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Gwen (German Edition)

Gwen (German Edition)

Titel: Gwen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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Paragraphenreiterei endlich Blut sehen.
    Einer der Typen hielt Dirk das Mikrofon so eng vor die Nase, dass es fast an seinem Bart rieb. „Herr Sta tler, was passiert jetzt, da Triustat nicht mehr produziert werden darf?“
    Dirk erklärte, ohne die Augen von Gwen zu lassen: „Jetzt kann ich den ganzen Laden dicht machen.“
    Ein anderer Reporter: „Frau O’Connor, dass Herr Statler den Prozess verloren hat, geht vor allem auf Ihre Aussage zurück. Gibt es etwas, das Sie ihm jetzt sagen möchten?“
    Gwen antwortete: „Nur dass er es sich selbst zuz uschreiben hat.“ Das kleine Luder.
    Derselbe Reporter blutgeil zu Dirk: „Und Sie Herr Statler? Möchten Sie vielleicht ein paar Worte an Frau O’Connor richten?“
    „Ich möchte dieser kleinen sommersprossigen Giftschlange nur sagen“, begann Dirk und freute sich über das Aufblitzen ihrer Augen, „dass sie jetzt erreicht hat, was sie wollte. Sie hat die Firma zerstört, die meine Eltern aus dem Nichts aufgebaut haben. Einen florierenden Pharmakonzern, 35 verschiedene Forschungsprojekte, 500 Arbeitsplätze - das hat sie zerstört.“
    Er ging zu ihr und packte ihr Handgelenk. Die geballte Spannung der Reporter war greifbar. Wie auch Gwens Entsetzen. Bevor sie reagieren konnte, zog er sie mit sich. Die Reporter machten ihm zwar Platz, rannten aber hinter ihm und Gwen her. Wahrscheinlich erwarteten jetzt alle einschließlich Gwen von ihm, dass er jetzt endlich ihren sommersprossigen Hals umdrehen würde, und Dirk wunderte sich selber, warum er das nicht längst schon getan hatte.
    Gwen wehrte sich und beschimpfte Dirk mit deutsch-englisch-gälischem Kauderwelsch, aber er scherte sich einen Dreck darum und zerrte sie mit sich aus dem Gebäude und weiter zu seinem Wagen.
    Keiner rührte einen Finger, um ihr zu helfen. Dirk hätte es auch keinem geraten.
    Sie stemmte sich gegen den Rahmen der Beifahrertür, aber Dirk löste ihre Hände und schob Gwen auf den Beifahrersitz. Dabei fragte er sich, wie er es anstellen sollte, hinters Steuer zu kommen, ohne dass sie abhaute.
     
    Niemand eilte zu ihrer Befreiung. Die Medienvertreter, die das Auto umringten, ließen niemanden durch. Was Statler ihr nun Schreckliches antun würde, vermochte sie sich nicht vorzustellen. Er lehnte an der noch offen stehenden Beifahrertür, versperrte Gwens Fluchtweg und beugte sich zu ihr herunter.
    „Was wollen Sie von mir ?“, herrschte sie ihn an. „Wollen Sie sich für Ihre Niederlage an mir rächen?“
    „Aber nein, Schätzchen!“ Er wirkte auf eine bizarre Weise heiter. „Ich wollte Sie nur an eine alte Spielregel erinnern.“
    „Welche Spielregel ?“, fragte sie misstrauisch.
    „Dass der Verlierer immer einen Wu nsch frei hat.“
    „Wer sagt, dass ich mich an diese Regel ha lten muss?“
    „Kommen Sie, Gwen, Sie haben eben so so uverän gesiegt. Da können Sie dem Verlierer doch einen kleinen Wunsch nicht abschlagen!“
    „Welchen kleinen Wunsch? “
    „Dass Sie diesen Tag mit mir verbringen. Oder was davon noch übrig ist.“
    „Ist das alles?“
    „Ja.“
    Sie zögerte. „Und Sie versprechen, mich nicht gewaltsam fes tzuhalten, wann immer ich gehen will?“
    Er trat einen Schritt zurück. „Versprochen! Sie können auch jetzt schon gehen, wenn Sie wollen.“
    Sie überlegte kurz, dann bestimmte sie: „Also fahren wir!“ Mit einem Ruck zog sie die Autotür zu und schnallte sich an.
    Er rannte um das Auto herum, sprang auf den Fahrersitz, startete den Motor und lenkte den Wagen vorsichtig durch die Journalistenschar, die nur zögerlich und mit sichtlichem Missvergnügen Platz machte.
    Während sie durch den dichten Feierabendverkehr der Innenstadt fuhren, fragte sich Gwen u nentwegt, ob es nicht ein schwerer Fehler gewesen war, Dirk Statler zu gestatten, sie so einfach mit sich zu nehmen.
    Andererseits hatte sie ihm in Irland viel mehr gesta ttet als das.
    Doch da hatte sie auch nicht eben erst seine Firma vernichtet. Gwen sah schon die Schlagzeile: „ Mord im Affekt. Umweltschützerin tot am Straßenrand . Statler beantragt mildernde Umstände. “
    Keiner von ihnen sagte etwas, und Gwen starrte aus dem Fenster auf die vorbeiziehenden Unive rsitätsgebäude, in die sie vermutlich keinen Fuß mehr setzen würde. Der Gerichtsprozess, der allen Umweltschützern noch vor wenigen Minuten einen Bahn brechenden Sieg beschert hatte, schien ihr jetzt weit entfernt. Der erwartete Rausch des Triumphes blieb völlig aus. Gwens gesamtes Leben der letzten Monate war einzig

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