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Gwydion 02 - Die Macht des Grals

Titel: Gwydion 02 - Die Macht des Grals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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sagen zog die schattenhafte Figur ihr Schwert und richtete es auf die Knappen. Rowan und Gwyn wirbelten herum, als sie hinter sich zwei weitere Pferde hörten.
    Der Reiter vor ihnen zog das schwarze Tuch von seinem vernarbten Gesicht und grinste Gwyn tückisch an. „Ich glaube, wir kennen uns, Bursche.“
    „Ihr gehört zu den Leuten, die Humbert von Llanwick entführt haben!“, rief Gwyn. Das Licht des Mondes war nicht besonders hell, doch er hätte den Mann allein an seiner Stimme erkannt.
    „In der Tat. Leider haben wir bei ihm nicht gefunden, was wir gesucht haben. Doch vielleicht kann ja der Inhalt dieser Kiste die entsetzliche Laune meines Herrn besänftigen. Und ich glaube, wenn ich ihm von deinem qualvollen Ableben berichten kann, wird er mir besonders dankbar sein.“
    „Wie habt Ihr uns gefunden?“, fragte Rowan mit zitternder Stimme.
    Der Mann lachte heiser, als würde totes Laub rascheln. „Ihr habt euch keine Mühe gemacht, eure Spuren zu verwischen. Nur einmal dachten wir, ihr seid uns entkommen. Wie dem auch sei, ihr werdet diesen unwirtlichen Ort nicht mehr verlassen.“
    Mit diesen Worten wollte er aus seinem Sattel steigen, als Gwyn auf einmal ein lautes Krächzen hörte.
    Wie Habichte, die sich auf ihre Beute stürzen, attackierten die Raben die drei Reiter. Zwar versuchten diese, wild um sich schlagend die Vögel mit ihren Schwertern zu töten, doch die Pferde begannen nervös zu tänzeln. Als sich das erste der Reittiere aufbäumte, gab es kein Halten mehr. Kopflos und voller Panik drehten sich die Pferde im Kreis.
    Die Attacken der Raben wurden unterdessen immer wilder – und gezielter! Sie begannen mit ihren Schnäbeln nach den Augen der Männer zu hacken. Als der Anführer der Truppe einen markerschütternden Schrei ausstieß, preschten die Pferde im wilden Galopp davon.
    Doch sie kamen nicht weit.
    Eine scheinbar sichere Insel inmitten der trüben Brühe entpuppte sich als schwimmende Falle. Sofort brachen die Tiere ein. Zwei der Männer stürzten aus dem Sattel und versanken sofort bis zur Brust im stinkenden Morast.
    Es war ein beklemmender Kampf ums Überleben, der sich vor den Augen der Knappen abspielte und dessen Ausgang bereits feststand.
    Die Pferde waren die Ersten, die untergingen. Gwyn hatte noch nie ein so schreckliches Geräusch gehört wie dieses Wiehern in Todesangst. Dann waren sie verschwunden. Nur noch einige Luftblasen wiesen auf die Stelle hin, die ihr nasses Grab wurde. Die Männer wehrten sich mindestens ebenso verzweifelt und versuchten zunächst, mit Schwimmbewegungen an der Oberfläche zu bleiben, doch auch sie konnten ihrem Schicksal nicht entrinnen.
    „Wir müssen ihnen helfen!“, schrie Gwyn.
    Rowan packte ihn noch im letzten Moment an der Schulter und hielt ihn fest. „Es ist zu spät, du wirst sie nicht mehr retten können.“
    Gwyn schloss die Augen und wandte sich von dem schrecklichen Schauspiel ab. Wenige Augenblicke später war alles vorbei und eine quälende Stille brach über sie herein.
    Mit einem lauten Schluchzen brach Gwyn zusammen.
    „Wenn sie nicht untergegangen wären, hätten sie uns umgebracht“, versuchte Rowan ihn zu beruhigen. „Sie haben den Tod verdient.“
    „Niemand verdient diesen Tod“, zischte ihn Gwyn an, den die Kaltherzigkeit seines Freundes zutiefst verstörte.
    „Du hättest sie nicht retten können, Gwyn“, erwiderte Rowan eindringlich. „Womöglich hätten sie dich sogar noch mit ins Verderben gerissen.“
    Gwyn schüttelte die Hand ab, die ihm Rowan auf die Schulter gelegt hat. „Wie kannst du nur so gefühllos sein?“, fragte er ungläubig.
    „Weil das die Natur der Dinge ist“, entgegnete Rowan wütend. „Artur gegen Mordred, Gut gegen Böse, das Licht gegen die Dunkelheit – das ist der Kampf, der seit Ewigkeiten ausgefochten wird!“
    „Erzähle mir nicht solch einen Unsinn“, giftete Gwyn zurück. Die Natur der Dinge! Das waren genau die Worte, die Do Griflet immer benutzt hatte, um seine Schicksalsergebenheit zu rechtfertigen. „Als Nächstes wirst du mir noch erzählen, dass jeder an dem Platz zu stehen habe, der ihm durch das Schicksal zugewiesen wurde!“
    „Und wenn es so wäre?“
    Dann würde ich dich fragen, wo mein Platz ist, dachte Gwyn, hütete sich aber, die Worte auszusprechen.
    „Was ist mit dir los?“, fragte Rowan aufgebracht. „Seit deiner Rückkehr erkenne ich dich manchmal nicht mehr wieder!“
    Gwyn konnte sich nur mit Mühe daran hindern, sein Geheimnis auf der Stelle

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