Gwen (German Edition)
g emeldet, und das war ein gutes Zeichen.
Es lief auch alles perfekt. Produkt 4 floss ungehi ndert. Bald würde die neue Anlage fertig sein, und dadurch konnte Dirk die Produktionsmenge um den Faktor zehn steigern. Umbauten in der Health erweiterten auch dort die Kapazitäten. Dirk hatte einen Arsch voll Arbeit, sieben Tage die Woche bis spät in die Nacht. Was bestimmt der Grund dafür war, dass er immer gereizter wurde. Ein bisschen Entspannung, das war alles, was er brauchte.
Auch heute war es schon dunkel, als er aus der Health rauskam. Eine Stunde würde er jetzt ei nfach durch die Gegend fahren, ohne Ziel, nur zum Spaß. Eine Stunde, die nur ihm gehörte und dem V-Twin-Motor unter ihm.
Einen kurzen Moment lang dachte er daran, mal bei Gwennie vorbeizuschauen. Er hatte sie jetzt seit etlichen Wochen nicht mehr gesehen. Und von Doris wusste er, dass niemand außer ihm sie beschatten ließ. A würde also von Dirks Kurzbesuch dort nichts mitkriegen.
Aber dann fiel ihm ein, wie sie ihn das letzte Mal behandelt hatte. Sich die paar Stunden sauer verdiente Freizeit durch Gwens Gezeter versauen lassen? Nein, darauf hatte er jetzt echt keinen Bock. Er war ja nicht bescheuert!
Trotzdem fand er sich schließlich im südlichen Wohnviertel wieder. Das lag aber nur daran, dass es von dort aus der kürzeste Weg auf die geilste Motorradstrecke der Gegend war. Was genau genommen scheißegal war, so im Dunkeln. Aber was soll’s. Auf dem Heimweg konnte er in dieser Truckerkneipe einkehren und sich den Hackbraten genehmigen, den er letztes Mal gehabt hatte. Der war ganz okay gewesen.
Als er in Gwens Straße einbog, wurde er automatisch langs amer. Wo er schon mal hier war, konnte er auch gleich bei Doris vorbeischauen, die er ein paar Häuser weiter in einem grauen Ford Focus hocken sah. Fast wäre er in der Dunkelheit dran vorbeigefahren.
Er parkte die Panhead auf dem Gehsteig und klopfte an die Scheibe der Fahrerseite. „Hallo, Doris! Was Neues?“
Doris ließ die Scheibe runter. „Sie ist allein. Ihre Freundin Pat macht gerade einen Spaziergang mit dem Hund, wobei sie sicher wieder bei ihrem Lover Norman landet und dort übernachtet, wie fast immer in letzter Zeit.“
„Okay. Dann haben Sie ab jetzt Feierabend. Sch önen Abend noch!“
D as restliche Stück lief er zu Fuß. Mit der Schlüsselkopie, die Doris ihm hatte machen lassen, schloss er leise Gwens Wohnungstür auf, ging rein und zog sie genauso leise hinter sich wieder zu.
Das Wohnzimmer war angefüllt mit weiblichem Kram wie Windspiele, Zimmerpflanzen , Vögel und so was. SURVIVAL-Flugblätter lagen auf dem Couchtisch. Dirk hörte Gwen singen, und das Blut floss gleich schneller durch seinen Körper.
Die Musik kam aus der winzigen Küchenzeile nebenan. Irgen dein altersschwaches Radio plärrte Töne raus, und Gwens aufregende Stimme sang was dazu, das sich anhörte wie dieser Titelsong aus „Cats“. Dirk hatte mal mit einer Exfreundin in dieses Musical gemusst. Damals hatte er sich gelangweilt. Jetzt blieb er am Eingang zu der Küchenecke stehen und ließ sich von Gwens Stimme faszinieren.
Sie stand mit dem Rücken zu ihm, trocknete Geschirr ab und räumte es in die kleinen Schrän kchen. Ihr Haar hing ihr offen den Rücken runter, wie er es liebte. Sie hatte einen knackigen Rock an und ein blaues T-Shirt, das auf der Vorderseite – da hätte Dirk seinen Arsch drauf gewettet - sicher irgendeinen durchgeknallten Spruch drauf hatte wie „Rettet die Wale“ oder „Rettet den Regenwald“ oder „Rettet Was-weiß-ich-was“.
Er schlich von hinten dicht an sie ran und sagte: „Hallo, So mmersprosse!“
Ihr Singen brach so abrupt ab, wie sie herumfuhr. Den Topf, den sie in der Hand hielt, ließ si e vor Schreck fallen. Dirk hatte mit so was gerechnet, ging schnell in die Hocke und fing das Ding auf. Mit einem Lächeln richtete er sich auf und stellte den Topf hinter Gwen in ein Regal.
Cooler Auftritt!
„Rettet das Leben in unseren Gewässern!“, stand auf ihrem T-Shirt. Auf Deutsch, also hatte sie es noch aus den guten alten Ellmstädter Zeiten. Sie musste ein paar Mal durchatmen, bis sie ihren Schreck in den Griff kriegte und rausbrachte: „Was willst du?“
„Ein bisschen nett mit dir plaudern.“
Ruckartig warf sie ihr Haar in den Nacken und ihr Geschirrtuch auf den Tisch. „Ich habe kein Interesse an einer Unterhaltung mit dir.“
„Komm schon, Gwe nnie, du wirst doch nicht immer noch sauer sein!“
„Wie könnte ich es dir auch
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