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Guter Rat ist leise

Guter Rat ist leise

Titel: Guter Rat ist leise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Mienk
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(auch Bobbyle) spielten. Bei Babsi war eine gründliche „Gehirn- und Herzwäsche“ notwendig. Schnell hatte sie jedoch eingesehen: Es war nicht „der Hund“ – es war Babsi selbst, die „hat“ … „Babsi hat“ … nicht: „der Hund hat …“.
    Das Umdenken, das Gefühle Zulassen und Verstärken hat bei Babsi nur sechs Wochen gedauert – nach vier Monaten kam Bobby immer mit: zum Klettern, Joggen, Schwimmen – immer lief er ohne Leine mit, wartete sogar oft unangeleint irgendwo, bis sein Frauchen wieder kam. Angst gab es nicht mehr – mittlerweile gibt es einen zweiten Hund in der Familie, der ebenso wie Bobbyle überall mit darf und kann.
    Warum war es überhaupt zu dem Problem gekommen?
    Ähnlich wie bei Eva gab es irgendwann am Anfang eine Situation, in der Babsi abgelenkt war und Bobby nicht auf ihren Ruf kam. Sie rief also nochmals, diesmal aber mit der energischen Schwingung aus Ungeduld. Den Rest kennst Du ja. Die Situation schaukelte sich auf – je schlechter die Schwingungen waren, die Babsi ausstrahlte, umso schlechter ging es Bobby – der reagierte auf seine Weise. Nach dem sogenannten „Training“ bei dem Jäger kam bei Bobby auch noch Angst vor Schmerz dazu. Natürlich wollte er sich dem nicht aussetzen und ging gar nicht mehr erst zu Babsi hin. Die wurde immer wütender und unsicherer …
    So kann es gehen. Wenn man dann den Teufelskreis nicht krass unterbricht und umdenkt, sich selbst und seine Reaktionen und Aktionen „unter die Lupe“ nimmt, formt man sich einen „Problemhund“.
     
Das Jammer- und Schuldzuweisungsverhalten
    Täglich erreichen mich E-Mails und Anrufe von wirklich verzweifelten Menschen, die alle beginnen mit: „ Der Hund hat Angst …, der Hund ist dominant …, der Hund folgt nicht … “ und anderen immer wiederkehrenden Worten.
    Lange habe ich überlegt, ob ich die Menschen mit der Wahrheit konfrontieren soll. Ich tue es jetzt einfach in diesem Buch (da bin ich außerhalb der direkten Reichweite): Wir Menschen, die wir doch unsere Hunde so sehr lieben, sind immer blitzschnell mit unserem Urteil. Statt uns selbst einmal zu fragen, was wir im Umgang mit dem Hund falsch machen, schieben wir Schuld und Verantwortung auf den Hund und begraben uns in einem Jammerverhalten, das seinesgleichen sucht: „Ich würde ja, aber der Hund …“. Ist das nicht eine großartige Entschuldigung für die eigene Unzulänglichkeit? Jetzt bist Du sicher geschockt – das ist gut so. Damit Du verstehst, was ich meine, erzähl ich Dir auch dazu eine wahre Geschichte:
     

     
     
    Ein Beispiel aus der Praxis:
    Ab und zu nehmen wir Hunde von Freunden zur Aufzucht auf, damit diese gut sozialisiert und an andere Hunde gewöhnt werden. So auch Mimei. Sie kam mit ihrer Halbschwester Shinya (meine Schäferhündin) und sollte etwa ein halbes Jahr bei uns bleiben. Ich habe normalerweise nie ein Problem damit, schnell eine Beziehung zu einem Hund aufzubauen. Wenn jedoch ein Hund auf Zeit bei uns ist, muss ich mich mit meinen Gefühlen zurückhalten. Das heißt, ich schaffe eine „halbe“ Bindung zu dem jeweiligen Hund, damit wir uns nicht zu sehr aufeinander einspielen. Mimei war gerade 12 Wochen alt, als sie kam. Ich weiß nicht warum, aber mit Mimei hatte ich von Beginn an so meine Probleme – sie war so ganz anders als unsere Hunde – ich kann den Unterschied nicht einmal genau erklären. Ich hatte sie gern, aber eine echte Bindung konnte ich nicht zu ihr aufbauen. Bestimmte Umstände sorgten dann dafür, dass Mimei bei uns blieb. Jetzt hatte ich ein wirkliches Problem: Durch meine teilweise sehr abweisende Haltung Mimei gegenüber war auch sie mir gegenüber nicht gerade aufgeschlossen: Zum Kraulen ging sie zu meinem Mann, wenn sie etwas „angestellt“ hatte, versteckte sie sich. Und sie stellte viel an: klaute aus der Küche, urinierte wo sie ging und stand, bellte wie eine Irrsinnige, auch ohne jeglichen äußeren Anlass, zerbiss Möbel und war gierig auf Plastikflaschen, die sie auch überall auftrieb und dann leidenschaftlich zerstörte. Ich war genervt bis zum Umfallen und schimpfte fast nur noch mit ihr. Das tat unserer Beziehung natürlich nicht gut. Ich verfiel tatsächlich in das Jammer- und Schuldzuweisungsverhalten: „Mimei ist irre, die spinnt doch völlig, Mimei ist dumm …“
    Je mehr ich mich bemühte, einen „Draht“ zu ihr zu bekommen, umso verrückter wurde Mimei. Wann immer ich sie sah, hatte sie wieder irgendetwas angestellt. Zu allem Überfluss wurde sie

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