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Guter Sex Trotz Liebe

Guter Sex Trotz Liebe

Titel: Guter Sex Trotz Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Clement
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nicht von dir.« Beide verstecken ihr sexuelles Begehren: Michael versteckt sich dahinter, die verrätselten Erwartungen seiner Frau zuentschlüsseln. Karin versteckt ihr Begehren hinter einem uneinlösbaren Beziehungsangebot.
    Und das ist die Falle, in die Karin und Michael gegangen sind. Sie wollen es gut hinbekommen miteinander. Deshalb haben beide ihre Grenze geregelt, in der der gute, sanfte Sex eingeschlossen ist und der böse, nicht so rücksichtsvolle Sex ausgeschlossen. Und so haben sie ihr sexuelles Problem erzeugt. Vor lauter Es-gut-machen-Wollen haben sie sich rücksichtsvoll und schonend eine Vermeidungssexualität zugelegt, die keinem wehtut, die aber auch keinen befriedigt.

    Sam:
    Die ungemütliche Alternative lautet: Willst du es nett und unbefriedigend – oder riskant und mit Chance auf Lust!
Feste und durchlässige Grenzen

    Jeder Partner zieht eine Kommunikationsgrenze. Diese Grenze legt auf der einen Seite fest, was die Partner einander sagen und mitteilen, und auf der anderen Seite, was sie voreinander geheim halten und verschweigen. Die beiden Partner regeln das nun in den meisten Fällen nicht direkt und ausdrücklich, indem sie sich zusammensetzen und verabreden, was geheim bleiben soll und was offen gelegt werden muss. Diese Grenzziehung ist meist ein subtiler und unausgesprochener Prozess, der »einfach so passiert«, der aber umso wirksamer ist. Er wird durch zweierlei definiert:
    Ich teile meine Sexualität nur teilweise mit.
    Ich nehme nur teilweise wahr, was mein Partner mitteilt.
    Diese beiden Entscheidungen trifft zwar jeder Partner für sich. Dabei spielt aber eine maßgebliche Rolle, wie der Partner sich darauf einstellt.

Reden oder verschweigen – was ist besser?
    Diese Grenze zu öffnen oder infrage zu stellen, kann die erotische Entwicklung fördern. Das, was ausgeschlossen ist, könnte als reizvoll empfunden werden und Neugier provozieren. Es kann aber auch von einem oder beiden Partnern als bedrohlich und ängstigend erlebt werden. Als Beispiel seien die sexuellen Erfahrungen mit früheren Partnern genannt. Für manche Paare stellen sie eine positive Grundlage dar, auf der sich aufbauen lässt. Andere empfinden diese Erfahrungen als schwer einlösbare »Vorgabe«, gegen die sich die Partner fortwährend behaupten müssen.
    Es ist eben nicht so eindeutig, ob reden oder verschweigen, ob Mitteilung oder Geheimnis, ob einschließen oder ausschließen besser ist. Wenn etwas ausgeschlossen wird, muss das kein Zeichen von Verklemmtheit sein. Vielmehr kann es weise sein, dem anderen nicht alles zu sagen. Durch Ausschluss und Einschluss entsteht erst die besondere Identität des Paares. Auch ein Paar, das sein Sexualleben unter das Motto »Wir sagen uns alles« stellt, wird diesen Anspruch kaum erfüllen können. Nicht nur, weil das Universum des sexuell Möglichen, Erfahrbaren und Fantasierbaren unerschöpflich ist. Grundsätzliche Offenheit ist auch naiv: »Wer nach allen Seiten offen ist, ist nicht ganz dicht«, sagt der gnadenlose Aphorismus.
    Die erotische Klugheit heißt weder »radikale Offenheit« noch »Geheimhaltung um jeden Preis«. Vielmehr zeigt sie sich in der Abwägung der Frage, was aufgenommen wird und was besser draußen bleibt. Diskretes Verschweigen kann Probleme verhindern. Aber manchmal auch genau das Gegenteil: Es kann Problemeerzeugen – und dann kann der Preis des Geheimnisses ziemlich hoch sein. Auch darum ist Erotik eine Frage der Entscheidung: Es ist notwendig, sexuell auszuwählen, das eine zu wollen, etwas anderes nicht. Dadurch entsteht ein erotisches Profil. Manchmal erscheinen die Grenzen dessen, was ein Paar einschließt und was es ausschließt, uneinheitlich, willkürlich oder gar widersprüchlich. Doch sexuell zu leben, heißt sexuell auszuwählen. Bei Karin und Michael führten die Widersprüche des Aus- und Einschlusses zu sexueller Unzufriedenheit. Anderen Paaren gelingt es dadurch, positiv zu formulieren, wie sie sich gemeinsam erotisch weiterentwickeln wollen.

Grenzen wandeln sich
    Die Grenzen, die sich das Paar für den erotischen Austausch setzt, verändern sich. Ständig. Neue Erfahrungen führen zu neuen Bedürfnissen und Wünschen. Anregungen von außen (ver-)führen dazu, neue Ideen auszuprobieren. Eine Fantasie oder eine bestimmte Erfahrung eines Partners kann dem anderen unbekannt sein.

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