Guter Sex Trotz Liebe
Zeitpunkt auszuloten, wie weit sich der Sex in einer solchen Beziehung entwickeln lässt.
Wünsche haben, Wünsche mitteilen, Wünsche erfüllen
Wünsche zu haben, ist eine Sache. Wünsche zu äuÃern eine andere. Wünsche brauchen ein Gegenüber. Nicht jeder Wunsch ist zu erfüllen. Nicht jeden Wunsch wird unser Partner gutheiÃen. Anders ausgedrückt: Um Wünsche erfüllt zu bekommen, müssen sie beim Partner anschlussfähig sein. AuÃerdem: Manche Wünsche teilen wir bereitwillig mit. Ãber andere wollen wir auf keinen Fall reden, nicht einmal mit dem eigenen Partner. Andere wiederum rücken wir unter bestimmten Voraussetzungen heraus â vielleicht, wenn wir sichergehen können, uns damit keinen Ãrger, keine Ablehnung oder Enttäuschung einzuhandeln.
Deswegen sollten Sie im Anschluss an die Ãbung 8 »Was wünsche ich? Was wünscht sich mein Partner?«, Seite 102  f., über Ihre Wünsche ins Gespräch kommen und herausfinden, welche in die Kategorie »sofort erfüllbar«, »unter bestimmten Voraussetzungen erfüllbar« und »unerfüllbar« fallen.
Nun sind erotische Wünsche in einer Liebesbeziehung häufig ein Thema, egal ob wir darüber reden oder nicht. Oft erfüllen wir einander Wünsche â ohne dass wir dies so benennen. Vor allem am Anfang der Beziehung sind wir scharf darauf, dem Partner die Wünsche von den Augen abzulesen â und sie zu erfüllen, wenn es sich machen lässt. Lernen wir einander kennen, erfahren wir mehr über unsere erotischen Wünsche. Wir lauschen, was wir an Sehnsüchten im Gespräch heraushören. Wir achten darauf, auszuloten, was dem anderen gefällt und was ihm nicht so sehr behagt. Wenn wir etwas ausprobieren, registrieren wir, wie gut es ankommt oder nicht. Wir erfahren, was der eine will und was der andere will, was der eine nicht will und was der andere nicht will. All das bauen wir dann in unser zukünftiges Verhalten ein. Wenn der Partner einekleine erotische Massage mag, bekommt er diese. Oder wir überraschen ihn mit einem romantischen Abendessen, das er sich schon lange wünscht.
Gehen die Jahre ins Land, verlieren wir die Wünsche unseres Partners leicht aus dem Blick. Allerdings passiert uns das meist unbemerkt und ohne böse Absicht. Wir vernachlässigen diese Wünsche nicht, weil sie nicht mehr erfüllbar wären. Vielmehr kommen sie im alltäglichen Routinebetrieb unter die Räder. AuÃerdem ist uns nicht mehr so unmittelbar daran gelegen, dem Partner die Freude der Wunscherfüllung zu machen. Immerhin hat der sich ja schon für uns entschieden ⦠Weil die Beziehung stabil scheint und wir uns um den anderen nicht mehr bemühen müssen, hören wir auf, uns die Wünsche des anderen zu eigen zu machen.
Vorwürfe und Erotik
Und irgendwann setzen dann die Beschwerden ein und die Hoch-Zeit der Vorwürfe beginnt. Was zuerst ganz unschuldig beginnt:
»Ich hätte zu gern mal wieder eine Massage von dir«, geht bitter weiter: »Die Zeiten, dass du mir die Wünsche von den Augen abgelesen hast, sind ja wohl auch lang vorbei.«
Hier sind wir bei einem besonders wirksamen Erotikkiller, den erotischen Vorwürfen. Wünsche, die vorwurfsvoll geäuÃert werden, sind nicht zu erfüllen! Jedenfalls nicht auf erotische Weise.
Fallbeispiel
Marie sagt zu Friedrich»Ich finde es enttäuschend, dass du dich so wenig sexuell um mich bemühst.« Maries Vorwurf bringt Friedrich in eine paradoxe Lage: Nimmt er ihn auf und bemüht er sich um Marie, wird sie schnell das Gefühl bekommen, es tue es nur ihr zuliebe und nicht, weil er es wirklich will. Tut er es aber nicht, gibt er ihrem Vorwurf Recht.In beiden Fällen entkommt er dem Vorwurf nicht. Vielleicht ist das sogar Maries Absicht. Vielleicht will sie prüfen, wie ernst es Friedrich ist. Und vielleicht ist sie selbst in der Falle des eigenen Vorwurfs gefangen. Weil sie ihm seine erotische Initiative nicht mehr abnimmt. »Mir zuliebe brauchst du das nicht zu machen«, war dann der Todesstoà für jede Aktivität von Friedrich.
Vorwürfe spielen bei partnerbestimmter Sexualität eine wichtige Rolle. Wenn der Partner, der die Vorwürfe empfängt, es dem anderen recht machen will â macht er es grade verkehrt. Und wenn er es nicht will, auch. Was also tun? Wie kommt man aus der Vorwurfsfalle
Weitere Kostenlose Bücher