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Guy Lacroix: Auf der Jagd nach dem Rosenkranzmörder (Clockwork Cologne) (German Edition)

Guy Lacroix: Auf der Jagd nach dem Rosenkranzmörder (Clockwork Cologne) (German Edition)

Titel: Guy Lacroix: Auf der Jagd nach dem Rosenkranzmörder (Clockwork Cologne) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Keil
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Hand auf Absolons Arm, schüttelte den Kopf und deutete nach vorne. Der Rauch wurde stärker, dichter und das blaue Leuchten begann blitzartig zu zucken und ein monotones Summen schwoll an. Die blauen Blitze bildeten eine Kugel, die über der Bühne schwebte. Absolon lächelte in sich hinein. Für eine zweitklassige Theatervorstellung war das gar nicht übel. Er bemühte sich, die Teslaspulen zu entdecken, aber sie mussten gut versteckt sein. Auch der Ursprung des Summens war nicht auszumachen. Die Blitze zuckten schneller und schneller, bildeten einen abgeschlossenen Raum, ein Donnerschlag und inmitten der Kugel manifestierten sich die Umrisse einer Gestalt. Die Blitze zuckten durch den Körper, als wäre er durchlässig wie Dampf. Spiegel? Gebannt beobachtete Absolon, wie die Gestalt sich verfestigte, die Blitze an ihr abprallten und zurückgeschleudert wurden. Sie hob die Arme und beendete das Schauspiel.
    In der Bühnenmitte stand nun ein kleiner schmächtiger Mann in einem schäbigen grauen Anzug, die Arme verschränkt, den Kopf gesenkt. Sein langes Haar hing ihm strähnig in die Stirn. Niemand regte sich, niemand applaudierte, und als er zu sprechen anfing, lief ein kalter Schauder Absolons Nacken hinab. Die Stimme des Auktionators war kaum mehr als ein heiseres Flüstern und sie schien wie das Summen von überallher zu hallen und sich in Absolons Ohren zu schlängeln wie giftiger Nebel.
    »Ich kenne euch«, sagte er. »Jeden einzelnen.« Jetzt hob er den Kopf und Absolon sog die Luft durch die Zähne ein. Blaues Leuchten drang aus den Augen des schmächtigen Mannes, als er seinen Blick über die Zuschauer wandern ließ. »Weißes Fleisch«, hörte Absolon ihn in seinem Kopf. »Beste Qualität, kaum gebraucht.«
    Zwei Helfer schoben einen großen Kasten auf die Bühne. Im Publikum reckten sich Köpfe, wurde unruhig auf den Stühlen hin und her gerutscht. Der Raum war angefüllt von gespannter Erwartung, dem Gestank von schwitzenden Körpern und widerlicher Erregung, die auch auf Absolon überschwappte, obwohl er damit kämpfte, das Theater nicht an sich heran zu lassen. Das war nicht echt, nur ein Schauspiel. Leicht zu erklären, wenn man das Prinzip von Ursache und Wirkung kannte.
    Aber warum leuchteten die Augen des Auktionators wie reinstes Ætherblau? War er verstrahlt? Absolon schüttelte den Kopf. Das war einfach unmöglich, noch niemand hatte jemals solche Symptome gezeigt.
    »Zarteste Haut«, fuhr der Auktionator fort. »Weich, duftend. Willige Schenkel.« Er lachte ein freudloses Lachen. Noch leiser und heiserer: »Ich kann eure Gier spüren, euer Verlangen. Und da haben wir das erste lächerliche Gebot: Hundert Cölntaler.«
    Absolon sah sich um. Er hatte nicht bemerkt, dass jemand geboten hatte.
    »Geiz ist kein guter Begleiter«, sagte der Auktionator. »Und eine Beleidigung für diese ausgesuchte Ware. Haar, so weich wie feinste japanische Seide … Ah, ich höre 250.«
    Wieder hatte niemand etwas gesagt oder ein Zeichen gegeben. Der kalte blaue Blick schweifte unablässig über die Zuschauer, stoppte, wanderte weiter. Als er Absolon streifte, spürte er ein eisiges Messer seine Stirn zerschneiden und zuckte zurück, doch die Kälte kroch durch seine Nervenbahnen, leckte an den Synapsen. Er spürte, wie die Scharniere der kleinen Kiste vereisten, wie das Schloss erzitterte. Nein! Er presste die Hände auf seine Schläfen, hielt mit aller Kraft den Deckel geschlossen. Der Auktionator lachte, doch jetzt war es ein amüsiertes, (überraschtes?) Lachen.
    »Seht her«, sagte er. »Seht und lockert die Börsen.«
    Blaues Leuchten erhellte die Kiste auf der Bühne, gebündelt und hell. Ein Helfer nahm den Holzdeckel ab und zog ein Kind an seinen Armen heraus. Der Auktionator stand plötzlich neben der Kiste und ließ seine Hände durch die langen Haare des Kindes gleiten, drückte seine Nase hinein und schloss einen Moment die Augen. »Frühling«, flüsterte er. »Hinter den Bergen geht die Sonne auf. Es duftet nach Narzissen. Schmetterlinge flattern über frisches Grün.« Seine Hand strich an dem schmächtigen Körper entlang, über die knochigen Hüften, die zitternden Schenkel. »Ich höre 300. 350, 500.«
    Absolon schluckte und klemmte die Hände unter die Achseln. Er atmete schwer. Fast konnte er den Frühling riechen. Und er wünschte sich nichts sehnlicher. Er betastete seine Börse und die Kälte kehrte zurück.
    »600, 700, 750!« Die Stimme des Auktionators schwoll an. »850, wie

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