Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gwydion 02 - Die Macht des Grals

Titel: Gwydion 02 - Die Macht des Grals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
Vom Netzwerk:
preiszugeben.
    „Ich ertrage es nur nicht mehr, dass Menschen meinetwegen sterben müssen“, sagte er schließlich, als er seine Fassung wiedererlangt hatte.
    „Ja, das verstehe ich“, sagte Rowan. „Das verstehe ich vollkommen.“
    Doch seine Augen sagten etwas anderes.
    Gwyn spürte – nein, wusste –, dass Rowan einfach keine Lust mehr hatte, weiter mit ihm darüber zu reden. Denn eigentlich verstand Rowan ihn überhaupt nicht.
    Es war in dieser Nacht, als Gwyn das erste Mal spürte, wie sich ein Schatten auf ihre Freundschaft legte.

 
    Der Zauber der Cundrie
     
     
     
    Der Morgen graute bereits, als die beiden das Moor hinter sich ließen und wieder festen Boden unter den Füßen hatten. Ihre Beine waren vom Laufen schwer und auch die Kiste war nun zu einer Bürde geworden, die ihre Arme schmerzen ließ. Dennoch: Die Raben trieben sie immer weiter an, gönnten ihnen keine Pause. Erst als sie die Ausläufer eines dichten Waldes erreichten, ließen sie es zu, dass Gwyn und Rowan ihr Marschtempo verringerten.
    Es war ein verwunschener Ort, den sie betraten. Die Bäume standen so dicht, dass sie nur wenige Schritte weit sehen konnten, aber dennoch kamen sie gut weiter, denn es gab kein Unterholz, das ihnen den Weg versperrte. Sattgrünes Moos bedeckte den Waldboden und nach längerer Zeit hörten sie wieder Vögel zwitschern.
    Gwyn hatte vor den Wäldern seiner Heimat immer einen gesunden Respekt gehabt. Nur selten hatte er sich mehr als einen halben Tagesmarsch vom Hof entfernt, und selbst das war manchmal ein gefahrvolles Unterfangen gewesen, denn es konnte leicht passieren, dass er einer Rotte hungriger Wildschweine oder gar einem übellaunigen Bären begegnete.
    Doch dieser Wald war anders. Friedvoller. So als ob eine schützende Hand über allen Kreaturen schwebte.
    Gwyn sah die Pferde zuerst. Sie standen auf einer kleinen Lichtung im goldenen Schein der Sonne, der durch das grüne Blätterwerk der Bäume fiel, und knabberten an einigen jungen Trieben.
    „Pegasus!“, rief Gwyn überrascht, woraufhin das weiße Pferd den Kopf hob und die Ohren spitzte. Als es die beiden Knappen sah, wieherte es kurz, schüttelte freudig den Kopf und trabte auf sie zu. Gwyn strich ihm mit der Hand über den Nasenrücken. „Mein alter Freund! Ich bin froh, dass dir nichts zugestoßen ist.“
    Rowan hingegen war weniger entspannt. Misstrauisch zog er sein Schwert und schaute sich um.
    „Was ist los?“, fragte Gwyn, der beim Anblick der Waffe ein wenig nervös wurde.
    „Wenn unsere Pferde hier sind, kann ihr Dieb nicht weit sein“, sagte er grimmig und umklammerte den Griff fester.
    Sie hörten hinter sich ein Rascheln und wirbelten herum, doch da war niemand.
    „Lass uns schleunigst von hier verschwinden“, knurrte Rowan. „Ich habe das ungute Gefühl, dass man uns beobachtet.“
    „In der Tat, junger Rowan. Der Wald hat Augen. Und manchmal auch Zähne, mit denen er zubeißt. Doch nicht an diesem Ort. Hier seid ihr sicher.“ Die Stimme schien Gwyn und Rowan zu umkreisen. Sie kam von überall her, und doch war niemand zu sehen.
    „Kommt heraus, wenn Ihr nicht wollt, dass ich Euch mit meinem Schwert aufscheuche!“
    Plötzlich legte sich eine Hand auf Rowans Arm und das Schwert fiel ihm aus der Hand. Neben ihm stand eine Frau, deren Gesicht Gwyn nicht erkennen konnte, denn es wurde von einem Schleier aus grauem Haar gänzlich verborgen. Der Körper, der in einen Mantel aus Blättern und Flechten gehüllt war, war gebückt wie der einer Greisin, jedoch sprach die Frau mit der Stimme eines jungen Mädchens.
    Gwyn versuchte sich zu bewegen, doch seine Füße schienen festgewachsen zu sein. Auch Rowan machte keinerlei Anstalten, sich dem Griff der seltsamen Frau zu entwinden.
    „Mein Name ist Cundrie“, sagte sie und ließ los.
    Als ob ein Zauber von ihm genommen würde, konnte sich Rowan wieder bewegen.
    „Ihr seid die Heilerin, zu der uns Merlin geschickt hat!“, stellte Gwyn fest.
    Die Frau nickte und tippte ihn mit den Fingerspitzen an. Erst jetzt konnte Gwyn sich wieder bewegen.
    „Ich habe auf euch gewartet. Folgt mir.“ Als schwebten ihre Füße eine Handbreit über dem Boden, glitt sie an ihnen vorbei.
    Gwyn hob das Schwert auf und reichte es dem langsam erwachenden Rowan. „Du solltest es wieder wegstecken. Ich glaube kaum, dass du viel mit dieser Waffe ausrichten könntest.“
    „Was ist geschehen?“, murmelte Rowan und griff sich an die Stirn.
    „Cundrie hat uns gefunden“, sagte Gwyn.
    Die

Weitere Kostenlose Bücher