etwa hingehängt, Vati?“ wollte Peter nun von ihm wissen.

    „Nein, ich war’s nicht, aber ich bin sicher, einer von euch weiß, wer es war. Es hätte uns entschieden mehr imponiert, wenn derjenige für seine Meinung eingetreten wäre. Bekanntlich läßt sich über den Geschmack nicht streiten. Na, bitte. Aber nach Lage der Dinge sind wir dafür, feurige Kohlen auf das Haupt des Täters zu sammeln. Das Bild kann hängenbleiben, falls ihr damit einverstanden seid.“
    „Ja, warum denn nicht?“ platzte Monika heraus, merkte, daß sie sich dem Verdacht der anderen ausgesetzt hatte, und fügte sich verteidigend hinzu: „Mir hat er von Anfang an ganz gut gefallen, der Junge. Aber bestimmt nicht so gut, daß ich nachts dafür durchs Haus gespenstert wäre.“
    „Ich find’s zickig“, kritisierte Peter, „weiße Locken.“
    „So trugen die Herren damals eben das Haar“, erklärte Liane, „von mir aus kann’s bleiben. Nach ein paar Wochen bemerkt man es sowieso nicht mehr, wie immer.“
    „Dann wäre das also entschieden“, stellte der Vater fest, „und wir können zur Tagesordnung übergehen. Ist

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