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Gwydion 02 - Die Macht des Grals

Titel: Gwydion 02 - Die Macht des Grals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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die Knappen ein Spiel, das sie Pilamalleus genannt hatten. Dazu hatten sie sich in zwei Mannschaften aufgeteilt und schlugen mit gebogenen Hölzern auf einen kleinen Lederball ein, den sie mit allen Mitteln ins gegnerische Tor zu dreschen versuchten. Dabei feuerten sie sich gegenseitig an und schienen auch sonst einen Heidenspaß zu haben. Gwyn blieb nur einen Moment stehen, um das Treiben zu beobachten, dann trottete er mürrisch weiter.
    Als Gwyn an Merlins Tür klopfte, wurde er schon erwartet. „Da bist du ja, Gwydion“, sagte der alte Mann freudestrahlend und stand von seinem Stuhl auf. Vor ihm auf dem Tisch lagen einige aufgeschlagene Bücher. „Immer herein mit dir.“
    Zaghaft trat Gwyn näher. Den dunklen Ringen unter den Augen nach zu urteilen hatte Merlin die letzte Nacht und den ganzen Tag damit verbracht, ein Mittel gegen Lancelots Vergiftung zu finden.
    „Wie geht es ihm?“, fragte Gwyn mit Blick auf den Mann, der reglos auf Merlins Bett lag.
    „Unverändert, und das ist ein Glück. Sein Zustand hätte sich auch verschlechtern können.“ Er zog einen kleinen Schemel heran und lud Gwyn ein, Platz zu nehmen.
    „Ich wollte Euch etwas fragen“, sagte Gwyn zögernd.
    „Nur heraus damit, mein Junge.“
    „Diese Prophezeiung über den Drachen und das Einhorn, wer hat sie das erste Mal ausgesprochen?“
    „Morgana, Tochter von Gorlois und Ygerna.“
    Gwyn stutzte. Den Namen hatte er schon einmal gehört. „Sie ist Arturs Schwester!“
    „Halbschwester, um genau zu sein.“
    „Und Mordreds Mutter“, sagte Gwyn, dem die Geschichte von Arturs unbeabsichtigter Blutschande wieder in den Sinn kam.
    „Richtig“, antwortete Merlin. „Außerdem ist Morgana die Herrin von Avalon.“
    „Avalon? Wo liegt das? Davon habe ich noch nie gehört“, sagte Gwyn.
    „Kannst du auch nicht, denn es ist gewissermaßen nicht von dieser Welt“, sagte Merlin. „Avalon ist das keltische Totenreich.“
    „Morgana ist tot?“, fragte Gwyn.
    „Oh nein, sie ist sogar sehr lebendig. Der Zugang zu ihrem Reich soll sich auf einer Flussinsel in der Nähe von Glastonbury befinden.“
    „Aber wie kann ein Totenreich seine Pforten in unserer Welt haben?“, fragte Gwyn verwirrt.
    „Wahrheit und Legende gehen manchmal eine nur schwer durchschaubare Verbindung ein“, sagte Merlin. „Die Insel Avalon gibt es. Sie hat ihren Namen von den Apfelbäumen, die dort wachsen. Doch sie zeigt sich nicht jedem, da sie die meiste Zeit in dichten Nebel gehüllt ist.“
    Gwyn dachte nach. „Kann es nicht sein, dass sich der Gral vielleicht dort befindet?“
    Nun musste Merlin lachen. „Wenn Morgana im Besitz dieses Kelches wäre, hätten wir alle schon längst davon erfahren. Du musst wissen, dass sie ihren Bruder Artur nicht besonders mag, und mit der Macht des Grals ausgestattet, hätte sie schon längst versucht, ihn zu besiegen.“ Merlin strich sich nachdenklich über den Bart. „Es gibt aber tatsächlich eine Verbindung zwischen ihr und dem Gral.“
    „Welche ist es?“
    Merlin zeigte auf Lancelot. „Morgana ist unsterblich, aber auch leider unglücklich in ihn verliebt. Im ersten Moment hatte ich gedacht, sie sei für seinen Zustand verantwortlich, hatte die Idee jedoch bald wieder verworfen. Morgana würde sich anders rächen.“
    „Wie denn?“
    Merlin hob die Hände und malte mit den gespreizten Fingern Kreise in die Luft. „Zauberei! Magie!“, sagte er mit tiefer Stimme, sodass Gwyn erschrak. Merlin lachte. „Jedenfalls nicht so etwas Plumpes wie ein ordinäres Gift. Das wäre unter ihrer Würde.“
    „Ist Lancelot noch einmal zu Bewusstsein gekommen?“
    „Ein Mal, ja.“
    Gwyn wusste, dass seine Neugier ungehörig war, doch er konnte sich die nächste Frage nicht verkneifen. „Hat er etwas gesagt?“
    „Immer wieder verfluchte er sich, weil er den König nicht nach seinen Wunden gefragt hat.“
    „Ja, daran kann ich mich auch noch erinnern. Doch welchen König könnte er meinen?“
    „Den alten Bran Fendigaid“, sagte Merlin. „Er ist der Gralshüter, den Joseph von Arimathäa als Ersten von einer ganzen Reihe von Fischerkönigen einsetzte.“
    „Aber… ich verstehe das nicht“, sagte Gwyn. „Welche Verbindung gibt es zwischen Britannien und diesem Joseph von Ära… Arimi…“
    „Arimathäa. Joseph war ein reicher Kaufmann aus Jerusalem, der Handelsbeziehungen in alle Welt hatte. Auch nach Cornwall, wo es schon seit Hunderten von Jahren Zinnminen gibt. Auf einer seiner Reisen soll ihn ein junger

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