Guter Sex Trotz Liebe
ist so, weil damals das und das passiert ist.« Deswegen sind die biografischen Erzählungen so bedeutsam wie die Fragen, die sich daran knüpfen. Sie machen verständlich, warum jemand gerade so geworden ist. Oft versteht man den Partner besser, wenn man seine Geschichte kennt.
Biografische Erzählungen bewerten und nutzen
Zuhören will gekonnt sein. Wenn es schlecht läuft, verdaut der zuhörende Partner eine alte Geschichte nicht gut. Oder er geht in Konkurrenz mit mir. Wer hat wem was voraus: Wer hatte mehr Partner oder die schärfere Geschichte oder mehr Wünsche gelebt als der andere? Oder umgekehrt: Wer hat es schwerer gehabt? Belasten neu gewonnene biografische Informationen die aktuelle Beziehung?
Das Paar entscheidet, wie es die biografischen Erzählungen bewertet und nutzt. Zum einen gibt es die Möglichkeit, die Lebensgeschichte als vergangen und nicht mehr veränderbar zu betrachten. Zum anderen haben beide die Chance, die neuen Kenntnisse der individuellen Biografien zur Zwischenbilanz zu nutzen: Wo sind wir gegenwärtig erotisch angelangt? Wie lässt sich das Vergangene in die erotische Weiterentwicklung einbauen? Die biografischen Erzählungen verlieren dadurch einen Teil ihrer Schwere und bekommen stattdessen eine in die Zukunft gerichtete Wendung, die neue Perspektiven entstehen lassen kann.
Ãbung 4: Erzählen Sie die erotische Geschichte Ihres Partners
Teil 1: Wie bei der letzten Ãbung fangen wir nicht bei Ihnen selbst an, sondern bei Ihrem Partner. Erinnern Sie sich an all das, was er oder sie Ihnen bislang erzählt hat. Denken Sie an seine bisherigen Beziehungen, die erotischen Enttäuschungen und Höhepunkte. Nehmen Sie sich ein Blatt Papier und einen Stift. Notieren Sie stichwortartig, was Sie über Ihren Partner wissen, über seine Erlebnisse und Erfahrungen. Berücksichtigen Sie dabei eine Reihe von wichtigen Stationen, so weit Sie Informationen darüber haben.
Mit Hilfe der Notizen erzählt ein Partner zunächst die sexuelle Biografie des anderen. Der andere hört zu und macht sich Notizen. AnschlieÃend bringt der Zuhörer seine Sicht der Dinge ein, ergänzt die Erzählung um bisher Unerzähltes, korrigiert, bewertet neu und erweitert somit das Wissen des anderen.
Teil 2: Nach ca. 30 Minuten gehen Sie in die zweite Runde. Sie wechseln die Seiten und lauschen nun der Erzählung Ihrer sexuellen Biografie durch Ihren Partner. Müssen Sie sich aus Zeitgründen vertagen, vereinbaren Sie auf jeden Fall einen festen Termin, damit Sie beide die Gelegenheit wahrnehmen können, Ihre Geschichte aus der Sicht des anderen zu hören.
Ereignisse, Erlebnisse, Erinnerungen
Unsere Vergangenheit ist uns in unterschiedlicher Form präsent. Zum einen haben wir sie gelebt. Sie hat sich wirklich ereignet: Der erste Sexpartner hieà wirklich Hermann. Die erste Monatsblutung war wirklich kurz vor dem 13. Geburtstag. Im Zusammensein mit Corinna hatte ich wirklich keine Erektion. Zum ersten Mal fremd gegangen bin ich mit Elvira, das war die Schwester meiner Freundin ⦠Das ist die Vergangenheit der Ereignisse und Sachverhalte.
Zum anderen haben wir die Ereignisse auf eine bestimmte Weise erlebt: Dass er Hermann hieÃ, hat mich damals amüsiert, weil mein Vater auch so heiÃt. Das mit der Monatsblutung war erleichternd, weil die Freundinnen sie alle schon hinter sich hatten. Die Erektionsstörung mit Corinna war beschämend. Die Elvira-Geschichte empfand ich als unglaublich aufregend ⦠Das ist die Vergangenheit der Erlebnisse. Sie bewertet. Diese Vergangenheit gibt den Ereignissen eine sehr persönliche Färbung.
Darüber hinaus sind jedoch die Ereignisse und die Erlebnisse von ganz unterschiedlicher Bedeutung. Deshalb erinnern wir sie in gezielter Auswahl: Wir vergessen Dinge ohne Bedeutung. Wir verdrängen Dinge voller Bedeutung, die wir als belastend empfunden haben. Wir bewahren einzigartige Erlebnisse in romantischen Träumen bis in die Gegenwart. Wir plagen uns mit Gedanken an ungute Erfahrungen, die uns nicht in Ruhe lassen. Oder wir vergessen bestimmte Situationen völlig, bis uns ein alter Freund daran erinnert.
All das flieÃt in unseren Erinnerungen zusammen. Das Erinnerte nun erzählen wir auf eine eigene Weise. Und erst diese Erzählung macht die Vergangenheit zur Geschichte. Wir erzählen uns die eigene Geschichte zunächst selbst. Wir bauen sie im eigenen Kopf
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