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Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot

Titel: Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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stehendes Bauwerk, das in seiner reich verzierten, marmornen Säulenpracht noch aus der Römerzeit stammen musste. Das einfache Gesinde lebte in zweistöckigen, an die Wehrmauer angebauten Holzhäusern. Die Lagerhäuser und Ställe für das Vieh standen an der Nordseite des riesigen Burghofes. Ein angenehmes Gefühl von Sicherheit und Ordnung ging von diesem Ort aus.
    „Vorwärts“, knurrte Aileen mit zusammengebissenen Zähnen und schob Gwyn vor sich her. „Und halte den Kopf unten, sonst verrätst du dich noch.“
    Gwyn stolperte einen Schritt weiter und verbarg sein Gesicht wieder in dem Tuch.
    Vor der Schmiede und den beiden Lagerhäusern herrschte geschäftiges Treiben. Von innen wirkte Camelot zwar kleiner, aber dennoch waren seine Abmessungen imposant. Der Burghof war nicht rund, sondern eher lang gestreckt und mochte an der schmalsten Stelle zweihundert, an der breitesten hingegen vierhundert Schritt messen. Acht kleinere Wachtürme unterbrachen die Mauer in regelmäßigen Abständen und auf jeder wehte Camelots roter Drachen.
    Mit einem dumpfen Poltern fiel das Tor hinter ihnen ins Schloss und der gewaltige Riegel wurde vorgeschoben.
    „Siehst du“, flüsterte Aileen. „Es war das reinste Kinderspiel.“
    „Wieso hat dich die Wache Hoheit genannt?“, wollte Gwyn wissen. „Wer bist du?“
    „Ein Fräulein von edler Herkunft, das sich von einem Schweinehirten das Leben retten lassen musste“, entgegnete sie geheimnisvoll.
    „Aber…“
    „Wenn du wirklich Ritter werden willst, rate ich dir, keine weiteren Fragen mehr zu stellen“, antwortete sie nur knapp.
    Gwyn kniff den Mund zusammen und schwieg.
    Hinter Aileen hörten sie auf einmal eine wütende Stimme.
    „Wo zum Teufel hast du gesteckt?“
    Sie drehten sich beide um. Der Mann, der auf sie zugelaufen kam, mochte vielleicht sechzig Jahre alt sein, doch sein Körper war noch immer so aufrecht und kraftvoll wie der eines jungen Burschen. Auf dem hoch erhobenen Haupt trug er einen silbernen Reif mit dem geflügelten Drachen. Und obwohl der Bart und das bis zur Schulter reichende Haupthaar schlohweiß waren, funkelten die blauen Augen in dem wettergegerbten Gesicht vor unbändiger Energie.
    „Siehst du dort hinten die Schmiede?“, raunte Aileen. „Dort findest du Sir Kay. Er ist der Hofmeister von Camelot und für die Ausbildung der Knappen zuständig.“ Als sich Gwyn noch immer nicht rührte, gab ihm Aileen einen Stoß. „Los jetzt, wenn nicht alles verloren sein soll.“
    Gwyn löste den Blick von der majestätischen Gestalt, die sich ihnen zornig näherte. „Ich danke dir“, sagte er.
    „Danke mir nicht zu früh“, erwiderte Aileen und lächelte. „Noch hast du dein Ziel nicht erreicht.“
    „Aileen“, rief der hoch gewachsene Mann wütend. „Willst du mir nicht endlich Antwort geben? Wo bist du gewesen? Du weißt doch, dass ich dir ausdrücklich verboten habe, die Burg zu verlassen!“
    Gwyn war froh, dass er das Donnerwetter, das über das Mädchen hereinbrach, nicht mit anhören musste. Er ging quer über den Burghof und steuerte die Schmiede an. Eine Gruppe junger Burschen, alle nicht viel älter als er, stand abseits bei einigen Pferden und schaute zu ihnen hinüber. Alle trugen weiße, lange Röcke, auf denen der rote Drache Camelots prangte.
    „Was machst du hier, Katlyn?“, brummte eine Stimme und Gwyn drehte sich um.
    Vor ihm stand ein hünenhafter Mann unbestimmten Alters, dessen schulterlanges Haar wie der gewaltige, walrossähnliche Schnauzbart flammend rot leuchtete. Wie die Wache trug auch er einen Rock, auf dem der rote Drache leuchtete, nur war das Kleidungsstück aus feinerem Tuch und makellos sauber. Eine gewaltige, rot unterlaufene Narbe lief quer vom Nasenrücken zur linken Wange. Sie entstellte den Mann jedoch nicht, sondern verlieh ihm eine Autorität, die Ehrfurcht gebietend war.
    „Wo seid ihr gewesen? Wir haben wegen euch wieder einmal ganz Camelot auf den Kopf gestellt! Du vernachlässigst deine Pflichten als Zofe, wenn du jeden Unsinn mitmachst, den Aileen von dir verlangt.“
    Gwyn schlug das Kopftuch beiseite und schaute dem Mann in die Augen. „Ich bin nicht Katlyn.“
    Ehe sich Gwyn versah, hatte der Rothaarige sein Schwert gezogen und zielte mit der Spitze der Klinge auf seine Kehle.
    „Wer bist du? Was hast du mit der Zofe der Prinzessin gemacht?“
    Zofe der Prinzessin? Gwyn lief es eiskalt den Rücken hinunter. „Nichts, ich habe mit ihr nur die Kleidung getauscht.“
    „Was soll dieser

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