Guter Sex Trotz Liebe
die Gegenwart bis zum Ende Ihres Lebens â, würden Sie sagen, Sie haben die beste sexuelle Erfahrung schon hinter sich, oder würden Sie sagen, sie steht noch bevor?
Eine unbeantwortbare Frage. Wer weià schon, was in der Zukunft kommt! Aber eine gute Frage, wenn man sie anders versteht, nämlich als Aussage über das Feeling, an welcher Stelle seiner sexuellen Lebensgeschichte man steht. »Sind die groÃen Zeiten vorbei und ich lebe von der erotischen Erinnerung?« Oder anders herum: »War das alles nichts bisher? Und muss jetzt endlich und unbedingt die Erfüllung her?« Oder: »Soll das alles gewesen sein?« Oder: »Ich habe gut gelebt und kann nicht genug kriegen?« Oder: »60 Jahre alt und kein bisschen weise?«
In all diesen Formeln ist eine Bewegung zu erkennen: Es geht abwärts, es geht aufwärts, es bleibt gleich. Und es ist zu erkennen, ob wir eher weg von der schlechten Vergangenheit wollen oder hin zur guten Zukunft. Sind wir geschoben oder gezogen in unserer sexuellen Lebensgeschichte? Nachdem wir uns eben ausführlich mit dem beschäftigt haben, was schon war, blicken wir jetzt nach vorn, in die Zukunft.
Wie lautet die Formel Ihrer erotischen Zukunft? Versuchen Sie es in einem oder zwei kurzen Sätzen auf den Punkt zubringen, was noch kommen soll. Oder muss.
Ãbung 7: Meine Das kommt-noch-Formel
Sie lautet etwa so:
Sehen wir uns genauer an, was da noch ungelebt ist, was noch kommen soll. Und wie die erotische Zukunft aussehen könnte. Ob überhaupt alles gelebt werden soll, was ich mir in meiner Fantasie vorstelle. Dafür müssen wir eine wichtige Unterscheidung einführen zwischen sexuellen Wünschen und Fantasien.
Wünsche und Fantasien
Fantasien sind traumartige Vorstellungen, was alles möglich wäre. Sie können völlig absurd und weltfremd sein. Sie leben zunächst nicht von der Absicht, danach zu handeln. Sie können völlig unabhängig von der Partnerschaft ihr stilles Eigenleben als »my secret garden« führen.
Wünsche dagegen drängen nach Verwirklichung. Sie sind »realistische« und absichtsvolle Fantasien. »Das will ich wirklich machen!« Wünsche sind näher am Handeln.
Diese Unterscheidung ist wichtig. Sonst fühlen wir uns womöglich von uns selbst oder vom Partner aufgefordert, etwas in die Tat umzusetzen, was »einfach so«, als Fantasie ins Spiel gekommen ist. Sehen wir uns zunächst die Wünsche genauer an.
In erotischen Wünschen drücken sich Sehnsüchte, Erwartungen und auch konkrete Handlungsziele aus. Sie entwickeln eine eigene Schubkraft, um irgendwann umgesetzt zu werden. Wünsche können im Prinzip befriedigt werden.
Ein Beispiel: Ich möchte gern meinen Chef verführen. Also lege ich es darauf an, habe Erfolg â und der Wunsch ist befriedigt. Aberdie Befriedigung ist noch nicht das Ende vom Lied. Hört es damit auf, dass ich den Chef verführt habe? Oder kommt gleich der nächste Wunsch hinterher? Mit dem Chef dann auch noch in den Urlaub fahren? Ist das genug? Oder will ich ihm dann noch seine Frau ausspannen? Reicht das? Oder will ich dann noch mit ihm zusammenziehen?
Mit der Befriedigung von Wünschen kehrt meist nur kurzfristig Ruhe ein. Wer seine Wünsche verwirklicht, dem gehen die Wünsche nicht aus. Aus erfüllten Wünschen wachsen schnell wieder neue. Wünsche sind somit ein mächtiger Antreiber für sexuelles Handeln.
Was wünsche ich mir? Was begehre ich? Wonach sehne ich mich?
Wünsche und Sehnsüchte machen unser Begehren aus. Das geschieht unabhängig von der aktuellen Paarbeziehung. Manche Wünsche werden erfüllt. Andere schlummern sanft und müssen erst frisch angestoÃen werden. Manch andere Wünsche sind in Vergessenheit geraten, weil klar ist, dass sie in der gegenwärtigen Beziehung keinen Platz finden. Aber sie lauern und warten auf eine günstige Gelegenheit.
Wünsche und Sehnsüchte können sich im Lauf der Jahre verändern. Manche werden stärker, manche werden schwächer. Wer in seinem Leben bisher nur mit einem Menschen Sex gehabt hat, für den könnte mit der Zeit der Wunsch drängender werden, sich auf Sex mit jemand anderem einzulassen. Umgekehrt könnte sich jemand, der viele sexuelle Erfahrungen in kurzzeitigen, vorübergehenden Partnerschaften gemacht hat, danach sehnen, mit einem Menschen über einen längeren
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