Gwen (German Edition)
Analysen durchzuführen, ist nach wie vor rech t zweifelhaft.“
Gwen: „Um meine Person geht es nicht, wie gesagt. Doch da wir schon mal dabei sind: Ist es nicht befremdlich, dass Statlers leitender Chemiker Prof. Dr. Rist es nicht für nötig hielt, vor Gericht zu erscheinen? Hat er wohl ein schlechtes Gewissen? Doch auch wenn er sich feige versteckt, um nicht mit unseren Fragen konfrontiert zu werden, lässt sich die Wahrheit nicht verleugnen. Jede anerkannte Labormethode, Herr Anwalt, wird es bestätigen, unabhängig von meiner Person.“
So gi ng es die ganze verdammte Zeit.
Unfreiwillig f asziniert beobachtete Dirk, wie Sartin die Beute umkreiste. Wie er versuchte, eine Schwachstelle an ihr zu finden, um endlich zuschnappen zu können. Aber er bekam keine zu fassen. Seine überbezahlen Bemühungen, Gwen unfähig, dumm und duchgeknallt aussehen zu lassen, ließ sie einfach an sich abperlen und würgte sie anschließend Sartin als effektive Gegenangriffe rein. Dabei ließ sie die Statler-Werke als mieseste Firma Deutschlands und ihn, Dirk, als miesesten Umweltverschmutzer aller Zeiten aussehen, bis jeder vom Richter bis zum letzten Schreiberling ihr glaubte. Dirk eingeschlossen.
Dann gab Sartin auf. Gwen wurde aus dem Zeugenstand entlassen , und Sartin ließ sich schwitzend neben Dirk auf seinen Sitz fallen. „So etwas ist mir noch nie passiert“, raunte er. „Diese kleine listige Viper!“
Dirk fragte: „Wie beschissen ist es für uns?“
Sartin sagte gar nichts.
Dirk weiter: „Kann ich mit meiner Aussage den Karren noch aus dem Dreck ziehen?“
„Nun ja“, druckste er herum, „möglicherweise, alle rdings ...“
Dirk unterbrach: „Verdammt, Sartin! Die rufen mich gleich auf. Kann ich mit meiner Aussage noch was retten oder nicht?“
Dann wurde er in den Zeugenstand gerufen.
Langsam stand Dirk auf und schlenderte betont cool zu dem Platz, wo vorher Gwen gesessen hatte. Er ließ sich dort so lässig nieder wie auf den Fahrersitz seines BMW. Auf die Fragen des Staatsanwalts antwortete er sachlich, und als Sartin dann das Verhör übernahm und ihm die richtigen Stichworte lieferte, konnte Dirk endlich das einzig Wichtige zur Sprache bringen, nämlich seine Verantwortung dem Familienbetrieb und seiner Belegschaft gegenüber. Arbeitsplätze, die verloren wären, wenn kein Kompromiss in Form einer Ausnahmegenehmigung gefunden werden würde. Dirk versprach, sein Wissenschaftlerteam darauf anzusetzen, eine alternative umweltfreundliche Methode zu entwickeln, die im Gegensatz zu der von SURVIVAL vorgeschlagenen auch praktisch umsetzbar wäre. Und so weiter, und so weiter.
Aber alles nutzte nichts. Offenbar saß das Bild des skrupellosen Kriminellen, das Gwen von ihm gezeichnet hatte, in den Köpfen nicht nur der Pressefritzen, sondern auch des Richters fest.
Zu fest .
Dass die Urteilsverkündung schon nach einer einstündigen Pause erfolgte, war ung ewöhnlich und sicher ein Zugeständnis an das große öffentliche Interesse. Als das Urteil in allen langweiligen Einzelheiten verlesen wurde, musste Dirk erst mal lächeln. 100 Riesen Geldstrafe bekam er für die Missachtung des Einleitungsverbots aufgebrummt. Ein Klacks also - das hatte Sartin gut hingekriegt. Aber dann kam es: Das Einleitungsverbot wurde vom Gericht ausdrücklich bestätigt. Ausnahmeregelungen wären nicht zulässig, hieß es.
Keine Ausnahmegenehmigung, damit kein Pr odukt 4, keine Statler-Werke.
Klar, er würde Einspruch einlegen und in Revision gehen können, notfalls bis zum Bundes verfassungsgericht. Aber das würde Jahre dauern. Jahre, in denen die Produktion erst mal auf Eis gelegt wäre. Keiner seiner Kunden - erst recht nicht C - würde so lange warten auf Produkt 4. Dirk konnte es sich also sparen. Die Statler-Werke waren tot.
Scheiße!
Dirk stand auf und wurde sofort von einer Horde Reporter belagert, die sich wie Kletten an ihn hängten - Zeitungsfritzen, Fernsehleute, Kameramänner, Tontechniker. Sie alle bildeten einen Kreis um Dirk.
In diesen Kreis wurde Gwen geschubst.
Dirk sah ihr an, dass sie zurückweichen wollte in den Schutz ihrer Müsli-Truppe, aber die Reporter drängten sich um sie und schoben sie damit gnadenlos immer weiter auf Dirk zu. Bis sie sich gegenüberstanden in einer Arena, die von den Körpern der Medientypen gebildet wurde. Wie bei den Hahnenkämpfen, die Dirk mal in Mexiko gesehen hatte. Und wie bei Hahnenkämpfen wollten die Reporter nach all den Stunden langweiliger
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