Gwen (German Edition)
Blick auf Statler.
„Seit wann bist du so prüde, Gwen ?“, amüsierte sich Maureen, war jedoch barmherzig und schob Statler lachend aber bestimmt aus dem Zimmer. Gwen hörte die beiden die Treppe hinuntergehen.
Ein Gefühl der Dankbarkeit überkam Gwen. Auf Maureen war Verlas s. Sie verstand es, mit Statler umzugehen. Er fraß ihr praktisch jetzt schon aus der Hand. Sie würde es schaffen, dass er mit ihr ging und bei ihr einzog. Zumindest bis Gwens Eltern wiederkehrten.
„ Bleib mir bloß mit deinen Breitspektrum-Antibiotika vom Leib!“, warf Gwen Séan entgegen, als der eine Spritze aufzog.
„Das sieht nach einer massiven In fektion aus.“ Ungerührt drehte er Gwen um, zog ihr die Schlafanzughose herunter und jagte ihr die Spritze in den Hintern. Ermattet von dieser Niederlage verkroch sich Gwen zurück unter die Bettdecke.
Séan stellte einen Penicillinsaft auf ihr Nachtkästchen und schärfte ihr ein, strikt das Bett zu hüten. Genauestens erläuterte er die Dosierung des Penicillinsaftes, doch Gwen brachte nicht die Kraft auf, sich auf die Ausführungen des Arztes zu konzentrieren, zumal sie sowieso nicht daran dachte, sich auch noch mit halbsynthetischem, womöglich aus genmanipulierten Pilzkulturen hergestelltem Penicillin zu belasten.
Als irgendetwas in Gwens Hirn Schwindel erregend zu kreisen begann, brüllte Séan nach Maureen, wo sie die ganze Zeit bliebe, und dass er schon längst bei Mrs. Devitt sein müsste. Er packte seine Tasche zusammen und erhob sich.
Maureen kam zurück, gefolgt von Dirk Statler. „Mein Mann ist ein viel beschäftigter Arzt“, erklärte sie dem Deutschen. „Immer im Stress.“ Sie wandte sich Gwen zu. „Also, mach’s gut und tue, was Séan dir gesagt hat! Ich schaue morgen wieder vorbei. Dirk hat versprochen, dass er sich solange um dich kümmert. Bis dann!“
„ Maureen!“ Gwen fuhr hoch. „Bitte lass das nicht zu! Du bist meine beste Freundin. Liefere mich nicht diesem Kerl aus! Nimm ihn mit! Du hast doch genug Platz in deinem Haus. Bitte nimm ihn mit! “
„Sei keine dumme Ziege, Gwen “, meinte Maureen ungerührt. „Dirk ist in Ordnung. Er macht das schon. Gute Besserung!“
„ Maureen! “ Aber die ging schon munter plappernd mit Séan und Statler die Treppe hinunter.
„ Maureeeeeeeeeeeeeeeen!!!!!! “
Gwen hörte, wie die Haustür zuschlug, und schleppte sich in einer letzten Kraftanstrengung aus dem Bett. Doch bevor sie die Tür erreicht hatte, stand Statler vor ihr.
„Machen Sie sofort, dass Sie wieder ins Bett kommen, Gwen!“ Sein Ton war anmaßend und he rrisch. „Wohin wollen Sie in Ihrer Verfassung?“
„Ich wollte nur die Tür abschließen“, antwortete Gwen mit la hmer Stimme. „Damit Sie mich nicht mehr belästigen können und ich endlich meine Ruhe habe.“
„Und Sie glauben, das könnte mich aufhalten ?“ Er schob sie zum Bett. „Diese alten Schlösser hier“, er deutete mit dem Kinn in Richtung Tür, „lassen sich ganz leicht eintreten.“
Am Bett angelangt drückte er sie in die Ki ssen und deckte sie fast fürsorglich zu. „Sie sind mir also - wie haben Sie’s vorhin Maureen gegenüber so schön formuliert? - ausgeliefert. Und wenn Sie nicht genau das tun, was ich Ihnen sage, dann mache ich das, wozu ich schon öfter tierisch Lust hatte: Ich versohle Ihnen Ihren kleinen, hübschen, sommersprossigen Arsch.“
„Warum terrorisieren Sie mich?“, hauchte Gwen. „Sie wissen genau, dass mich auch das nicht dazu bringen kann, den Prozess abzublasen.“
Er beugte sich über sie. „Es macht mir nur Spaß, Sie ein bisschen zu ärgern. Und jetzt schl afen Sie!“ Er küsste sie auf die glühende Stirn und ging.
Gwen richtete sich auf, um aufzustehen und die Tür abzuspe rren, ließ sich aber sogleich auf ihr Kopfkissen zurückfallen. Es hatte ja doch keinen Zweck! Sollte sie Statler nicht einfach nachgeben und den Prozess vergessen? Dann würde er sie sicher in Ruhe lassen.
Oh, wäre das schön!
Sie hatte schlecht geträumt und sich in einem unruhigen Schlaf gewälzt, aus dem sie hochschreckte, als jemand das Zimmer betrat. Oder war es etwa nur dieses Monster-Penicillinmolekül, das sie die ganze Zeit über schon verfolgt und versucht hatte, sie mit seinen synthetischen Seitengruppen zu erschlagen?
Dirk Statler kam auf sie zu. Gwen hielt es nun für wahrschei nlich, dass es doch kein Traum war. „Was wollen Sie denn schon wieder?“ Sie ärgerte sich über den weinerlichen Tonfall ihrer Stimme. „Bitte lassen
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