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Gwydion 02 - Die Macht des Grals

Titel: Gwydion 02 - Die Macht des Grals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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den Vögeln bereits seit einigen Stunden gefolgt waren.
    „Nein, ganz bestimmt nicht“, sagte Gwyn, dem jedoch ein anderer Verdacht kam. Goon Desert hatte bestimmt nicht aus Zufall den Raben in seinem Wappen geführt. Welche Verbindung gab es zwischen den Raben und Goon Desert? Je mehr er über den letzten Gralshüter nachdachte, desto mehr war er davon überzeugt, dass es sich bei ihm um einen besonderen Menschen gehandelt haben musste. Goon Desert hatte es immerhin geschafft, seinen größten Schatz sogar vor Mordred zu verbergen.
    Sie hatten die Spitze eines Berges erklommen, auf dem die Reste eines alten hölzernen Wachturms verwitterten, und wurden Zeuge eines spektakulären Sonnenuntergangs, der die Ebene, die sich westlich von ihnen bis zu einer weit entfernten Hügelkette erstreckte, in rötliches Licht tauchte.
    Rowan stellte die Kiste ab und rieb sich die schmerzende Schulter. „Schluss für heute“, sagte er und ließ sich auf den Boden fallen. „Ich schlage vor, wir richten uns hier auf die Nacht ein.“
    Offensichtlich schienen ihre gefiederten Begleiter keine Einwände gegen diesen Plan zu haben, denn sie hatten sich etwas abseits ebenfalls niedergelassen.
    Die beiden breiteten ihre Decken auf dem harten Boden aus. Als Rowan einen Kanten vertrockneten Brotes aus dem Proviantbeutel zutage förderte, sank seine Laune auf einen Tiefpunkt. Er brach den staubig mürben Brocken in der Mitte durch und reichte Gwyn seinen Anteil, der vorsichtig daran knabberte.
    „Das ist ja ungenießbar!“, rief Gwyn und spuckte den Bissen angewidert wieder aus.
    „Und davon haben sich die armen Leute in Dinas Emrys über vierzehn Jahre lang ernährt“, sagte Rowan voller Mitleid, als er sein Brot in kleine Stücke brach, um damit die Raben zu füttern. Dabei schmiss er ihnen die Krümel nicht einfach hin, sondern zielte auf ihre Köpfe, bis einer der Vögel laut protestierte. Rowan stand auf, schüttelte die Krumen von seinem Rock und ließ den Blick über das weite Land schweifen, das sich zu ihren Füßen erstreckte. Im Licht der untergehenden Sonne schien es, als habe ein goldener Zauber die Hügel erfasst. Die Wälder atmeten weißen Nebel aus, der wie ein lebendes Wesen die Mulden und Senken füllte. Es schien, als wären sie allein an diesem Ort, der in dieser Stunde des Zwielichts wie nicht von dieser Welt erschien.
    Rowan seufzte, dann machte er sich daran, den Weg hinab zu einer Gruppe von verdorrten Büschen zu gehen.
    „Was hast du vor?“, fragte Gwyn und stand nun ebenfalls auf.
    „Ich suche Brennholz für ein Feuer. Wir haben nur unsere Decken, und die werden in dieser kalten Nacht nicht für uns beide reichen.“
    Gwyn folgte ihm und machte sich ebenfalls auf die Suche nach einigen handlichen morschen Ästen, die er zusammen mit Rowan hinauf zu dem hölzernen Turm brachte.
    Gwyn schichtete das Holz an einem windgeschützten Ort fein säuberlich zu einem Haufen auf. Ein Büschel trockenen Grases diente als Fidibus. Glücklicherweise hatten sie in Lancelots Beutel Flintsteine gefunden, doch Rowan hatte seine Mühe, das Feuer zu entfachen. Immer wieder schlug er die Steine aneinander, aber die Funken wurden in hohem Bogen vom Wind davongetragen. Er hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben, als von dem trockenen Grasbüschel ein kleines Rauchwölkchen aufstieg. Kaum züngelten die ersten Flammen empor, als sie schon ein lautes Krächzen hörten. Rowan schaute zum Himmel empor und konnte gerade noch den scharfen Krallen der Krähe ausweichen, die sich tollkühn auf das Feuer stürzte. Mit einigen heftigen Flügelschlägen, die das trockene Gras in alle Richtungen wirbelten, wurde die kleine Flamme gelöscht.
    „Du verdammtes Mistvieh!“, schrie Rowan, der nach all den Entbehrungen der letzten Tage mit seinen Nerven am Ende war. Wütend hob er einen Stein auf und wollte ihn nach dem Vogel werfen, doch Gwyn fiel ihm in den Arm.
    „Nein, warte!“, flüsterte er und zerrte Rowan hinter die hölzernen Palisaden. „Dort unten, im Tal!“
    Nicht weit von ihnen entfernt sahen sie in der Dämmerung schemenhaft drei schwarz gekleidete Reiter.
    „Das müssen Mordreds Männer sein“, flüsterte Gwyn.
    „Verdammt noch mal, wie haben sie uns nur hier draußen gefunden?“, zischte Rowan.
    „Sie müssen unseren Spuren gefolgt sein.“
    „Aber wieso haben sie uns dann nicht schon im Wüsten Land geschnappt? Wir waren zu Fuß und sie sind zu Pferd.“
    Rowan schaute hinauf zum Himmel, an dem jetzt der volle Mond

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