Gwen (German Edition)
bitte denk d aran, mich vor Statler nicht Jackie zu nennen!“ Mit Mühe unterdrückte Gwen das Bedürfnis, Brenda zu schütteln. „Sonst merkt er gleich, dass irgendetwas nicht stimmt.“
„Ja, ja, schon gut. Ich bin eben noch an Jackie gewöhnt. Aber ich denk schon dran.“
Schritte auf der Treppe kündigten die Rückkehr von Cory und Alex an. Endlich.
„Hallo. Habt ihr alles bekommen?“ Gwen schielte zu den beiden Plastiktüten, die sie mitbrachten.
„Klar.“ Cory legte eine Tüte auf den Korbstuhl und setzte sich auf den Highlanderstuhl. „Jetzt brauche ich einen Kaffee.“
Ihre Ungeduld bezwingend schenkte Gwen ihr und Alex je eine Ta sse voll ein.
Alex nahm auf ihrem Metallstuhl Platz. „Die Perücke musste ich nicht kaufen.“ Sie zauberte ein rotes Haarteil aus ihrer Tüte. „Kiss hat sie mir geliehen. Keine Angst, ich habe nicht gesagt wofür.“ Kritisch zupfte sie an einzelnen Strähnen. „Farbe und Lockenstärke stimmen, nur die Haarlänge ist zu kurz, nur schulterlang.“
Cory klimperte mit ihren signalroten Nägeln. „Wir müssen ei nfach nur die Haare hochstecken, bei Gwen und bei der Perücke, dann passt das schon.“
„Aber bitte vorsichtig!“ Mit Bedacht hängte Alex das Haarteil über die Lehne des Korbstuhls neben ihr. „Wenn das Ding Schaden nimmt, bringt Kiss mich um.“
„Nun zeig schon, was du hast!“ Brenda beugte sich über den Tisch, wühlte in Corys Tüte und brachte fliederfarbene Jeans und weiße T-Shirts mit aufgedrucktem Survival-Emblem zutage, jeweils zwei identische Stücke. Ihre Lippen schürzten sich in Abscheu, als sie die Kleidungsstücke auf den Drehstuhl neben ihr warf. „Was für uncooles Zeug!“
„Du musst ja nicht heiraten darin“ , rechtfertigte sich Cory. „Auf jeden Fall ist es in eurer Größe. Du hattest Recht, Gwen. Survival-T-Shirts gibt es jetzt schon im Musikladen. Probiert sie doch mal an!“
Während Brenda noch immer über modische Details maulte, schlüpfte Gwen in eine der Jeans. Sie saß knapp, aber passte. Als sie das Survival-T-Shirt auf ihrer Haut spürte, überkam sie ein wohliges Gefühl von Heimkommen.
Brenda stieg in ihr identisches Outfit, damit sich Cory davon überzeugen konnte, dass es auch ihr passte. Sodann bekam Brenda die rote Perücke aufgesetzt.
Cory steckte ihr und Gwen mit kleinen Klammern die Haare hoch, bis sich ihre Frisuren zum Verwechseln ähnelten. Zufrieden tätschelte Cory dem Mädchen die Wange. „Jetzt zieh dich wieder um, Schätzchen! Was Unauffälliges. Deine weißen Shorts zum Beispiel und das hellblaue Shirt.“ Darauf bedacht, keine Strähnen in den Klammern zu verheddern, nahm sie Brenda das Haarteil wieder ab und legte es sachte auf den Korbstuhl.
„Am Besten“, meinte Gwen, „ wir gehen noch einmal die gesamte Strategie durch. Punkt für Punkt.“
Cory stöhnte . „Das haben wir doch schon so oft durchgekaut. Du gehst zu verbissen an die Sache ran. Entspann dich!“
Doch Gwen ließ sich nicht beirren. „Weißt du noch, wo die Damentoilette in dem Bürogebäude ist, Brenda?“
„Wie oft denn noch?“ Entnervt blies das Mädchen die Luft aus ihrem rosigen Mund. „Na schön! Im Er dgeschoss links hinter dem Treppenaufgang.“ Sie kratzte an einem Pickel auf ihrer Wange. „Woher weißt du eigentlich so genau, wo dort das Klo ist?“
„ Es hat sich bewährt, stets zu wissen, wo die Damentoilette ist, wenn man seinen Feind besucht. Darum merke ich es mir immer, falls ich mich später mal dort verstecken muss.“
„ Warst du schon mal dort?“ Beidhändig lockerte sich Brenda die Haare. „Was wolltest du da? Hattest du keine Angst, dass die dich schnappen?“ Die Aussicht auf eine Geschichte schien dem Mädchen mehr zu behagen als das nochmalige Herunterbeten des Aktionsplanes.
„ Ich war zur Sommersonnenwende dort.“ Die Erinnerung war so frisch, als wäre es gestern gewesen. „Ich holte Statler aus einer Besprechung, nahm ihn mit zum Flussufer und verführte ihn dort, um seine Ekstase dem männlichen Gott meiner keltischen Ahnen zu opfern.“
Kichernd hielt Brenda die Hand vor den Mund. „ Echt witzig! Du denkst wohl, du kannst uns verscheißern? Aber dazu musst du dir schon Dümmere suchen.“
Unter der Bezeichnung Stadtpark verstand Catnecktown selbstbewusst ein paar Pinien, die sich um eine Gruppe steinerner Männer gruppierten. Ihren bedeutungsschwangeren Gesichtern und heroischen Gesten nach stellten die Skulpturen wohl die Gründungsväter Amerikas dar, was die
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