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Gwydion 02 - Die Macht des Grals

Titel: Gwydion 02 - Die Macht des Grals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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Rowan, als sie die Treppe hinuntergingen. „Das Wasser. Wenn wir nicht bald etwas zu trinken bekommen, werden wir noch nicht einmal das Dorf erreichen.“
    Sie traten hinaus in das gleißende Sonnenlicht. Die Kälte, die in den vergangenen Tagen das schwermütige Land in ihrem Griff hatte, war nun einer lauen Brise gewichen.
    „Hörst du das auch?“, fragte Rowan und lauschte.
    „Die Vögel zwitschern wieder“, stellte Gwyn überrascht fest.
    „Nein, da ist noch etwas anderes.“
    Nun hörte Gwyn es auch. Es war ein Plätschern, nicht weit von ihnen entfernt. Sie stellten die Kiste ab und liefen zum Tor hinaus, als sie sahen, dass der Bach wieder Wasser führte.
    „Die Quelle!“, rief Gwyn und lachte dabei wie ein Kind. „Sie fließt wieder.“
    Außer sich vor Freude rannten sie den Hang hinab und tauchten ihre Gesichter in das kostbare Nass. Für Gwyn war es das Köstlichste, was er jemals getrunken hatte. Ausgelassen spritzten sie sich gegenseitig nass und fielen sich erleichtert in die Arme.
    Rowan zeigte hinauf zum blauen Himmel, an dem sieben schwarze Raben ihre Kreise zogen. „Schau, selbst die Natur ist wieder erwacht. Es scheint, als habe irgendetwas den Fluch von diesem Land genommen.“
    „Vielleicht habe ich einfach nur die richtige Frage gestellt.“
    Rowan schaute seinen Freund verdutzt an. „Was für eine Frage?“
    „Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Aber gestern Abend, du warst gerade eingeschlafen, hatte sich die große Halle verwandelt. Ein König von riesenhaftem Wuchs saß an einem gedeckten Tisch und klagte über eine Verletzung, die er wohl im Kampf davongetragen hatte. Da erinnerte ich mich an Lancelots Worte, der darüber gejammert hatte, dass er den König nicht nach seiner Wunde gefragt habe und so den Gral verlor.“
    „Und du hast ihn gefragt?“
    Gwyn nickte. „Daraufhin rief er aus, dass er nun endlich frei sei!“
    „Du willst den Geist von Goon Desert gesehen haben?“, fragte Rowan ungläubig.
    „Nein, sein Name lautete anders. Er hieß Bran Fendigaid. Merlins Worten nach soll er der erste Fischerkönig gewesen sein, den Joseph von Arimathäa eingesetzt hat.“
    Rowan schüttelte den Kopf. „Ich habe noch nie von ihm gehört.“
    „Er war ein Riese, bestimmt doppelt so groß wie Sir Kay. Doch da war noch etwas anderes. Auf dem Tisch stand eine Schale voller Essen. Bran Fendigaid lud mich ein, daraus zu essen. Doch egal, wie viel ich nahm, die Schale wurde nicht leer, sondern füllte sich immer wieder.“
    „Gwyn, ich will dich ja nicht enttäuschen“, sagte Rowan vorsichtig. „Aber das, was du gestern Nacht erlebt hast, war nur ein Traum. Die giftigen Dämpfe hatten deinen Geist verwirrt.“
    „Aber… wie erklärst du dir dann das alles? Die Quelle, die wieder fließt? Die Tiere, die wieder gekommen sind?“
    „Ich weiß es nicht. Zufall vielleicht. Mir ist es aber auch egal. Hauptsache ist, wir sind gerettet!“ Er stand auf. „So, und nun lass uns ins Tal gehen und den Dorfbewohnern die gute Nachricht übermitteln. Obwohl sie es weiß Gott nicht verdient haben.“

 
    In der Falle
     
     
     
    Die Veränderungen, die von der Quelle bei der Burgruine ausgegangen waren, hatten sich wie eine ringförmige Welle ausgebreitet. Der Atem der Natur belebte das Wüste Land in einer unglaublichen Geschwindigkeit. Hatten sich Gwyn und Rowan am Tag zuvor durch eine ausgedörrte Wüste geschleppt, gingen sie jetzt einen Weg entlang, an dessen Rand die buntesten Blumen blühten, so als wären sie von magischer Hand dorthin gezaubert worden. Über Bäume, die zuvor wie morsche Krüppel verloren zwischen den Felsen gestanden hatten, hatte sich ein zartes Grün gelegt. Rowan und Gwyn schritten leicht und beschwingt aus, als hätte die wieder gewonnene Lebensfreude ihnen Flügel verliehen.
    Auch das Dorf hatte eine eigentümliche Veränderung erfahren, die selbst die mürrischen Bewohner erfasst hatte. Sie standen auf einem kleinen Platz beisammen und unterhielten sich wie vertraute Menschen, die nach einer langen, albtraumbelasteten Nacht voller Tatendrang das Licht des neuen Tages begrüßten. Als sie die beiden Jungen sahen, unterbrachen sie ihr Gespräch und wandten sich verlegen, doch voll froher Erwartung Gwyn und Rowan zu.
    „Seid gegrüßt, junge Herren“, sagte der alte Mann, der als Einziger seinen spärlichen Wasservorrat mit ihnen geteilt hatte, und verneigte sich tief vor ihnen. Die Last der Sorge um das tägliche Überleben schien von seinen

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