Guter Sex Trotz Liebe
Büchern oder Zeitschriften, beim sexuellen Erleben gehe es nur um das Hier und Jetzt. Das Erleben sei also geschichtslos. Oder solle es sein. Das lässt sich durchaus machen: Wir können uns auf eine gegenwärtige Situation konzentrieren. Es gelingt uns dann, an nichts anderes zu denken als an das, was wir im Augenblick spüren. Wir nehmen nur das wahr, was wir momentan tun.
Trotz dieser Momente der Gegenwart bleibt das »reine« sexuelle Erleben eine philosophische Idee. Sexuelle Erregung ist immer an Erinnerung und Erfahrung gebunden â auÃer beim ersten Mal ⦠Und selbst beim ersten Mal ist unsere Erregung angereichert durch Erzählungen anderer, Bücher, Zeitschriften und Filme. Wie wir uns dem anderen nähern, ob voller Hingabe oder zögernd, aktivoder passiv, ob wir den anderen streicheln oder gar nichts vom Streicheln halten, ist das Ergebnis eines Erfahrungsprozesses. Er schwingt in jeder sexuellen Handlung mit.
Erotische Erfahrungen sind einflussreich, weil sie uns Fragen beantworten helfen, die für die aktuelle Beziehung sehr wichtig sein können:
Was hat uns früher angemacht?
Was hat uns abgetörnt?
Wiederholt der Liebhaber (ohne es zu wissen) ein Verhalten, das uns schon bei einem früheren Liebhaber gestört hat?
Belasten wir eine neue Beziehung mit der (unausgesprochenen) Vorgabe, der Sex müsste mindestens so gut wie, wenn nicht besser sein als damals mit jener Frau oder jenem Mann, die/der uns verlassen hat?
Sexuelle Erfahrungen sind â wie andere Erfahrungen auch â eine Mischung aus schönen und erhebenden, aus stolzen und peinlichen Geschichten. Alles gehört dazu. Das macht die eigene Erotik farbig. Sie wird richtig reich, wenn wir nichts davon ausklammern. Erst wenn wir Zugang zu den unerfreulichen Erlebnissen haben, kommen die erfreulichen Erlebnisse richtig zur Geltung: Kontrasteffekt.
Sam:
Keine Angst vor unangenehmen Erinnerungen! Die gehören auch dazu.
Die nächste Ãbung dient dazu, sich Ihrer sexuellen Geschichte zuzuwenden. Beginnen Sie zur Abwechslung einmal nicht mit einereinfachen »Sex-macht-SpaÃ-Geschichte«, sondern mit einem unangenehmen sexuellen Erlebnis. Probieren Sie, wie sich die alte Geschichte heute anfühlt.
Ãbung 3: Ein unangenehmes sexuelles Erlebnis
Verabreden Sie sich mit Ihrem Partner zu einem erotischen Gespräch über ein für Sie besonders unangenehmes sexuelles Erlebnis.
Gehen Sie folgendermaÃen vor:
1. Machen Sie einen Termin aus.
2. Ãberlegen Sie vorher, welches Erlebnis Sie erzählen wollen.
3. Erzählen Sie Ihrem Partner das Erlebnis möglichst anschaulich.
4. Ihr Partner hört zu. In der Rolle des Zuhörers beschränken Sie sich unbedingt darauf, zusätzliche Informationen zu erfragen. Enthalten Sie sich einer wertenden ÃuÃerung. Verabreden Sie auf jeden Fall, dass es bei der Ãbung nur um Ihr Erlebnis geht. Sie können einen andern Zeitpunkt für das Erlebnis Ihres Partners verabreden. Machen Sie nicht beide am selben Termin. Dann haben Sie mehr davon!
Auswertung: Wenn Sie fertig sind, diskutieren Sie folgende Frage: »Inwiefern hat das damalige Erlebnis noch Einfluss auf mein heutiges Sexualleben und inwiefern ist es abgeschlossen?« Diskutieren Sie gut, aber zerreden Sie es nicht. Eine halbe Stunde ist genug.
Wie wichtig sind die alten Geschichten?
Wenn zwei Liebende sich Geschichten erzählen, gewähren sie Einblick in ihr erotisches Fotoalbum. Anhand dieses erotischen Erzählbands entscheidet das Paar, welchen Stellenwert sie der Vergangenheit für ihr aktuelles erotisches Profil geben. Beispielsweise zeigen sie, inwieweit biografische Erfahrungen von der erotischen Entwicklung ablenken oder diese unterstützen. Hängen sie noch in der Vergangenheit fest und kommen nicht in der Gegenwart an, weil die alten Geschichten so mächtig sind? Nicht selten können alte Geschichten dazu dienen, der Auseinandersetzung mit Gegenwart und Zukunft auszuweichen.
Um so wichtiger. Klar, es kann Verletzungen geben, offene Rechnungen mit der Vergangenheit, ohne deren Klärung ein entwickelnder Schritt in der Gegenwart nicht möglich ist. Sie brauchen dafür aber eine Haltung offener Anteilnahme. Diese Haltung lässt Sie zuhören, ohne sich ständig zu eigenen Bewertungen und Werturteilen verleiten zu lassen.
Manche unserer Verhaltensweisen erklären wir aus der Lebensgeschichte: »Das
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