Gwen (German Edition)
entlang. Das Haus befand sich auf einer Anhöhe und enthüllte nur seine schwarze Silhouette im Licht der Gestirne. Wie ein Geisterschloss. Undeutlich erkannte Gwen den roten Sportwagen davor.
Sie ging nicht auf der breiten, rosenbesäumten Auffahrt, sondern seitlich davon unter dem Blä tterdach der Palmen, die in der nächtlichen Brise knisterten, als würden sie Gwen eindringliche Warnungen zuraunen.
Gwen sah, wie Kiss das Aut o wendete. Kurz erwog sie, ob sie nicht doch mit zurückfahren sollte, um die Waffe zu holen, die Kiss ihr neulich besorgt hatte. Und Venus, die selbst eine Waffe war. So nämlich hatte Gwen ihr unvermeidliches Zusammentreffen mit A geplant. Mit der Pistole in der Handtasche und dem Kampfhund an ihrer Seite.
E liminate?
Nein, für eine Umkehr war keine Zeit. So ging sie weiter. Ohne Pistole. Ohne Kampfhund. Ohne Plan. Vorwärts getrieben einzig von ihrer Angst um Dirk.
Dirk hielt abrupt an, und Wally wäre fast gegen ihn geprallt. Dirk legte den Zeigefinger an die Lippen und deutete nach hinten. Die Schritte, die er von da gehört hatte, wurden jetzt lauter.
Wally flüsterte: „Ich kümmere mich darum. Such du A! Du weißt, wie er aussieht.“
Dirk nickte und schlich weiter. Eine Menge Türen waren da rechts und links des Gangs. Möglichst sachte drückte Dirk die erste Türklinke und hechtete in den Raum dahinter, die 9-Millimeter im Anschlag. Er richtete sich mehr nach seinen Ohren als seinen Augen, bis er sicher war, dass keiner in diesem Zimmer war. Nur ein paar Kunststoffcontainer standen rum, sonst nichts.
Auch hinter der nächsten Tür war niemand. Der Raum war wesentlich größer und enthielt eine gigantische Computeranlage mit vielen Monitoren, die das mickrige Licht reflektierten, das vom Gang reinkam. War das eine Mega-Überwachungsanlage? Oder das EDV-Zentrum des Alphabets? Wahrscheinlich beides.
Dirk nahm sich die nächste Tür vor. Diesen Raum kannte er. Eine Abstellkammer mit nichts drin außer einem alten Büroschreibtisch in der Mitte. Auf dem hatten sie ihn festgehalten, als A ihm die Säurekur verpasst hatte. Fast konnte er seinen eigenen Angstschweiß noch immer riechen.
Er atmete tief durch, verdrängte den Horror und ging raus. Von hinten hörte er Schüsse. Ohne Schal ldämpfer. Aus Wallys Knarre. Zumindest hoffte er das. Und von vorn hörte er Schritte. Zwei Männer, schätzte er. Aus dem Seitengang rechts. Er wartete. Und überlegte: Schießen oder Karate?
Obwohl Onkel Will immer darauf geachtet hatte, dass seine Neffen den Umgang mit Schusswaffen lernten, war Dirk nicht gerade ein Ass im Schießen. Außerdem machte Karate nicht so viel Krach. Als die Typen um die Ecke kamen, rammte er den Fußballen auf das Kinn des einen und schlug dem anderen den Knauf seiner 9-Millimeter auf die Schläfe. Beide fielen bewusstlos um.
Dirk hechtete in den nächsten Raum.
Je näher Gwen kam, desto gespenstischer wirkte die Geistervilla. Gwen hörte Geräusche, die von der Rückseite des Hauses zu kommen schienen, entschied sich aber, A ins Innere des Gemäuers zu folgen.
D ie große Haustür war nur angelehnt. Gwens Blick fiel auf das gesplitterte Holz am schief hängenden Türschloss, wo sich offensichtlich jemand gewaltsam Zutritt verschafft hatte. B approaches …
Vorsichtig betrat Gwen ein geräumiges Foyer, dessen kostspielige Eleganz sich in der schummrigen Beleuchtung nur erahnen ließ. Eine breite Treppe im Hintergrund verjüngte sich nach oben in die Finsternis. Am Fuß der Treppe fiel Licht aus einer Tür. Davor lag etwas auf dem Boden. Gwen presste beide Hände gegen den Mund, um nicht aufzuschreien. Das, was da vor der Tür lag, waren Tote. Zwei tote Männer.
E liminate?
Gwens Herz raste, als wollte es die Flucht ergreifen , doch sie zwang sich, in die Gesichter der Leichen zu schauen. Es waren Fremde.
Sie nahm sich zusammen und stieg über die Toten hinweg in den Gang, der sich hinter ihnen auftat wie ein bösartiger Schlund. An dessen Ende wand sich eine Treppe in ein düsteres Verlies. Dort unten peitschten Schüsse durch die Eingeweide dieses unheiligen Gemäuers. Gwen hielt den Atem an.
Was sollte sie, die kleine Gwen O ’Connor aus Donegal, gegen diese Gewalt schon ausrichten, die jene beiden Muskelprotze dort vor der Tür niedergestreckt hatte?
Elimin ate?
S ie drehte sich zu den Toten um und nahm die Pistole an sich, die der erste von ihnen in seiner Hand hielt. Und zur Sicherheit holte sie auch die Waffe des zweiten Mannes. Um
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