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Gwydion 03 - König Arturs Verrat

Titel: Gwydion 03 - König Arturs Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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zitternden Händen an und trat hinaus vor die Tür.
    Draußen schaukelte unter dem Vordach eine Sturmlampe. In ihrem Schein konnte er den Regen sehen, der durch den heftigen Wind fast waagerecht in sein Gesicht gepeitscht wurde. Innerhalb kürzester Zeit war er nass bis auf die Haut, aber das störte ihn nicht weiter. Geduckt lief er um das Haus herum.
    Ein Blitz zuckte auf und enthüllte für einen Sekundenbruchteil den alten Bergfried, der in seiner beeindruckenden dunklen Massigkeit den Elementen trotzte. Eigentlich, so dachte Gwyn, sah er ganz und gar nicht einsturzgefährdet aus. Vorsichtig erklomm er den Pfad, der die kleine Anhöhe hinaufführte. Die gesprungenen Wegplatten waren durch die Nässe glatt und schlüpfrig geworden. Der Donner polterte dumpf vom Tal herauf und brach sich an den Wänden der Feste. Immer wieder drehte Gwyn sich ängstlich um, doch er war allein. Nachdem er die dreizehn Stufen erklommen hatte, stand er endlich vor einer niedrigen Tür. Erneut flammte ein Blitz auf und für einen kurzen Moment konnte Gwyn das Schlüsselloch erkennen. Er strich mit der Hand über das Holz und klopfte vorsichtig. Es klang, als würde er mit seinen Knöcheln auf Stein pochen. Die Tür war aus Eichenholz gezimmert und durch starke Eisenbänder gesichert.
    Gwyn dachte fieberhaft nach. Er musste etwas finden, womit er dem Schloss auch ohne die Hilfe eines Schlüssels zu Leibe rücken konnte. Die Schmiede beim Stall, schoss es ihm durch den Kopf. Dort würde sich das eine oder andere nützliche Werkzeug finden lassen.
    So schnell er konnte, lief er die Treppen hinab, überquerte den morastigen Burghof und steuerte den niedrigen Anbau neben den Stallungen an.
    In der Esse glimmten noch einige Kohlenstücke vor sich hin. Vorsichtig entfachte Gwyn die Glut und entzündete eine kleine Öllampe. Er hielt schützend die Hand über die Flamme und suchte einen großen Tisch ab, auf dem einige halbfertige Werkstücke lagen. Schließlich fand er, wonach er suchte: eine Handvoll Ringe, die zu einem groben Kettenhemd verarbeitet werden sollten. Gwyn bog einen von ihnen mit aller Kraft so weit auf, bis er ein Stück Draht in Händen hielt, dessen Ende er mithilfe einer Zange abknickte. Mit diesem notdürftig zurechtgebogenen Dietrich lief er wieder zurück.
    Vor der Eichentür ging er in die Knie und wischte sich mit dem Ärmel seines Rocks das regennasse Gesicht ab. Er hatte so etwas noch nie gemacht. Die einzigen Schlösser, die er kannte, sicherten das Lagerhaus und die Waffenkammer von Camelot. Die Schlüssel dazu waren im Besitz von Sir Kay gewesen und Gwyn hatte nur einmal gesehen, wie sie benutzt wurden. Die Schlüssel hatten natürlich komplizierter ausgesehen als dieses stümperhaft zurechtgebogene Drahtgebilde, doch Gwyn hoffte, dass es seinen Zweck erfüllen würde.
    Vorsichtig führte er den Dietrich ein und stocherte in der Öffnung herum. Ohne Erfolg.
    „Ganz ruhig“, murmelte Gwyn und schüttelte seine zitternden Finger aus, bevor er einen neuen Versuch wagte. Und diesmal schien er mehr Glück zu haben, denn der Draht hakte sich fest.
    „Na also“, sagte Gwyn triumphierend und versuchte den Behelfsschlüssel zu drehen. Nichts rührte sich. Der Mechanismus des Schlosses schien wie festgefroren zu sein. Er versuchte es noch einmal, drehte mit aller Kraft – als der Draht auf einmal in der Mitte durchbrach.
    „Oh nein“, stöhnte Gwyn und versuchte, das stecken gebliebene Ende herauszuziehen. Aber es rührte sich nicht. „Bitte, bitte! Tu mir das nicht an!“, flehte er. Mit spitzen Fingern griff er nach dem Draht, der vielleicht einen Fingerbreit hervorstand. Vergeblich.
    Panik befiel Gwyn. Wenn Mara oder Sir Gore am nächsten Tag den Turm aufschließen wollten, würden sie merken, dass sich jemand an dem Schloss zu schaffen gemacht hatte. Und ihr Verdacht würde natürlich sofort auf ihn oder Sir Lancelot fallen.
    Die Zange, schoss es ihm durch den Kopf. Mit ihr müsste es ihm gelingen, das verräterische Stück Metall zu entfernen. Erneut lief Gwyn zur Schmiede zurück, machte sich aber diesmal nicht die Mühe, die Lampe zu entzünden, da er wusste, wo er das Werkzeug hingelegt hatte. Er griff hastig danach und rannte zurück zum Bergfried.
    Mittlerweile fror er erbärmlich. Die Feuchtigkeit hatte seinen Körper auskühlen lassen und er zitterte wie Espenlaub. Wie lange mochte er hier nun schon zugange sein? Eine Stunde bestimmt, vielleicht sogar länger. Gwyn konnte nur hoffen, dass niemand sein

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