Gwydion 03 - König Arturs Verrat
Wirtschaftsgebäuden befand, herrschte Hochbetrieb. Ein halbes Dutzend Männer und Frauen war damit beschäftigt, nicht nur das Abendessen für Sir Gore und seine Gäste zuzubereiten, sondern auch Brot für die Bewohner des Dorfes zu backen, das sie zusammen mit einem Eintopf aus Kohl und Möhren als Entlohnung für ihr Tagwerk essen durften.
Selbst Mara, die die Arbeiten beaufsichtigte, stand nicht müßig herum, sondern hatte die Ärmel hochgekrempelt und knetete mit Tom den Sauerteig, der seit dem Mittag in einem hölzernen Trog gegärt hatte.
„Was willst du?“, fragte sie, ohne von ihrer Arbeit aufzuschauen. Sie hatte über ihr kostbares Kleid einen Leinenkittel gezogen, um sich nicht mit Mehl zu beschmutzen. Der Schlüssel war nicht zu sehen. Er hing wohl darunter an ihrem Gürtel – das hoffte Gwyn zumindest.
„Es ist ein wenig eintönig, den ganzen Tag darauf zu warten, dass das Wetter besser wird, und da habe ich mir gedacht, ich könnte Euch ein wenig helfen.“
Mara wischte sich eine Strähne aus der Stirn. „Wasch dir zuerst deine Hände. Dann kannst du dich an den Tisch dort drüben setzen und das Gemüse putzen.“
Gwyn ging zu einem Eimer, der neben der Feuerstelle stand, und tat, wie ihm geheißen. Eine Frau saß auf einem Schemel und rupfte eine Ente, deren Kopf schlaff und leblos herabbaumelte. Er fragte sich, wann Tom und seine Leute wohl zum letzten Mal ein Stück Fleisch auf dem Teller gehabt hatten.
Eine alte Bäuerin mit gichtigen Händen rutschte auf einer Bank ein Stück beiseite, damit Gwyn sich setzen konnte. Er lächelte sie dankbar an, doch die Frau lächelte nicht zurück. Ihre Augen waren vor Erschöpfung stumpf und grau. Gwyn nahm sich ein kleines Messer, prüfte die Schärfe der Klingen mit dem Daumen und begann, an einem Kohl die welken Blätter zu entfernen. Den geputzten Kopf schnitt er klein, um ihn anschließend in einen großen mit Wasser gefüllten Topf zu werfen, während die Abfälle in einem Korb unter dem Tisch landeten.
Niemand sprach ein Wort. Keiner lachte. Jeder beschäftigte sich mit der ihm zugeteilten Arbeit und kümmerte sich nicht darum, was sein Nachbar tat.
Mara war mit dem Kneten fertig und formte jetzt mit beiden Händen runde Brotlaibe, die sie auf ein mit Mehl bestäubtes Brett legte. Vierzig Stück waren es für alle Familien – eine Menge, die Gwyn sehr gering erschien. Vor allen Dingen, da es keine Butter, keinen Käse und kein Schmalz gab, mit dem man die Scheiben bestreichen konnte. Ein Körper, der den ganzen Tag harte Arbeit verrichtet hatte, verlangte nach mehr! Kein Wunder, dass die Dorfbewohner aussahen, als hungerten sie seit Jahren.
Mara gab Tom ein Zeichen und gemeinsam trugen sie die Laibe zum Backhaus.
Gwyn begann, die hutzeligen Karotten klein zu schnippeln. Auch der Eintopf würde ohne Speck und Salz eher eine fade Suppe werden. Einzig Zwiebeln, Lauch und etwas Sellerie sorgten für ein wenig Geschmack. Als das letzte Gemüse verarbeitet war, stand die Frau, die die ganze Zeit stumm neben ihm gearbeitet hatte, auf und ergriff den Henkel des Kessels. Gwyn half ihr und gemeinsam schleppten sie ihn zur Feuerstelle, wo sie ihn an einen Haken hängten. Ohne sich bei Gwyn zu bedanken, drehte sich die Frau um und trug den flachen Weidenkorb mit den Küchenabfällen hinaus.
„Hier steckst du also, Gwyn“, sagte Sir Lancelot, der in der Tür stand und einen Schritt beiseite trat, damit die Frau an ihm vorbeikonnte. „Ich sehe, du machst dich nützlich. Hast du bereits nach den Pferden gesehen?“
„Ihnen geht es wie uns: Es fehlten sowohl die Bewegung als auch die Abwechslung. Die Tage im Stall tun ihnen nicht gut.“
Lancelot kratzte sich am Kopf. „Kann ich verstehen. Mit meiner Laune ist es auch nicht gerade zum Besten bestellt.“
Die Tür ging auf und Mara trat ein. Nach dem kurzen Gang über den Hof war sie völlig vom Regen durchnässt. Als sie Sir Lancelot erblickte, verneigte sie sich. „Ich grüße Euch.“
Lancelot lächelte sie freundlich an, doch ihre Miene blieb völlig ausdruckslos.
„Kann ich etwas für Euch tun?“, fragte sie.
„Nein, ich habe nur nach meinem Knappen geschaut. Benötigt Ihr seine Dienste noch?“
Mara schüttelte den Kopf und zog ihren nassen Kittel aus. Gwyns Herz schlug schneller, als er den Schlüssel an ihrem Gürtel sah.
Lancelot wandte sich zu Gwyn um. „Kommst du dann mit? Ich glaube, mir steht zur Abwechslung der Sinn nach einer Partie Schach. Du hast doch das Spiel
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