Guter Sex Trotz Liebe
angemessener Sex, normaler, selbstverständlicher Sex zwischen Eheleuten ist. Und braucht sich deshalb nicht zu verändern.
Was hat Bernd davon?
Er braucht seine Komfortzone nicht zu verlassen und braucht somit sein Verhalten nicht infrage stellen zu lassen .
Er hält die »Definitionsmacht«. Diese bestätigt seine Männlichkeit und sie schreibt Anna den Mangel zu, macht sie zur sexuell gestörten Partnerin .
Er braucht sich nicht damit zu beschäftigen, wie begrenzt seine eigenen sexuellen Optionen sind .
Er braucht sich nicht mit den verschwiegenen Seiten ihres Begehrens auseinander zu setzen .
Streiten, um sich nicht zu verändern
Ist der Konflikt eines Paares chronisch geworden und unternimmt das Paar andauernd Versuche, den Konflikt zu beseitigen, ist aber damit ausgesprochen erfolglos, lässt sich vermuten, dass das Problem nur im Vordergrund steht, weil es einen anderen Konflikt zwischen den Partner verhindert.
Die so festgefahrene Eskalation, die regelmäÃig aus dem Ruder läuft â der Streit, die Vorwürfe, die Bitterkeit â, stellt nur auf der Ebene des offensichtlichen Konfliktes ein Problem dar: Bernd will Sex. Anna will seinen Sex nicht â zumindest nicht so wie bisher.
Wenn ein Paar sich streitet, ist es sinnvoll, Inhalt des Streites und seinen Zweck voneinander zu unterscheiden:
Dem Inhalt nach sind Meinungs- und Erlebnisunterschiede im Spiel.
Der Zweck oder auch die Funktion eines solchen leidenschaftlichen Ausbruchs ist sehr oft die Bindung der Partner aneinander.
Vorwürfe halten das Paar zusammen. Auseinandersetzungen, wie die von Anna und Bernd, werden von einem versteckten Harmonieideal getragen. Angesichts des Streites rückt das jedoch meist in den Hintergrund. Wenn der Partner nur einlenken würdeâ so die zwingende Hoffnung von beiden Seiten â, wäre alles gut oder jedenfalls auf dem Weg zu einem passablen Kompromiss. Streit â je lauter, desto mehr â wird vom Ideal der Gemeinsamkeit, der Gegenseitigkeit, der Einigkeit getragen. Sonst würde er sich nicht lohnen. Wer die Idee aufgibt, den Partner zur Ãnderung bewegen zu können, lässt die wütende oder zu Bitterkeit erstarrte Aufgeregtheit, die auf Ãnderung drängt, ins Leere laufen, also überflüssig werden.
Das kann Angst verursachen: Bernd müsste sich mit den Begrenzungen seiner sexuellen Möglichkeiten auseinander setzen und sich der damit verbundenen Kränkung stellen. Anna müsste sich möglicherweise damit beschäftigen, dass ihre Selbstverrätselung sie vor ihrer weiblichen Selbstunsicherheit schützt. Diese Verunsicherung über die eigenen sexuellen Bedürfnisse und Sehnsüchte würde wachsen, müsste Anna ihrem Partner etwas mehr von ihrem erotisches Profil offenbaren.
Sam:
Ihr streitet also, um euch nicht zu verändern!
Den sexuellen Unterschied anerkennen
Die Bedrohung für den Zusammenhalt des Paares nimmt dann zu, wenn das Bewusstsein für die Unterschiede zwischen den Partnern erstmals spürbar wird. Dabei geht es nicht so sehr um die Verschiedenheit hinsichtlich der einen oder anderen Nuance des sexuellen Lebens. Im Zentrum steht dann die Angst, als Mann und als Frau getrennt zu sein. Der Prozess des Bewusstwerdens, nicht in erster Linie ein verbundenes Paar zu sein, sondern zwei existenziell getrennte Personen, ist der entscheidende Schritt, den Unterschied für die Beziehung fruchtbar zu machen.
Einmal vollzogen, ermöglicht dieser Schritt auf einer neuen Ebene Annäherung und Gemeinsamkeit. Der Blick auf den Partner ist dann nicht mehr beeinflusst von fest gefahrenen Vorurteilen, auf deren Basis sich das zukünftige Verhalten vorhersagen lässt. Vielmehr wird der Partner wieder zu einem spannenden Menschen. Und den gilt es zu entdecken. Dessen unbekannte Seiten können sehr reizvoll sein â aber auch fremd und beunruhigend. Nicht die Wiederkehr des Ewiggleichen ist dann zu befürchten, stattdessen rücken dann Ãberraschungen und manchmal auch leichtes Befremden in den Mittelpunkt.
Ihre Getrenntheit anzuerkennen und sie als Chance zu sehen, fällt vielen Paaren nicht leicht. Gerade in erotischen Dingen nicht, die mit Scham, mit Nähe und Verletzlichkeit verbunden sind. Fürmanche Paare ist allein schon die Idee vom erotischen Unterschied zwischen den Partnern stark angstbesetzt. Deswegen neigen die Partner dann eher zu
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