Gwen (German Edition)
hdrehen, und Gwen redete ihr gut zu. „Aber natürlich schaffst du das, Pat!“
„Scheiße, Scheiße, Scheiße! Ich habe meinen Text vergessen!“
„Nein, du wirst brillant sein!“ Da Gwen diese Beschwichtigungen inzwischen recht automatisiert über Pat versprühte, konnte sie den Großteil ihrer Aufmerksamkeit den Ereignissen vor Ort widmen. Immer mehr Menschen tummelten sich auf dem neuen Sportplatz, dessen Einweihung um zwei Uhr stattfinden sollte.
Kinder rannten ausgelassen über den Rasen, der noch sämtlichen Unkräutern mi t grüner Einförmigkeit trotzte, während eine Schulklasse Bodenturnübungen vorführte. Stolze Eltern applaudierten den Turnern oder erfrischten sich am blau-weiß-rot bandagierten Getränkestand. Eine Gruppe Teenager zog es vor, ihr jugendliches Angeödetsein rauchend hinter der Turnhalle zu kultivieren. Einige Jungen liefen zusammen, um die Harley zu bewundern, die soeben herangebraust kam.
Sofort nahm Gwen hinter einer Gruppe Baseballspielern D eckung und zog Pat mit sich. Dass ihr Herz wie immer beim Erscheinen Dirk Statlers zu rasen begann, kam ihr jetzt so kurz vor Beginn der Aktion sehr ungelegen. Das war fast noch entnervender als Pats monotones „Scheiße! Scheiße! Scheiße!“
Doch Statler hatte sie und Pat nicht gesehen, sondern ging schnurstracks zur hölzernen Rednertribüne. Das nahm der Bürgermeister als Startschuss für seine Dankesrede über die großzügige Spende, mit der Statler-Tec den Bau dieses Sportstadions ermöglicht hatte. Dabei schüttelte er dem edlen Spender öffentlichkeitswirksam die Hand und verlieh jener nagelneuen Arena des olympischen Geistes hiermit den Namen Statler Sportscenter .
Im Hintergrund war der anrollende Löschwagen bereits zu hören.
„Oh, Gwen, Gwen, Gwen , was ist, wenn das mit den Abwässern nicht geklappt hat!“
„Du wirst sehen, es hat geklappt.“ Nach der letzten Straßenfestaktion, wo der Verkauf der Survival-Burger einiges Geld inklusiver neuer Fördermitglieder eingebracht hatte, lagen die Schadensersatzforderungen, die nach der heutigen Aktion zu erwarten waren, durchaus im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten von Survival USA. Zumal London im Vorfeld zugesagt hatte, die Hälfte der Kosten zu übernehmen.
Argwöhnisch lugte Pat hinter einem Baseballspieler hervor. „Und wenn Statler etwas ahnt? Siehst du nicht, wie er sich schon umschaut?“
„Na wenn schon!“
Seit Dirk Statler Gwen verraten hatte, dass er sie beschatten ließ, hatte sie immer die Augen nach möglichen Verfolgern offen gehalten. Zu ihrer grenzenlosen Frustration war ihr jedoch niemand Spezielles aufgefallen, was dafür sprach, dass Statlers Schnüffler ihr Handwerk verstanden.
Deswegen hielt sich Gwen bei der Durchführung der Aktion im Hintergrund, deren Planung gr ößtenteils in Normans Wohnung zwischen den Proben der Survival-Band stattgefunden hatte. Auch an Phase eins der Aktion, die vorhin hoffentlich erfolgreich von Norman, Mike und David bewerkstelligt worden war, hatte Gwen keinen Anteil gehabt.
Der Löschwagen kam in Sichtweite. Einige Besucher mussten bereits ausweichen. „Los, Pat, Phase zwei!“, raunte Gwen ihrer Freundin zu.
Wenn alles planmäßig gelaufen war, hatten Norman, Mike und David einen Schlauch in eines von Statlers Abwasserrohren gesteckt und die Abwässer in den Löschwagen gepumpt. Wie Gwen in Sam’s Hams erfahren hatte, war die Triustat -Produktion am Donnerstag angelaufen. Es würden also Abwässer in rauen Mengen zur Verfügung stehen.
„ Scheiße! Scheiße! Scheiße!“ Pat setzte sich in Richtung Rednerbühne in Bewegung, wo der Bürgermeister noch immer über die Verdienste von Statler-Tec für die Stadt lobhudelte. Pat stieg auf die Tribüne, die Profile des Löschwagens gruben sich respektlos in gepflegtes Rasengrün, und die Stimme des Bürgermeisters stockte irritiert.
Gwen sprintete zum Löschwagen, Pat trat neben den Bürgermeister, David und Mike entrollten den Schlauch, der in den Tank des Löschwagens mündete, Norman stemmte Gwen auf das Führerhaus, der Bürgermeister schnaubte, Pat griff beherzt das Mikrofon und sprach mit klarer, souveräner Stimme: „Meine Damen und Herren! Der Herr Bürgermeister hat uns soeben ausführlich geschildert, was Statler alles für Catnecktown getan hat. Aber das ist längst nicht alles! Was Sie gleich sehen werden, ist ein Geschenk ganz besonderer Art, das uns seine Abwasserrohre tagtäglich bescheren.“
Das war das Stichw ort.
Norman begann, den
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