Gwen (German Edition)
Schwarzgekleidete zog zwei filigrane, längliche Werkzeuge aus seiner Hosentasche, doch Gwen zückte einen dicken Schlüsselbund, dessen Anhänger die drei Rauten von Statler-Tec zierten. Sie hatte ihn vorhin heimlich aus der Tüte mit Dirks Sachen geholt, die Wally auf dem Sofatisch deponiert hatte. Fahrig probierte sie ein paar Schlüssel, bis endlich einer passte.
Noch nie hatte Gwen etwas derart Kriminelles getan. Doch schließlich hatte sie es mit einem Kartell aus Drogendealern und Mördern zu tun, sagte sie sich. Und das erforderte ein flexibles Vorgehen. Möglichst lautlos geleitete Gwen die anderen in die Tiefgarage.
„Kein Licht!“, flüsterte Kiss, als sie den Lichtschalter drücken wollte. Der andere Mann, der bisher noch keinen Ton von sich gegeben hatte, knipste eine Taschenlampe an. Unter den gut zwanzig parkenden Fahrzeugen der Bewohner dieses Hauses fand Gwen Statlers Geländewagen und auch den zugehörigen Autoschlüssel.
„ Ausgezeichnet!“ Kiss deutete auf den Schlüsselbund. „Und der da?“
Ja, das war auch ein Autoschlüssel. Gwen drückte den Knopf darauf, und die Zentralverriegelung des roten Sportwagens neben ihr reagierte.
„Na bitte“, wandte sich Kiss an seinen Begleiter, „mit dem Porsche kann man doch was anfangen! Und was ist mit der Harley?“ Kiss zeigte auf einen weiteren Schlüssel. Der Schwarzgekleidete leuchtete über den Sportwagen hinweg und ließ Chrom aufblitzen.
„Nein!“, rief Gwen aus einer spontanen Anwan dlung heraus, die sie sich selbst nicht erklären konnte. „Nicht die Harley!“
„Schade .“ Kiss Stimme klang etwas pikiert. „Die hätte bestimmt noch mal zwanzig Riesen gebracht. Ein seltenes Stück. Aber, wie du willst, Honey, du bist der Anbieter. Und jetzt schauen wir mal in die Wohnung, ob wir da auch etwas Passendes finden!“
Gwen fasste Kiss am Ärmel. „Aber die beiden A utos reichen doch, oder?“
Woraufhin der Transvestit nachsichtig lächelte. „Ich denke schon. Aber du musst vom Gesamterlös meinen Anteil abziehen und auch den von meinem Süßen hier.“ Neckisch warf er dem Schwarzgekleideten ein Kusshändchen zu. „Lieber legen wir uns ein kleines Sicherheitspolster zu, damit deine Aktion nicht an läppischen fünf Riesen mehr oder weniger scheitert, findest du nicht?“ Hüftschwingend ging er voraus zum Aufzug. Der Süße folgte ohne Umschweife.
Gwen auch. Denn nun war es sowieso schon egal. Und nein, an läppischen fünftausend Dollar - Gwens Einkommen von drei Monaten - sollte das Ganze wirklich nicht scheitern. Sie führte die beiden zu Dirk Statlers Wohnung, schloss diese auf und drückte die Tür, als alle eingetreten waren, schnell wieder zu.
Kiss und der Süße schlenderten umher wie ein Ehepaar in einem Möbelzentrum. Das Licht der Straßenlampen drang sanft durch die großen Fenster, so dass man auch ohne künstliche Beleuchtung alles sehen konnte.
„Das wäre doch nett!“ Entzückt wies Kiss auf eine Stehlampe. „Und das.“ Der große Flachbildfernseher gefiel ihm offensichtlich auch. „Und wie wär’s damit?“ Computer und Laserdrucker. „Oh, und was für ein putziger kleiner Laptop!“ Der Computer, über den Dirk anscheinend mit diesen ABC -Verbrechern kommunizierte.
„Nein!“ Abwehrend hob Gwen die Hände. „Den nicht!“
„Warum denn nicht?“ Kiss besah sich das Gerät näher. „So ein Modell habe ich noch nie gesehen. Schickes Design. Dieses metallische Anthrazit wirkt so edel. Aber, wie du willst, Honey. Oh, was haben wir denn da?“ Sein erfreutes Augenmerk fiel auf die Telefonstation. „Was meinst du, mein Süßer, ließe sich so ein brandneues Modell nicht gut verkaufen?“
Aber der Süße war bereits damit beschäftigt, die Musikanlage auszubauen.
Dirk wachte auf, als jemand in die Wohnung kam. An den kleinen, energischen Schritten hörte er, dass es Patty war. Er spürte, dass Gwennie neben ihm auf der Couch lag. Sie räkelte sich. Patty ging an der Couch vorbei und öffnete die Verandatür, wahrscheinlich um den Hund rauszulassen, dann werkelte sie in der Küche.
Das weckte Gwennie. Sie stand recht hastig auf und ging ins Bad.
Nach ihr ging Dirk rein. Inzwischen fand er sich blind auch einigermaßen zurecht. Er duschte sogar, wobei er darauf achtete, seinem Verband trocken zuhalten. Als er fertig war, fand er den Weg zum Esstisch, ohne irgendwo anzustoßen. Er sagte: „Patty, heute kommt der Verband endgültig runter.“
„Das habe allein ich als dein Tierarzt zu
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