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Gwen (German Edition)

Gwen (German Edition)

Titel: Gwen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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Ich hab hier geschlafen. Haben Sie zufällig meine Klamotten gesehen?“
    Die beiden schüttelten den Kopf.
    „Also dann schönen Tag noch!“ Dirk nickte ihnen zu und ging. In der Hoffnung, seine Kleidung zu finden, zwängte er sich durch das Ufergestrüpp. Aber außer seinem rechten Schuh und einer Socke fand er nichts. Halt, da vorn war noch sein Gürtel.
    Er ging weiter aufs Fabrikgelände. Hier mussten doch irgendwo Klamotten aufzutreiben sein. Zwei Lagerarbeiter von der Frühschicht kamen mit ihm durchs Tor. Dirk grüßte sie freundlich und überlegte kurz, ob er einem von ihnen die Klamotten abkaufen sollte. Die Schweißflecke unter ihren Achseln ließen ihn das noch mal überdenken.
    Lieber klingelte er den Hausmeister raus, der mit etwas Glück schon in der Firma war.
    „Mr. Statler!“ Dem Hausmeister klappte der Unterkiefer runter. Wie auch den fünf Frühschichtlern, die beim Vorbeigehen immer langsamer wurden und dann stehen blieben.
    Dirk zum Hausmeister: „Holen Sie mir bitte einen von diesen Schutzanzügen! Sie wissen schon, die Dinger, die die Chemiker immer im Reinraum tragen. Und dann gehen Sie am linken Ufer flussaufwärts und suchen meine Klamotten zusammen! Vor allem mein Geldbeutel ist wichtig. Nicht die Kohle. Die können Sie behalten. Es sind ungefähr dreihundert Mäuse drin. Aber den ganzen Karten- und Ausweiskram bringen Sie mir bitte! Und den Schlüsselbund.“
    Der Hausmeister rührte keinen verdammten Finger, sondern starrte Dirk noch immer an. Genau wie die fünf von der Frühschicht. Nein, jetzt waren es neun. Dirk begann das Ganze tierisch auf den Sack zu gehen. „Und was ist mit euch?“, schnauzte er die Typen an. „Habt ihr keine Arbeit, oder gibt’s hier was zu glotzen?“
    Sie schüttelten eifrig die Köpfe und zogen ab zu den Lagerha llen.
    Dirk drängte sich an dem Hausmeister vorbei ins Verwaltungsgebäude. „Und was ist mit I hnen, Mann? Haben Sie nicht kapiert, was ich gesagt habe?“
    „Oh, doch, doch, Mr. Statler!“
    „Also dann Bewegung! Aber vorher sperren Sie bitte mein Büro auf! Ich hab gerade meine Magnetkarte nicht dabei.“
     
    Der Fußmarsch nach Hause war eine willkommene Abwechslung zum stickigen, mit Diskussionsbeiträgen und Schweißgeruch angefüllten Veranstaltungssaal des Catneck Inn .
    „Ich denke, wir haben es geschafft !“, stieß Gwen hervor. Ihr Wagnis, so etwas Positives überhaupt zu äußern, machte sie atemlos vor Freude.
    „Urteile da mal nicht zu früh !“, wandte Pat ein, skeptisch wie eh und je. „Eine gut gelaufene Wahlkampfveranstaltung bedeutet noch lange keinen Machtwechsel.“
    „Aber, Pat , spürst du nicht, wie die Stimmung umgeschlagen ist? Alle Prognosen sagen, dass Clarissa die Bürgermeisterwahl gewinnen wird. Und als Bürgermeisterin wird sie Statler-Tec Einleitungshöchstgrenzen aufzwingen, die Statler nie erfüllen kann. Und dann ist er erledigt.“
    „Wenn das so einfach geht .“ Selbst das dürftige Licht der Straßenlampen reichte aus, um die Zweifel in Pats Mimik zu beleuchten.
    „Natürlich geht das! Ich habe es in Deutschland erlebt.“ Gwen kicherte. „Es ist ja grotesk, dass sich ausgerechnet die geplante Müllverbrennungsanlage für uns als Segen erwiesen hat. Vorher, als wir nur gegen Statler vorgegangen sind, kämpften wir gegen Windmühlen. Aber jetzt, da wir auch gegen die MVA agieren, ist Survival in der öffentlichen Meinung der Überzeugungsträger schlechthin geworden.“
    „Aber nur weil herauskam, dass die MVA ihr eigenes Personal mitbringen will und von einer texan ischen Firma gebaut werden soll, also keine Arbeitsplätze für Catnecktown schafft. Und außerdem die Luft verpestet. Das ist die Reihenfolge der Prioritäten.“
    „Ist doch egal , warum Clarissa unser MVA-freies Müllkonzept in ihr Wahlprogramm aufgenommen hat. Hauptsache, sie liegt dadurch in der Wählergunst vorn. Jetzt müssen wir nur noch dafür sorgen, dass auch die überregionalen Medien darauf aufmerksam werden. Dann würden wir noch mehr Fliegen mit einer Klappe schlagen.“
    Pat stöhnte auf. „Das heißt, wir müssen auf noch mehr Wahlkampforgien sprechen! Mir reicht es so schon.“
    Ausgelassen hob Gwen die Arme und drehte sich um die eigene Achse. „Oh, Pat! Noch vor ein paar Wochen sah alles so hoffnungslos aus. Und jetzt sehe ich unseren Sieg schon in greifbarer Nähe. So habe ich mich gefühlt, als die Ellmstädter Wasserschutzbehörde die Einleitungshöchstgrenze für die polychlorierten Statler-Abwässer

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