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Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot

Titel: Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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geworden?“, fragte sie und schaute angeekelt an sich herab, doch Aileen schien die Klage zu überhören.
    „Du bist doch sicherlich nicht den ganzen Weg nach Camelot zu Fuß gegangen?“, fragte sie Gwyn.
    „Mein Pferd steht oben auf der Anhöhe.“
    „Katlyn wird sich darum kümmern.“
    „Wie bitte?“ Der Mund von Aileens Begleiterin klappte empört auf, schloss sich aber wieder, als sie deren bedrohlichen Blick sah. Gwyn fragte sich, was für ein seltsames Verhältnis diese beiden Mädchen zueinander haben mochten. Freundschaft war es ganz bestimmt nicht.
    „Ich weiß nicht, ob Pegasus es zulässt, wenn er von einer fremden Person am Zügel geführt wird“, sagte er.
    „Nun. Hoffen wir, dass Katlyns Sanftmut auch dein Pferd beruhigt“, sagte Aileen. Sie hob Humberts Schwert auf und zog es aus der Scheide.
    „Eine schöne Damaszenerklinge. Gut gepflegt, wenn auch sehr alt. Ihr Besitzer muss seinerzeit eine schöne Summe dafür bezahlt haben.“
    „Was verstehst du von Schwertern?“, wollte Gwyn wissen.
    Aileen lächelte.
    „Natürlich nichts. Ich bin nur ein Mädchen, das vor einer Herde Wildschweine gerettet werden muss“, sagte sie und reichte die Waffe Katlyn. „Binde das Schwert an den Sattel.“
    „Ich trenne mich nur ungern von der Klinge“, sagte Gwyn misstrauisch, der sich ohne Humberts Schwert auf einmal ziemlich nackt vorkam.
    „Keine Angst, du bekommst sie wieder“, erwiderte Aileen nun ungeduldig. „Aber glaubst du nicht, dass es ein wenig auffällig wäre, wenn eine rotwangige Maid auf einmal mit einer solch wertvollen Waffe nach Camelot hereinspaziert?“
    Gwyn musste zugeben, dass Aileen Recht hatte. „Also gut“, seufzte er und gab Katlyn das Schwert. Dann machten sie sich auf den Weg.

 
    Prinzessinnen und andere Hoheiten
     
     
     
    Gwyn fiel es schwer, mit seiner Begleiterin Schritt zu halten. Sie bewegte sich mit einer Sicherheit durch das dichte Gestrüpp, die ihn überraschte.
    „Ich bin jede freie Minute hier draußen“, sagte Aileen, die Gwyns Gedanken zu erraten schien. „Innerhalb der Burgmauern fühle ich mich eingesperrt.“
    „Stehst du in König Arturs Diensten?“, fragte Gwyn ein wenig atemlos. Aileen sprang leichtfüßig wie ein Reh vor ihm her, während Gwyn der schnelle Aufstieg nun doch zu schaffen machte.
    „Ja, so könnte man es nennen“, lachte sie. „Aber auf der anderen Seite: Auf Camelot gibt es niemanden, der nicht in seinen Diensten steht. Merlin vielleicht einmal ausgenommen.“
    „Wie alt ist König Artur eigentlich?“
    „Nun ja, ein Greis ist er noch nicht. Aber in Schlachten ziehen er und seine Ritter schon lange nicht mehr.“
    „Aber wer herrscht dann über das Land, wenn nicht der König mit seinem Schwert Excalibur?“
    Aileen kletterte auf einen Vorsprung und reichte Gwyn die Hand. „Um ein guter Herrscher zu sein, reicht es nicht, seine Feinde zu besiegen. Das Eroberte muss auch bewahrt werden.“ Mit einem kräftigen Ruck zog sie ihn zu sich hinauf. „Artur hat im ganzen Reich seine Leute eingesetzt, die die Verwaltungsarbeit für ihn übernehmen. Ein oder zweimal im Jahr hält er Gerichtstag, mehr muss er nicht tun.“
    Gwyn kam der Steintisch unter der Linde in den Sinn. Wenn das alles war, was Artur zum Führen des Reiches zu tun hatte, war das Leben auf Camelot tatsächlich nicht sehr spannend.
    „Mein Vater sagt immer, wer rastet, der rostet.“
    „Ja, da steht er nicht alleine da. Sir Kay, der Hofmeister, ist derselben Meinung. Obwohl seit dreizehn Jahren Frieden herrscht, lässt er die Ritter noch immer hart den Umgang mit Schwert, Schild, Lanze und Bogen üben. Er sagt, man wisse nie, wann der Feind wieder vor der Tür stehe.“
    „Er scheint ein weiser Mann zu sein, dieser Sir Kay“, sagte Gwyn und setzte sich auf einen Stein, um einen Moment zu verschnaufen. „In Cornwall sind die Sachsen eingefallen.“
    Aileens Miene wurde ernst. „Wir haben so etwas gehört.“
    „Herzog Baldur hat das Land und seine Bauern schmählich im Stich gelassen“, sagte Gwyn wütend. „Es war niemand da, der uns vor dem Ansturm der Sachsen hätte schützen können. Ich weiß nicht, wie viele wegen seiner Feigheit umgekommen sind.“
    Aileen musterte Gwyn. „Du hättest dich der Übermacht entgegengestellt?“
    „Natürlich“, rief Gwyn entrüstet. „Immerhin wäre es meine ritterliche Pflicht gewesen, die Armen und Schwachen zu beschützen.“
    „Ja, ja“, sagte Aileen, als habe sie derlei Sprüche schon oft gehört.

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