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Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot

Titel: Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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und rief: „Hallo? Ist da jemand?“
    Es dauerte einen Moment, bis er hörte, wie ein Riegel beiseite geschoben wurde. Die kleine Luke wurde geöffnet und ein mürrisches Gesicht erschien.
    „Was willst du hier, Junge?“, bellte eine Stimme.
    „Bin ich hier richtig? Ist das Camelot?“, fragte Gwyn.
    „Wonach sieht es denn deiner Meinung nach aus?“, knurrte die Wache. „Natürlich ist das Camelot!“
    Also doch. Gwyn atmete erleichtert auf. „Ich muss unbedingt mit König Artur sprechen!“
    Gwyn dachte schon, der Mann hätte sein Ansinnen nicht verstanden, denn er hörte keine Antwort, sondern nur ein seltsames Pfeifen. Schließlich erkannte er das Geräusch: Die Wache lachte ihn aus.
    „Du willst was?“, fragte der Mann hinter dem Tor glucksend und rang nach Luft.
    „Den König sehen!“
    „Und da hast du gedacht, du klopfst einfach mal an der Haustür und schaust, ob jemand da ist?“
    „Nun… ja!“, antwortete Gwyn in einer Mischung aus Wut und Hilflosigkeit. „Oder habt Ihr eine bessere Idee?“
    Nun wieherte die Wache laut los. „Eine bessere Idee? Hör zu, Bürschlein, du scheinst nicht von Adel zu sein, sonst wärst du mit den einfachsten Regeln des höfischen Anstands vertraut.“
    „Dann lasst mich nicht dumm sterben“, entgegnete Gwyn schlagfertig. „Sagt mir, was ich tun muss, damit Ihr mir Einlass gewährt! Die Nachricht, die ich dem König zu übermitteln habe, ist wichtig!“
    „Von wem ist sie?“
    Gwyn dachte nach. Offensichtlich halfen hier nur List und Tücke.
    „Sir Humbert von Llanwick schickt mich.“
    Der Name schien seine Wirkung zu erzielen, denn die Stimme der Wache klang auf einmal sehr ernst. „Wer bist du? Sein Knappe?“
    „Ja, das bin ich“, log Gwyn.
    „Dann empfehle ich dir, die Beine in die Hand zu nehmen und so schnell wie möglich von hier zu verschwinden.“
    Gwyn war verwirrt. Offensichtlich war dies ebenfalls die falsche Antwort gewesen. Doch warum?
    „Hört mir zu, Humbert von Llanwick ist heute Nacht entführt worden!“
    „Umso besser! Hoffentlich ist das Lösegeld so hoch, dass es niemand aufbringen kann. Das würde die Welt endlich von dieser Schande des Ritterstandes befreien.“
    „Aber…“
    „Wenn dein Herr in die Hände von Räubern und Dieben gefallen ist, hat er keinen Grund zur Klage, denn er dürfte sich damit in bester Gesellschaft befinden. So, und jetzt verschwinde.“
    Gwyn verstand die Welt nicht mehr. Sir Humbert war ein Räuber und Dieb? Aber so schnell würde er nicht aufgeben.
    „Ich habe noch eine andere Nachricht: Die Sachsen sind in Cornwall eingefallen und…“
    Plötzlich ging die kleine Tür auf und ein Mann zwängte sich durch die enge Öffnung. Gwyn schluckte. Das Gesicht der Wache schaute unter einem Helm hervor, dessen bis zur Oberlippe reichender Nasenschutz ihm eine beunruhigende Entschlossenheit verlieh. Er steckte in einem knielangen Kettenhemd, darüber trug er einen weißen Waffenrock, auf dessen Brust ein roter Drache prangte. Beängstigender war jedoch das gezückte Schwert, das er in seiner rechten Hand hielt.
    „Ich sagte, verschwinde von hier, sonst ziehe ich dir das Fell über die Ohren.“
    Gwyn hob abwehrend die Hände. „Ist ja schon gut, ich gehe ja.“ Er machte zwei Schritte rückwärts, tastete nach den Zügeln seines Pferdes und trat dann den Rückzug an.
    „Wunderbar. Genau so habe ich mir meine Ankunft auf Camelot vorgestellt“, grummelte Gwyn, als er Pegasus wieder den Burgweg hinabführte. „Gut, ich bin kein Edelmann, den man mit Tusch und Fanfaren empfängt. Aber zuhören könnte man mir wenigstens!“
    Am Fuße des Hügels angekommen, führte Gwyn Pegasus in ein nahe gelegenes Buchenwäldchen. Es wurde langsam dunkel und sie brauchten einen einigermaßen sicheren Schlafplatz für die Nacht.
    Gwyn kickte einen Stein fort, der ihm im Weg lag, und setzte sich verdrossen auf einen umgestürzten Baumstamm. „Was machen wir jetzt?“, fragte er und schaute Pegasus ratlos an. „Hast du vielleicht eine Idee?“
    Plötzlich hörte Gwyn einen lauten, hellen und durchdringenden Schrei, der sich nach einem Mädchen anhörte, das sich anschickte beim Anblick einer gigantischen Spinne in Ohnmacht zu fallen. Erschrocken sprang er auf. Dann hörte er einen weiteren Schrei, der sich aber von dem ersten deutlich unterschied, obwohl auch dieser zweifellos von einem Mädchen stammte. Doch klang dieser eher wütend und keinesfalls ängstlich.
    „Das war ganz in der Nähe!“, rief er. „Pegasus! Du

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