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Guter Sex Trotz Liebe

Guter Sex Trotz Liebe

Titel: Guter Sex Trotz Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Clement
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Konflikt. Würde dieser nur wollen, gäbe es kein sexuelles Problem. Hier liegt die »Schuld«. Diesem Partner fehlt der gesunde, der »natürliche« Zugang zur Sexualität: nämlich hin und wieder Lust auf sexuelle Aktivität zu haben. Der aktive Partner sieht sich dagegen in Übereinstimmung mit dem, was als normal und natürlich gilt. Er hat damit zunächst die stärkere Position, denn »gestört« ist der inaktive Partner. Dauert die Auseinandersetzung an, verschieben sich oftmals die Positionen. Der sexuell inaktivere Partner kann eine starke Gegenoffensive aufbauen. Er beklagt sich dann darüber, wie aufdringlich der Partner sei. Er wirft ihm vor, rücksichtslos zu sein. Im Konflikt kann es dann durchaus zu einem Rollenwechsel kommen: Der passive Partner verlässt die defensive Position, der aktivere Partner gerät in die Defensive – sofern er das zulässt!
Wer weniger will, ist mächtiger

    Weil wir Freiheit und Selbstbestimmung wollen, sind wir uns darüber einig, dass sexuelle Interessen nicht mit körperlicher Gewalt durchgesetzt werden dürfen. Dem Sex müssen beide Partner zustimmen. Umgekehrt reicht das »Nein« eines Partners, um gemeinsame sexuelle Aktivität zu verhindern. Kurz: Zum »Ja«braucht es zwei Partner, zum »Nein« nur einen. Dies bringt den passiven Partner in eine starke Position. Wie auch immer der aktivere Partner drängt, letztlich entscheidet das »Nein« darüber, was getan und was unterlassen wird. Insofern übt derjenige ein Vetorecht über das sexuelle Verhalten aus. Und insofern ist »Nein« mächtiger als »Ja«.

    Fallbeispiel
    Bei Anna und Bernd können wir das genau sehen. Bernd zeigt sich zwar als der sexuell Interessierte und Aktivere. Er ist der Überzeugung, der ungestörte und »gesunde« Partner in der Beziehung zu sein. Das nützt ihm nur alles nichts. Anna hat das Heft in der Hand, wenn es darum geht, was gemacht wird. Richtiger gesagt: was nicht gemacht wird. Dadurch ist sie zwar mächtiger als Bernd, aber zufriedener ist sie damit auch nicht. Warum lassen die beiden es dann nicht bleiben und steuern um?
    Sehen wir uns an, wie sie in ihre Lage hineingeraten sind: Es beginnt mit unausgesprochenen Vorstellungen der beiden. Bernd erwartet von Anna, dass sie auf die gleiche Weise Sex will wie er. Anna will aber etwas anderes (das sie allerdings nicht genau benennt). Bernd erträgt das nicht. Um ihn nicht zu kränken, sagt sie lieber, dass sie nicht wisse, was sie will. Lieber unwissend als eigensinnig.. Bernd erleichtert das und so kritisiert er sie nicht richtig. Sie weiß es ja schließlich nicht. Das wiederum entlastet Anna, weil er sie deshalb in Ruhe lässt. Auf diese Weise kann Bernd bei seiner Vorstellung bleiben, was richtiger Sex sei, und muss sich nicht infrage gestellt fühlen. Anna kann ihrerseits ihre sexuelle Defensive beibehalten und muss nichts tun, was sie nicht möchte .

    Zwei Gewinner – und zwei Verlierer. Bernd legt fest, was die Störung ist. Anna bestimmt das Verhalten. Bernd bestimmt, was erotisch ist. Anna entscheidet, was sexuell getan und was nicht getanwird. Und beide bezahlen mit Nachteilen: Bernd verwirklicht seine sexuellen Vorstellungen nicht. Und Anna bleibt im Nein gefangen, ohne damit eigene Wünsche zu entwickeln.

Kompromiss mit Haken
    Viele Paare gestalten ihre Konflikte auf diese Weise. Und köcheln sie so über lange Zeit auf kleiner Flamme. Auf diese Weise vermeiden Paare Ungewissheiten. Jene unbestimmbaren Folgen nämlich, die auf die Partner zukämen, würden sie den heißen Konflikt über den Unterschied austragen. Sich mit dem Unterschied zu befassen, birgt allerdings das Risiko, einander eventuell nicht wiederzuerkennen. Wer den Konflikt durch die beschriebene Umwandlung entschärft, zahlt den Preis, in der Beziehung zu stagnieren.
    Und so hat dieser Kompromiss wie alle Mittelwege einen Haken: Die Beteiligten haben Verluste (Verschärfung der Unterschiede) vermieden. Aber sie haben nicht wirklich gewonnen, was sie möchten. Eine »Win-win«-Situation ist nicht entstanden. Der Preis für den Vorteil der Entschärfung ist zu hoch. Dies erklärt auch den meist mehr verdeckten als offenen Ärger, mit dem Paare infolge solcher Kompromisse ihre Auseinandersetzungen austragen: Der Partner ist dann schuld an der eigenen Unzufriedenheit. Der aktive Partner fühlt

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